Das Weihnachtshaus
weg.
«Nun, er war ein ehrenhafter Mann. Es gäbe keine Dickens-Aufführungen, wenn er der Stadt und dem Theater gegenüber nicht so großzügig gewesen wäre. Er war ein großer Wohltäter. Und ich denke, dass er unsere bescheidene Aufführung dieses Jahr genossen hätte.»
Mit einem Nicken wandte er sich seiner Frau zu, die sich inzwischen zu uns gesellt hatte. Ich sah Katharine nicht direkt an. Ich wusste nicht, wie viel sie mitbekommen hatte, und ich wusste auch nicht, wie viel sie sich zusammenreimen konnte. Sie war die Einzige, der ich das Foto gezeigt hatte. Und sie stand nur wenige Schritte vom Kaminsims entfernt. Es wäre sehr einfach für Katharine, zwei und zwei zusammenzuzählen.
«Miranda muss zum Bahnhof. Ich habe ihr angeboten, dass wir sie mitnehmen, Katharine. Bist du so weit? Können wir los?»
Katharine zögerte, dann fragte sie mit ihrer festen, freundlichen Stimme: «Haben Sie gefunden, wonach Sie gesucht haben, Miranda?»
Ich zögerte einen Augenblick. «Möglicherweise.»
Katharine stand da in ihrem eleganten roten Abendkleid, die Hände gefaltet, und ich wusste, dass sie es wusste. Ich kann nicht sagen, warum, aber ich wusste es.
Katharine sah mich mit dem typischen Lächeln an, das zwei Frauen austauschen, wenn die eine das Geheimnis der anderen so sorgsam beschützt wie das Ei eines Vogels, das aus dem Nest gefallen ist. Es fiel mir nicht schwer, zu glauben, dass sie das kostbare Etwas nicht fallen lassen würde. Wenigstens nicht hier. Nicht am Weihnachtsabend.
ZWÖLFTES KAPITEL
Ellie kam quer durch den Salon auf uns zu, meinen Mantel über dem Arm. Rosa Feenstaub tanzte hinter ihr her.
«Es tut mir so leid, Miranda. Ich bin aufgehalten worden. Wir sollten schon längst unterwegs sein, nicht wahr?»
Bevor ich antworten konnte, sagte Andrew: «Wir nehmen sie mit, damit du bei dem Schnee nicht fahren musst.» Er trat näher zu Ellie und musterte sie von oben bis unten, als ob er ihre Aufmachung erst jetzt bemerkt hätte.
Dann wandte er sich Katharine zu und sagte: «Es kann sein, dass du fahren musst, meine Liebe.»
«Wieso das, Andrew?»
«Ich habe mich bemüht, es nicht zu übertreiben mit dem Punsch, und trotzdem sehe ich schon rosa Elliefanten.»
Es dauerte einen Augenblick, bis alle seinen Witz verstanden hatten. Ein allgemeines Aufstöhnen folgte.
«Das werde ich mir merken, Andrew MacGregor.» Ellie hielt mir den Mantel hin.
Andrew nahm ihr den Mantel ab und half mir hinein.
«Ian wird enttäuscht sein.» Andrews Unverfrorenheit nahm überhand. «Er hätte Sie gern getroffen, Miranda. Wie schade, dass Sie nicht über Weihnachten bleiben.»
«Miranda, Sie sind herzlich eingeladen, hier bei uns zu bleiben», sagte Ellie. «Unser Gästezimmer steht Ihnen zur Verfügung. Wie ich vorhin schon sagte, wir würden uns freuen, wenn wir Sie bei uns hätten, so lange Sie mögen. Wirklich.»
Bevor ich den zweiten Arm in den Mantel stecken konnte, ließ Andrew ihn fast bis auf den Boden sinken. Ich drehte mich um, weil ich wissen wollte, was passiert war, und er sagte: «Den werden Sie im Gästezimmer nicht brauchen, oder?»
Ich brachte eine Reihe von Einwänden vor. Ich hätte schon für ein Hotelzimmer in London bezahlt, mein Koffer sei noch dort, mit allem, was ich für eine Übernachtung benötigte.
Ellie zerpflückte sie sofort und bestand darauf, dass die Entscheidung gefallen sei. Ich hatte das Gefühl, dass, wenn ich mich weiterhin weigerte, man sich allmählich über mich ärgern würde und die Einladung bereute.
Also gab ich meinen Widerstand auf und entschloss mich, über Nacht zu bleiben. Meine Gedanken konnte ich genauso gut in der Einsamkeit eines Gästezimmers sammeln wie in einem Hotelzimmer. Das Gästezimmer lag näher.
«Einverstanden. Ich bleibe, wenn Sie wirklich ganz sicher sind, dass es okay ist.» Ich stellte diese Frage sowohl Katharine als auch Ellie. Mein Blick wanderte zuerst zu Katharine.
Sie schloss die Augen und nickte leicht mit dem Kopf. Es schien, als würde sie mir ihre Zustimmung geben.
Ellie reagierte viel überschwänglicher. «Natürlich ist es okay. Je länger, je lieber! Katharine weiß etwas über mich, aber ich bin mir nicht sicher, ob du es auch weißt, Andrew. Als ich studiert habe, hatte ich die romantische Vorstellung, ein Semester in Portugal zu verbringen. Ich war während der Ferien allein in Lissabon, und es war das schrecklichste Weihnachtsfest meines Lebens. Der Gedanke, dass Sie nach London fahren, ohne dort Ihre Familie
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