Das Weihnachtshaus
oder Freunde zu treffen, na ja, ich kann Ihnen nicht vorschreiben, was Sie tun sollen. Ich kann nur von mir erzählen, dass ich dieses Weihnachtsfest, das ich ganz allein verbringen musste, als schrecklich deprimierend empfunden habe. Also, jetzt sehen Sie, dass ich durchaus meine eigenen Gründe habe, wenn ich Sie hierbehalten möchte.»
Ich denke, diese großherzigen Menschen wären erstaunt gewesen, wenn sie erfahren hätten, dass ich fast alle meine Weihnachtsfeste allein verbracht habe. Ellies Einladung kam von Herzen, und ich nahm sie an, auch wenn ich tief in meinem Herzen ein wenig erschrocken und eingeschüchtert war.
«Jetzt, wo wir das geregelt haben, machen wir uns auf den Weg», sagte Andrew. Aber er und Katharine plauderten noch ein paar Minuten lang mit Ellie darüber, ob sie nach dem morgendlichen Gottesdienst am Weihnachtsessen der Whitcombes teilnehmen würden. Nachdem alles geplant war, gingen die beiden zusammen mit den meisten anderen Gästen zur Tür.
Ich folgte ihnen, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. An der Tür drehte Katharine sich noch einmal um und warf mir einen Blick zu, der mir wohl versichern sollte, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hätte und dass alles gut werden würde. Ich hob zum Abschied die Hand, und sie folgte ihrem Weihnachtsgeist im Kilt hinaus in das Schneegestöber.
«Das Gästezimmer ist oben, die dritte Tür auf der rechten Seite.» Ellie sagte noch, dass sie mir ein paar Sachen für die Nacht zusammensuchen und aufs Bett legen würde. Außerdem würden sie und Edward noch ein wenig länger aufbleiben, weil sie Geschenke einpacken müssten.
«Der Weihnachtsgottesdienst beginnt um halb zehn. Das Weihnachtsessen findet um vierzehn Uhr statt.»
Eine Fremde in den Feiertagsablauf einer Familie einzubinden schien für Ellie mit keinerlei Unannehmlichkeiten verbunden zu sein. Das hing sicherlich mit ihrer lockeren Art zusammen. Sie schien zufrieden zu sein, dass der Rest der Nacht und der Feiertag einfach ihren Lauf nahmen.
«Kann ich beim Aufräumen helfen?», fragte ich.
Bis auf zwei Gäste waren alle gegangen. Der eine räumte den Serviertisch ab und trug die Teller in einen anderen Raum. Der andere lehnte am Kaminsims und war in eine Unterhaltung mit Edward vertieft, der interessiert zuhörte, was ihm der ältere Mann zu sagen hatte.
«Ganz, wie Sie wollen. Und nur zu Ihrer Information, wenn Sie in die Küche möchten: einfach durch die Halle und dann rechts.»
Ellie nahm mir den Mantel wieder ab und verschwand. Ich stand in dem fast leeren Salon und wusste nicht, was ich tun sollte. Edward unterhielt sich noch immer mit dem Mann, der ein Tweedjackett und darunter eine rote Wollweste trug. Ich hätte mich gern in die Abgeschiedenheit des Gästezimmers zurückgezogen, doch jetzt schien es mir erst einmal angebracht zu sein, beim Aufräumen zu helfen.
Die andere Frau, eine Art weißhaarige Arbeitsbiene, gab mir knappe Anweisungen, als ob ich ihr Dienstmädchen wäre. Doch das machte mir nichts aus. Sie schien nach einem genauen System zu arbeiten. Sie schien auch jemand zu sein, der den Sinn seines Lebens darin sah, sich aufzuopfern, und der es liebte, für seinen Einsatz gelobt zu werden.
Ich räumte die Teller weg, die die Gäste im Salon auf Tischen, Sessellehnen und Bücherregalen hatten stehen lassen. Die Arbeitsbiene gab mir ein Tablett, auf das ich die Teller stellen und in die Küche bringen konnte. Ich folgte den Hinweisen von Ellie, ging durch die große Eingangshalle und dann nach rechts.
Die Küche war hellerleuchtet und im Vergleich zu dem, was ich bisher vom Haus gesehen hatte, erstaunlich modern eingerichtet. In der Mitte befand sich eine große Kochinsel. Alle Arbeitsflächen waren aus schwarzem Marmor. Über dem Herd hingen Töpfe aus glänzendem Kupfer. Im Fenster stand ein bemalter Tontopf mit einer langstieligen Orchidee mit drei exotischen lila Blüten. Daneben entdeckte ich eine aus Holz geschnitzte Krippe, deren Farben verblasst waren.
Ich trat an die Spüle unter dem großen Fenster und betrachtete die Krippe. Die einzelnen Figuren wiesen Unebenheiten auf, wahrscheinlich waren sie handgeschnitzt. Alle waren da: Maria und Josef, die Hirten mit ihren Lämmern, die Weisen mit Turban und einem langbeinigen Kamel, ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln. Alle betrachteten den Star des Abends: das Christuskind. Es lag in einer Krippe mit Stroh. Eine Madonna in Blau kniete daneben, und ein gelbgewandeter Josef stützte
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