Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Wollte er sich etwa seiner Verantwortung entledigen? Wie kam er dazu? Wieso saß er überhaupt hier? Musste er nicht auch für so einiges Rechenschaft ablegen?
Doggie reagierte nicht, bis Johnson seine Frage wiederholte.
Da sah sie ihn direkt an. »Die Zeichnungen? Das ist eine lange Geschichte. Und unwichtig. Und außerdem gibt es so viele andere, denen Sie danken sollten, nicht mir. Wo ist Sheriff T. Perkins? Ist ihm etwas zugestoßen?«
»Er wird gerade in einem anderen Büro vernommen.«
»Man wird ihn wegen der Sache mit dem Pfeil doch nicht belangen, oder?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass man ihm einen Orden verleihen wird, Miss Rogers.«
Sie nickte. Gut. »Und Wesley? Gibt es Neuigkeiten?«
»Er hat viel Blut verloren und wird wohl in diesen Minuten operiert, aber seine Verletzungen sind nicht lebensgefährlich.
Doggie dachte an ihren Vater und musste sich sehr beherrschen, nicht wieder zu weinen. Dafür hatte sie noch den Rest ihres Lebens Zeit. Jetzt musste sie sich auf etwas anderes konzentrieren. Darauf, dass Wesley am Leben war und wieder gesund würde. Darauf, dass dieser Albtraum nun hoffentlich vorbei war.
»Und Lance Burton?«, wollte sie wissen.
»Liegt in Bethesda im Krankenhaus und ist einigermaßen heil davongekommen. Allerdings haben wir vor etwa einer Stunde John Bugattis Leichnam gefunden. Wesley hatte uns einen entsprechenden Hinweis gegeben.«
»John ist tot?«, sagte sie leise und sah ihn vor sich, wie erim Teesalon vergeblich auf sie wartete. Sie war es gewesen, die ihn nach Washington bestellt hatte. Dass er tot war, war ihre Schuld. Sie presste die Lippen aufeinander. Wie sollte sie damit leben?
»Wir haben den Mord auf Video gesehen.« Billy Johnson schüttelte den Kopf. »John Bugatti hat wahrscheinlich sehr viel dazu beigetragen, dass wir die ganze Sache jetzt aufklären können. Wir können Menschen wie ihm nur unendlich dankbar sein. Dass er einen solchen Einsatz gezeigt hat, ist wirklich bewundernswert.«
Doggie sah zu Boden und schüttelte den Kopf. »Und was ist mit seinem Lebensgefährten, Onkel Danny? Weiß man das?«
»Ja. Tut mir leid, aber die Polizei hat ihn tot in seinem Bett vorgefunden, als sie ihm die Nachricht von John Bugattis Tod überbringen wollte. Es sieht ganz so aus, als sei er erstickt worden, aber dazu wissen wir noch nicht mehr.«
O Gott. Nein. Nein. Das war doch nicht auszuhalten. Doggie schüttelte erneut den Kopf und begann zu schluchzen.
Sie stand auf. »Können Sie mich bitte nach Hause bringen lassen?«
Da richtete sich der Vorsitzende der Republikaner auf und sah sie an. »Miss Rogers! Unser Land ist augenblicklich ohne Führung und der Vizepräsident ist tot. Wir müssen schnell handeln. Die Verfassung schreibt vor, rasch eine Lösung zu finden, das wissen Sie sicher genauso gut wie wir. Sie müssen uns helfen, weiterzukommen. Derzeit werden auch andere Personen vernommen, und danach wird es noch mehr Vernehmungen geben. Sicher werden wir auch mit Ihnen noch mehrfach sprechen. Wir müssen bis morgen wissen, wie dieses Land weiter regiert werden kann und wer für all das hier zur Rechenschaft zu ziehen ist. Verstehen Sie? Wir werden Sie selbstverständlich nach Hause bringen, aber nicht sofort. Sie müssen hier bleiben. Das sind Sie Ihrem Land, das sind Sie Ihrem Vater schuldig.«
Auch Billy Johnson richtete sich ein wenig auf. »Die Vernehmungen dauern so lange, wie sie dauern, Miss Rogers. Ich weiß, dass Sie erschöpft sind. Aber in diesen Minuten kommen die Kongressmitglieder zusammen, die Gerüchteküche brodelt, und man wird uns vernünftige Informationen abverlangen. Die Schuldigen müssen gefunden werden. Und auch wir werden für unsere Vergehen bestraft werden. Wir werden uns unserer Verantwortung stellen, aber vorher müssen wir nach Kräften zur Aufklärung beitragen. Verstehen Sie?«
Doggie hatte geweint. Sie hatte Fragen beantwortet, etwas gedöst, weitere Fragen beantwortet und wieder geweint. Die Tränen wollten kein Ende nehmen, noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so verlassen gefühlt. Zwar hatten unbekannte Menschen sie in den Arm genommen – aber was half das schon?
Ihr chaotischer, lauter, liebevoller Vater war tot. Ihre Mutter würde das nicht weiter berühren. Doggie aber war zutiefst erschüttert über seinen Tod, den sie nicht hatte verhindern können.
Der Senat versammelte sich. Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses war noch einmal da gewesen und hatte ihr gemeinsam mit dem ehemaligen
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