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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Rehabilitierungskurs und ein paar Monaten gemeinnütziger Arbeit davon, ein Mörder ganz sicher nicht. Mit dem wurde kurzer Prozess gemacht. Der wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Menschen sollten begreifen, dass neue Zeiten angebrochen waren.
    Seit der Einführung der Notstandsgesetze waren allein in Texas elf Menschen hingerichtet worden. Überall dort, wo man über Todeskammern verfügte, wurde die Todesstrafe vollstreckt, und zwar immer schneller. Vizepräsident Sunderland ließ verlautbaren, noch vor dem Herbst würden alle Todeszellen leer sein. Rosalie konnte sich ausrechnen, dass also in jedem Gefängnis, in dem Todeskandidaten einsaßen, mindestens einer pro Tag hingerichtet würde. Mindestens. Immerhäufiger holte man die Verurteilten ohne Vorwarnung aus der Zelle und führte sie direkt in die Todeskammer. Damit nahm man ihnen das Recht auf den letzten Besuch von Angehörigen, das letzte Telefongespräch, die letzten bewussten Stunden in der Todeszelle und damit ein Stück Menschenrecht, argumentierten Kritiker. Aber alle Proteste von Bürgern, Medien und sogar ausländischen Regierungen nützten nichts. Wer nach dem 12. März einen Mord beging, wurde hingerichtet. Basta. Und zwar in allen Bundesstaaten. Unter anderem die Executive Order 11 310 ermöglichte das. »Habeas Corpus« und »Bill of Rights«, all die Meilensteine des Liberalismus, mit denen man Generationen von Schulkindern genervt hatte, hatten keine Gültigkeit mehr.
    Rosalie fragte ihre Söhne, ob sie in jener Nacht etwas getan hatten, was sie nicht hätten tun dürfen. Sie lachten sie aus. Sie lachten auch, als ihre Mutter sie am nächsten Abend anflehte, zu Hause zu bleiben. Sie lachten, als sie ihr die neuen Waffen zeigten.
    Vor vielen Jahren hatte Rosalie Präsident Jansen persönlich kennengelernt und darum bei der letzten Wahl für ihn gestimmt. Noch vor einer Woche hatte sie seine Notstandsgesetze mit Zähnen und Klauen verteidigt, doch jetzt war sie sich nicht mehr sicher.

13
    Sechsundzwanzig Hinrichtungskandidaten warteten im Staatsgefängnis von Waverly darauf, dass die Todesstrafe an ihnen vollstreckt würde. Fünf waren bereits hingerichtet worden, aber vier neue waren dazugekommen.
    In Buds Kopf dröhnten noch immer die Stimmen der Gefängniswärter, wie sie hasserfüllt über die neueste Entwicklung in Washington gesprochen hatten. Der Präsident, dieser verdammte Amateur und Scheißdemokrat, sei völlig durchgeknallt, er habe eine politische Selbstmordaktion gestartet, die das ganze Land auf den Kopf stellte. Als sie von Kriegsrecht sprachen, lachten sie wie die Verrückten. Ob das am Blutrausch lag, der draußen im Land zu herrschen schien? Vielleicht fürchteten sie sich einfach nur vor dem, was auf jeden Einzelnen von ihnen zukam.
    Keiner wusste, wie die veränderte Situation ihr Leben und ihre Zukunft beeinflussen würde, das war nicht zu überhören gewesen.
    »In vier Wochen haben wir nichts mehr zu tun!« Der Rothaarige, den alle Lassie nannten, lachte hysterisch. Später hatte das Personal mehr erfahren.
    Zunächst einmal sollten alle Todeskandidaten hingerichtet werden, und sie, die Vollzugsbeamten, würden dann eine neue Aufgabe bekommen. Sie sollten zukünftig mit weniger schweren Jungs als den zum Tod verurteilten arbeiten. Ihre Aufgabe würde es sein, die Kriminellen wieder in die Gesellschaft einzugliedern.
    Bud ging es nicht anders als den meisten Vollzugsbeamten. Auch er glaubte nicht, dass das funktionieren würde. Aber eswar beschlossene Sache, und die Hinrichtungen hatte man zügig in Angriff genommen.
    Und er, Bud Curtis, war unschuldig.
    Jeden Tag entstanden neue Gerüchte und wurden bestätigt. Buds Anwälte mit ihren schwarzen Aktenmappen bedauerten: Sie könnten nichts tun. Sämtliche Berufungsfälle waren eingestellt worden, trotz enormen Widerstands unterschiedlichster Gruppierungen. Bud dachte sich sein Teil. Wovon sollten diese hochbezahlten Aasfresser leben, wenn man alle ihre Klienten schlachtete? Nicht, dass sie ihm leidtaten.
    In Maryland hatte man nach anfänglichem Zögern nun auch mit den Hinrichtungen angefangen, berichteten die Anwälte. In Texas nahm man sich pro Tag zwei vor, manchmal auch drei. Als wenn Bud das hätte hören wollen. Hier in Virginia ging man ordentlich und systematisch zu Werke, jeden Tag wurde ein Mensch hingerichtet. Das hatte er mit eigenen Augen sehen können. Fünf Todeskandidaten waren in den letzten fünf Tagen mit gesenktem Kopf an ihm vorbeigezogen,

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