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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Über die Kamera, die im Empfangsraum installiert war, sah er britische Delegierte in kleinen Grüppchen zusammenstehen und leise miteinander reden.
    Dann klickte er wieder auf die Kamera in Sunderlands Büro. Ben Kanes massiver Rücken war vor dem Schreibtisch des Vizepräsidenten zu sehen.
    Wesley drehte die Lautstärke auf, das Namensschild steckte noch immer in der Sofaritze. Der Ton klang irgendwie wattiert, aber es war alles zu verstehen.
    »Habt ihr Burton aus dem Weg geräumt?« Das war Sunderlands Stimme.
    »Ja! Zwei Mann bewachen ihn, als wäre er der Leibhaftige« , antwortet Kane.
    »Und Wesley Barefoot? Was meinst du zu ihm?«
    »Der hat mit den Abhörungen nichts zu tun.«
    »Sagt wer? Burton?«
    »Wir haben Burton extrem unter Druck gesetzt. Er ist zu schwach, um zu lügen. Er hätte Wesley Barefoot längst verpfiffen, wenn es da was zu verpfeifen gäbe.«
    Wesley war Burton unermesslich dankbar.
    »Gut, dann behalten wir Wesley erst mal, er wird wahrscheinlich ein guter Zeuge für uns sein. Müssen ihn nur ein bisschen auf Linie bringen, wenn das hier vorbei ist.« Sunderland schlug auf den Tisch. »Jetzt setz dich mal einen Moment hin, Kane, der Rest des Tages wird noch turbulent genug werden.«
    Da setzte sich Kane und begrub das Namensschild inklusive Tonübertragung unter seinem massigen Körper.
    Gott sei Dank verdächtigen sie mich nicht, ging es Wesley durch den Kopf. Aber Erleichterung verspürte er trotzdem nicht. Der Mord an Bugatti, dessen Augenzeuge er geworden war, und der Gedanke, dass Burton wahrscheinlich gefoltert worden war, machten ihm zu sehr zu schaffen.
    Er versuchte vergeblich, an Sunderlands Mimik und Kanes Gestik abzulesen, worüber die beiden nun sprachen. Doch nach etwa einer Minute verlagerte Kane sein Gewicht auf die Sofakante, und Wesley hörte wieder, was sie sagten, wenn auch etwas leiser als vorher.
    »Der glaubt immer noch, dass du ihm Amnestie gewähren wirst« , sagte Kane. Von wem sprachen die? Warum benutzten sie den Ausdruck Amnestie? Ging es um einen der Exilpolitiker?
    »Wo ist er jetzt?«
    »In einem unserer Quartiere in Seattle.«
    »Gut, dass wir ihn erst mal am Leben gelassen haben« , sagte Sunderland. »Er hat uns nützliche Informationen gegeben.« Er lachte auf. »Ironie des Schicksals, was? Der Feind hatte sich um einen Mann versammelt, den wir fast zwei Wochen in unserer Gewalt hatten. Total lachhaft.«
    Verdammt! Die redeten von Moonie Quale, dem Milizenführer! Was zum Teufel hatten die denn miteinander zu tun? Wesley warf einen Blick auf die vielen Apparate um ihn herum. Hoffentlich wurde das jetzt auch wirklich alles aufgenommen!
    Bitte, ihr da draußen, bitte hört, was gespielt wird!, betete er und hoffte, dass irgendein Mensch im Ministerium für Innere Sicherheit mit einem Rest Ehrgefühl im Leib in diesem Moment aufmerksam genug war, um die Brisanz dieser Aufnahmen zu erkennen.
    »Das war wirklich ein kluger Schachzug, Kane« , fuhr Sunderland fort.
    Kane rutschte auf dem Sofa wieder zurück, und der Ton wurde abermals erstickt.
    Wesleys Gedanken überschlugen sich. Was machte es schon, dass er der Unterredung nicht folgen konnte. Was er soeben mit angehört und –gesehen hatte, war nicht weniger als Landesverrat. Wenn es nach ihm ginge, würden die Aufnahmen, die da gerade in den Apparaten vor ihm digitalisiert wurden, Sunderlands politisches und menschliches Ende besiegeln. Aber jetzt beschäftigte ihn vor allem die Frage, wie er unbeobachtet den Abhörraum verlassen konnte. War irgendjemand dazu zu bringen, dem Präsidenten mitzuteilen, dass er hier eingesperrt war? Vielleicht jemand im Wachraum? Die Leute da gehörten seines Wissens nicht zu Kanes Männern.
    Er ging hinaus in Burtons Büro, drückte ein paar Mal auf die Gegensprechanlage und musste feststellen, dass sie immer noch unterbrochen war. Dann nahm er zum dritten Mal den Telefonhörer in die Hand. Die Leitung war tot. Was zum Teufelsollte er tun? Sein Handy lag auf dem Schreibtisch in seinem eigenen Büro. Hier in Burtons Büro hingen keine Kameras, durch die er seine Not hätte mitteilen können. Und weil Burton ihm ein wanzenfreies Namensschild gegeben hatte, konnte er auch darüber keinen rettenden Engel herbeirufen.
    Er zog die Gardinen zur Seite und sah Richtung Pennsylvania Avenue. Selbst da standen Delegationen von Kanes schwarzen Teufeln. Verdammt noch mal! Mit Informationen, so brisant, dass sie die Grundfeste der Demokratie erschüttern konnten, saß er hier fest und
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