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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Ihnen keine Fragen beantworten, bevor ich nicht diese Zusage habe.«
    Sie sah einen nach dem anderen an und stellte entsetzt fest, wie sie ihrem Blick auswichen.
    Billy Johnson ergriff das Wort: »Es tut mir aufrichtig leid, Miss Rogers, aber es ist zu spät.«
    Doggie brach kalter Schweiß aus. Alles in ihr krampfte sich zusammen. Ihr wurde schwarz vor Augen. Einer von Johnsons Sicherheitsleuten eilte herbei und stützte sie.
    Nein. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein. Das ertrug sie einfach nicht. Nein, das hatten sie nicht gesagt. Ihr Gehör hatte ihr einen Streich gespielt. Johnson hatte sich versprochen. Es handelte sich um eine Fehlinformation. Woher sollte ein Mann in Johnsons Position wissen, dass es zu spät war? Der hatte doch viel Wichtigeres zu tun. Wasfiel ihm ein, ihr eine so niederträchtige, unmenschliche Lüge aufzutischen?
    All das wollte sie ihm ins Gesicht schreien, aber sie war wie gelähmt.
    »Es tut mir unendlich leid, Doggie«, sagte Billy Johnson und faltete die Hände.
    Mit aller Kraft versuchte sie, sich zu sammeln. Die Schlacht war noch nicht verloren. Sie musste nur die richtigen Fragen stellen. So war das doch sonst auch immer. »Woher wollen Sie wissen, dass es zu spät ist? Die Hinrichtung ist doch erst morgen?«
    Traurig sah Johnson sie an. »Ihr Vater ist nicht hingerichtet worden, Doggie. Es hat einen anderen tragischen Zwischenfall gegeben.«
    Er nickte General Powers zu.
    »Mein aufrichtiges Beileid, Miss Rogers«, sagte der. »Ihr Vater kam etwa zu dem Zeitpunkt ums Leben, als der Angriff auf das Weiße Haus stattfand.«
    Sie sah ihn an. Was sagte er da?
    »Die Milizen haben heute Nachmittag das Gefängnis gestürmt, um ihre inhaftierten Kameraden zu befreien. Dabei haben sie alle anderen Häftlinge – entschuldigen Sie bitte den Ausdruck – liquidiert. Wir gehen davon aus, dass man keine Zeugen wollte.«
    Die Milizen. Doggie verstand kein Wort. Warum hätten sie das tun sollen? Welchen Schaden hätte ihr Vater ihnen schon zufügen können? Das war doch erstunken und erlogen! Sie wollten sie nur vor dem Verhör mürbe machen. Was wollten sie bloß fragen, das eine solch grausame Taktik rechtfertigte?
    »Die Milizen haben die Gefängnistüren mit Handgranaten aufgesprengt und sind in den Todestrakt eingedrungen, dann sind sie mit ihren Kameraden verschwunden«, fuhr der General fort. »Die Leiche Ihres Vaters wurde in seiner Zellegefunden. Man hat ihn erschossen, wie alle anderen Häftlinge auch. Es tut mir wirklich außerordentlich leid, Miss Rogers.«
    Es war das Wort »außerordentlich«, das sie zum Weinen brachte. Das und die tiefe, ruhige Stimme des Generals. Es tat ihm außerordentlich leid.
    Als Johnson eine Hand auf ihre Schulter legte, fühlte sich das an wie ein Stromschlag. »Hier«, sagte er und reichte ihr ein Taschentuch.
    Dann erklärte er, sie seien von der zuständigen Polizei informiert worden, dass die Kriminaltechniker unterwegs seien. Es müsse noch einiges aufgeklärt werden, zum Beispiel der Verbleib des Gefängnisdirektors und eines der Angestellten. Man gehe davon aus, dass sie sich in dem nahe gelegenen Sumpfgebiet versteckten. Von ihnen erhoffte man sich erhellende Informationen.
    Als wenn die ihren Vater wieder lebendig machen würden.
    Nachdem sie etwas von dem Tee getrunken hatte, den der designierte Präsident des Senats ihr eingeschenkt hatte, und den Männern wieder in die Augen sehen konnte, dankte Johnson ihr für die Geistesgegenwart, die sie bewiesen hatte, als sie nur wenige Stunden zuvor alles, was sie über Thomas Sunderland wusste, in das Mikrofon in ihrem Namensschild gesprochen hatte.
    Sie nickte. »Also haben Sie es gehört«, sagte sie leise.
    »Ja«, sagte Billy Johnson. Leider seien die Dinge auf dem Amtsweg des Ministeriums für Innere Sicherheit zu langsam vorangeschritten, sonst hätte es bei der Explosion sicherlich deutlich weniger Tote gegeben. Auch das bedauere er zutiefst. Man wolle ihr im Übrigen dafür danken, dass sie Wesley Barefoot das Leben gerettet und die technischen Zeichnungen beschafft hatte. Beides habe wesentlich zur Rettung des Präsidenten beigetragen. Vieles weise darauf hin, dass Barefoot ein rechtschaffener Mann sei, der weder mit Sunderlandsschmutzigen Machenschaften noch mit Präsident Jansens Amtsmissbrauch etwas zu tun gehabt habe.
    »Woher hatten Sie die Zeichnungen eigentlich?«, wollte Billy Johnson wissen.
    Mit leerem Blick sah sie ihn an. Was redete er da von Rechtschaffenheit?
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