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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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bewilligt. Wie wir ebenfalls wissen, geschieht das häufig unterder Bedingung, dass sie der bundesweiten Rechtspraxis folgen und Gesetzesverstöße mit härteren Strafen ahnden. Aber funktioniert das auch, frage ich Sie?« Er schüttelte den Kopf, wie auch die meisten der Anwesenden. So erging es einem mit Jansen. Wenn er etwas sagte, hörte man ihm nicht nur zu, man nahm Anteil, und zwar mit Haut und Haaren.
    »Es ist nicht leicht, mit Verbrechen und Strafe richtig umzugehen. Ist es zum Beispiel klug und richtig, dass wir Menschen ins Gefängnis stecken für Kleindelikte wie Prostitution, Marihuanabesitz und Ladendiebstahl? Müssen wir Menschen dafür in Zellen festhalten? Nein, sage ich, nein, nein und nochmals nein. Stattdessen sollten wir Prostitution, Drogen und Diebstahl abschaffen! Leichter gesagt als getan? Ja, schon möglich. Das erfordert nämlich zunächst ziemlich harte Einschnitte, anders lässt sich das Ziel nicht erreichen. Aber um dieses Ziel geht es! Können Sie mir folgen?«
    Er sah sich um. Einzelne nickten, aber die meisten blickten auf den Tisch. Auch Wesley nickte kurz.
    Der Präsident schluckte ein paar Mal. »Es gibt groteske Beispiele für das Vorgehen der Ordnungshüter in diesem Land. Heute kann man zum Beispiel in manchen Bundesstaaten dafür ins Gefängnis kommen, dass man seinen Hund ohne Leine laufen lässt oder weil man ohne Führerschein Auto fährt. Das ist vollkommen absurd – und eine Frage der Verhältnismaßigkeit.« Er nahm die Karaffe, die vor ihm stand, und schenkte sich ein Glas Wasser ein.
    Wesley hatte das alles schon einmal gehört, das hatten alle Anwesenden. Aber niemand sagte etwas.
    Jansen fuhr fort. »Sie wissen genau, was ich meine. In diesem Land werden ungestraft Verbrechen begangen, für die man in Saudi-Arabien enthauptet würde. Und umgekehrt Delikte geahndet, über die man nur müde lächeln kann.« Er lachte kurz, wurde aber sofort wieder ernst. »In Maricopa County schickt man selbst Kleinkriminelle an Ketten gefesselt zumAufräumen und Fegen auf die Straße. Rauchen sie eine Zigarette, steckt man sie obendrein für dreißig Tage in die Zelle. Ist das angemessen, wo wir doch mit Sicherheit wissen, dass solche Maßnahmen nicht den geringsten Einfluss auf die Rückfallquote haben?
    Jeder Tag, den ein zum Tode Verurteilter in der Todeszelle sitzt, kostet uns fünfundfünfzig Dollar. Die Chemikalien für seine Hinrichtung kosten nicht einmal hundert. Und ich habe noch mehr Zahlen. In den letzten zwanzig Jahren hat man fast zwei Milliarden Dollar ausgegeben, um sechs- bis siebentausend Menschen in die Todeszelle zu stecken, wo sie viele Jahre bleiben, bis sie vielleicht hingerichtet werden. Soeben haben wir den dreimillionsten Häftling hinter Gitter gebracht. 1970 waren es nur zweihunderttausend! Amerika stellt fünf Prozent der Weltbevölkerung, aber hierzulande sitzen fünfundzwanzig Prozent aller weltweit Inhaftierten ein. Das sind Zahlen, die zu denken geben, oder etwa nicht? Aber was sollen wir tun?
    In Kalifornien übersteigen die Ausgaben für das Gefängniswesen die für das Schulwesen! Dadurch steht nicht genug Geld zur Verfügung, um Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Unsere Probleme verschlimmern sich langsam, aber sicher, und was machen die Politiker? Wollen alle aufspringen auf den Zug Richtung bessere Gesellschaft, aber lenken will ihn verdammt noch mal keiner.« Er schüttelte den Kopf. »Am Ende finden wir es nicht einmal mehr seltsam, Kinder einer Leibesvisitation zu unterziehen, bevor sie ihre Schule betreten. Wo sind wir denn bitte gelandet?«
    Abrupt wandte er sich Donald Beglaubter zu, der aussah, als würde er die Arme des Kronleuchters über sich zählen. »Donald, Sie bekommen gleich Gelegenheit, Gift und Galle zu spritzen. Aber zuerst möchte ich wissen, ob Ihnen Paducah in Kentucky etwas sagt?«
    Donald Beglaubter zog die Mundwinkel herunter. Der Assistent des Kommunikationschefs hatte einen scharfen Verstandund ließ sich nicht gerne persönlich in irgendetwas hineinziehen. »Ob mir Paducah etwas sagt? Aber natürlich. Das ist ein hübscher kleiner Ort am Ohio. Ich bin da aufgewachsen.«
    »Ja, Paducah ist ein hübscher kleiner Ort. Man kennt sich untereinander. Sie kennen doch sicher auch den einen oder anderen Angehörigen der Kinder, die vor ein paar Jahren von ihrem Schulkamerad Michael Carneal getötet wurden, oder?«
    Donald Beglaubter nickte. »Doch, ja, einen kenne ich.«
    »Dann können Sie mir vielleicht

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