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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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auch so gut wie unmöglich geworden, ein Handy zu beschaffen, dessen Besitzer sich nicht aufspüren ließ. Früher konnte man in jeder Spelunke ein gestohlenes Handy kaufen, aber das war nicht mehr so leicht, seit alle Handys auf den Polizeiwachen registriert und alle nicht registrierten unbrauchbar gemacht wurden.
    Als er in Richtung Route 460 fuhr, brauste eine Kolonne Militärfahrzeuge vorbei. Sollte er in Richtung Norden fahren und sich in den Bars von Petersburg umhören oder noch weiterbis Richmond? Oder sollte er es südwärts versuchen? Die Chancen, bei den Canasta-Brüdern fündig zu werden, standen gut. Aber die Familie konnte kein Geheimnis für sich behalten, und Pete wollte auf gar keinen Fall, dass Sheriff Doublewhite ihn mit diesen Halunken in Verbindung brachte.
    Doublewhite hatte damals seinen Vater in ihrem Haus in Wakefield auf dem Dachboden gefunden, Doublewhite hatte ihn abgeschnitten, und nach der Beerdigung hatte er Pete zur Seite genommen und ihm gesagt, dass er sich jederzeit an ihn wenden könne. Wenn Pete vor einem Menschen Respekt hatte, dann vor Doublewhite.
    Er sah zur Uhr. Sein Dienst begann in fünf Stunden. Heute hatten sie den Kindermörder Robert aus Zelle elf hingerichtet, und morgen traf es einen Weißen, der seine Frau und seine Schwägerin mit Gas umgebracht hatte. In drei Tagen war Bud Curtis an der Reihe.
    Kurz vor Petes achtzehntem Geburtstag hatte man den Todestrakt vom Mecklenburg Correctional Center ins Sussex I Staatsgefängnis verlegt. Er hatte früh beschlossen, dort nach seiner Militärzeit wie sein Vater mit den Lebenslänglichen und zum Tode Verurteilten zu arbeiten. Der Job war gut, er brachte einem Respekt ein, so hatte Pete gedacht.
    Die Leute hatten ihn nach dem Selbstmord seines Vaters gewarnt, die Arbeit im Todestrakt habe die Seele seines Vaters aufgefressen. Aber Pete wusste es besser. Sein Vater hatte sich nicht umgebracht, weil er mit den zum Tode verurteilten Inhaftierten zu tun hatte, sondern weil er sie auch zur Hinrichtung führte und hinterher hinausbrachte. Das wollte Pete nicht. Sein Vater hatte in Greensville gearbeitet, und Pete würde in Sussex arbeiten. Dort richtete man die Gefangenen nicht hin, dort verwahrte man sie nur, bis andere sie in Greensville töteten.
    Und Pete tat, was er sich vorgenommen hatte. Nach sechsJahren beim Militär bewarb er sich mit tadellosen Papieren um eine Stelle in Sussex und bekam sie. Er hatte es nicht weit zur Arbeit, und die Tätigkeiten waren leicht. So hätte es bleiben können, wenn nicht Gefängnisdirektor Bill Pagelow Falso kurze Zeit später mit Reformen begonnen hätte und unter anderem einen kleinen Anbau durchsetzte, eine Verlängerung des Todestrakts. Als die Bürgerrechtler begriffen, dass Sussex I nun auch eine Hinrichtungskammer hatte, hagelte es Proteste, aber sie kamen zu spät.
    Diese Entwicklung hatte Pete einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er sah keinen Ausweg, als dabeizubleiben, denn die Arbeitslosigkeit in der Gegend war hoch, und er hatte eine Hypothek abzuzahlen. Zwar hatte das kleine Haus nur drei Zimmer, aber es war seins, und das sollte es auch bleiben. Bis auf Weiteres arbeiteten auch nur die erfahreneren Beamten in der Hinrichtungskammer, insofern war alles gut.
    Aber dann begann Präsident Jansen das Programm »Eine sichere Zukunft« umzusetzen. Alle Gefängnisse wurden systematisch geleert, so auch Sussex I. Selbst Gefangene mit langjährigen Haftstrafen wurden nach und nach mit einer elektronischen Fußfessel in die Freiheit entlassen und erhielten die sorgfältig definierte Aufgabe, mit jungen Kriminellen zu arbeiten. Inspektor Falso berief das Personal zu einem großen Meeting ein und teilte den Mitarbeitern neue Aufgaben zu. Sämtliche Angestellten, die älter als fünfunddreißig waren, erhielten neue Tätigkeitsfelder außerhalb des Gefängnisses. Die Jüngeren hatten weniger Glück. Wenn sie einmal mit dem Entlassen der letzten Gefangenen fertig und die letzten Todeskandidaten hingerichtet worden waren, würde nur noch ein verschwindend kleiner Teil für den zukünftigen Betrieb benötigt. Für den Rest würde man vermutlich keine Verwendung haben.
    Pete sollte fortan nicht nur im Todestrakt, sondern auch in der Hinrichtungskammer arbeiten. Er protestierte nicht. SeinenVater hatte es überfordert, die Hinzurichtenden festzuschnallen, aber er würde es schaffen.
    Das hatte er noch vor zwei Wochen gesagt, mittlerweile war seine Seele schon tief verwundet.
    Die erste

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