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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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schienen guter Laune zu sein und nicht zu ahnen, was sie jetzt zu hören bekommen würden.
    Sunderland bat den Vizepräsidenten, ihm in sein Büro zu folgen, während die anderen direkt ins Oval Office gingen. Allein das war schon besorgniserregend.
    Wesley bemühte sich, an sein Bett zu Hause und an die Fernbedienung auf dem Nachttisch zu denken. In stressigen Situationen war der Gedanke an diesen letzten Rückzugsort manchmal tröstlich, aber dieses Mal half es nicht. Er wünschte nichts sehnlicher, als dass dieser sechste März schnellstmöglich zu Ende gehen möge.

6
    Seit ihrem Dienstantritt im Weißen Haus hatte Doggie sich vollkommen zurückgezogen. Sie ging zur Arbeit, erledigte ihre Aufgaben, und das offenkundig zur Zufriedenheit aller. Zwölf Stunden später verließ sie das Büro wieder, nahm den Zug vom Metro Center zur Dupont Circle Station und legte das letzte Stück bis zu ihrer kleinen Wohnung zu Fuß zurück. Einmal pro Woche erledigte sie Einkäufe, dann benutzte sie ausnahmsweise ein Taxi. Das war alles. Mehr unternahm sie nicht.
    Sie verkroch sich in ihrer Wohnung, in der alles noch genauso aussah wie am Tag ihres Einzugs. Das Bettzeug auf dem Futonsofa im Wohnzimmer war unordentlich, Umzugskartons stapelten sich. Die einzigen Geräusche in der Wohnung waren der Verkehrslärm, der durch die Fenster drang, und das Röcheln der Kaffeemaschine, die von spätabends bis frühmorgens lief. Nicht einmal einen Fernseher im Hintergrund hätte sie ertragen.
    Drei, vier Wochen ging das jetzt schon so. Der Prozess gegen ihren Vater sollte in Kürze beginnen, und Doggie war noch immer hin und her gerissen zwischen Wut, Verzweiflung und Enttäuschung.
    Bereits wenige Tage nach dem Attentat vor zwei Monaten hatten die Anwälte ihres Vaters einen wichtigen Antrag gestellt. Sie wollten Einfluss darauf nehmen, welche Instanz den Prozess führte, denn das konnte für das Urteil und das Leben ihres Mandanten entscheidend sein.
    Offiziell wurde der Antrag, den Prozess in Washington zu führen statt in Richmond oder Norfolk, zwar mit Rücksicht aufdie besonderen Umstände und auf die prominenten Zeugen begründet. Aber natürlich wusste jeder, dass es den Verteidigern herzlich gleichgültig war, wie lange der Präsident und seine Mitarbeiter für die Anfahrt brauchten. Nein, ihnen war daran gelegen, die bei Mordfällen wenig zimperliche Rechtspraxis in Richmond und Norfolk zu umgehen. Sie wollten vermeiden, dass ihr Mandant mit einer Kanüle im Arm in der Todeskammer endete.
    Das allerdings lief den Interessen des Oberstaatsanwalts Mortimer Deloitte entgegen, einem harten Knochen mit der Erfahrung von über siebzig Mordprozessen. Er wollte ein Todesurteil. »Für einen Landesverräter und Ränkeschmied wie Curtis ist keine Strafe hart genug«, wurde er nicht müde zu betonen. Wenn aber der Prozess als Zivilrechtssache in Washington verhandelt wurde, wäre die Todesstrafe ausgeschlossen. Die letzte Hinrichtung wurde dort im April 1957 an einem gewissen Robert E. Carter vollstreckt. Deloitte verlangte dennoch im Gegenzug zur allgemeinen Überraschung, dass der Prozess am Bundesbezirksgericht in Washington, D. C., geführt werden solle.
    Curtis’ Verteidiger – und er hatte inzwischen eine ganze Reihe davon – setzten sich in einer luxuriösen Kanzlei zusammen und berieten einen halben Tag und eine ganze Nacht über das mögliche Vorgehen der Staatsanwaltschaft und ihre eigenen Optionen. Bud Curtis stritt weiterhin jede Mitschuld am Tod von Mimi Todd Jansen ab. Da der Mörder bei dem Attentat auch ums Leben gekommen war und man ihm folglich keinen Vorsatz nachweisen konnte, hatte das wiederum zur Folge, dass die Staatsanwaltschaft Bud Curtis nicht wegen vorsätzlichen Mordes anklagen konnte. So weit war man sich einig. Und doch hatte die Staatsanwaltschaft verkündet, sie strebe die Höchststrafe an. Die Frage war, mit welcher Strategie sie dieses Ziel zu verfolgen gedachte. Die Verteidiger waren ratlos.
    Sie spielten alle erdenklichen Paragrafen durch, diskutierten sich die Köpfe heiß, mussten sich aber schließlich doch wieder an die Staatanwaltschaft wenden, um erneut die Grundlagen der Anklage zu verhandeln. Bei dem Stundenhonorar, das Curtis ihnen zahlte, hatten sie es nicht eilig.
    Oberstaatsanwalt Mortimer Deloitte war ein Mann mit Stil, aber reichlich arrogant und absolut unversöhnlich. Für ihn sei die Angelegenheit eine Frage des Prinzips, erklärte er und fügte triumphierend hinzu, man werde aus diesem

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