Das Weinen der Engel (German Edition)
sie.
„Alvarez versucht seit Jahren, sich das El Dorado zu schnappen. Er hat nie einen direkten Angriff gestartet, aber die Bedrohung war immer da. De La Guerra hat schon zweimal einen Anschlag auf ihn verübt, aber Alvarez ist beide Male davongekommen.“
„Zu dumm für uns“, bemerkte Lark.
„Dazu kommt, dass La Guerra Alvarez’ Benehmen unmoralisch und für die anderen Kartellführer beschämend findet – wie er seine Frau behandelt bis zu der Tatsache, dass er ganze Familien auslöscht, wenn nur einer von ihnen ihn verärgert hat.“
„So wie bei den Wellers“, sagte Lark.
„Genau.“
„Und so was bringt Ärger mit der Polizei“, fügte Johnnie dazu.
„Was für niemanden im Drogengeschäft wünschenswert ist“, schloss Jake.
Dev berichtete ihr, dass er Alvarez’ Rendezvous mit dessen Geliebten in Cabo San Lucas für ihre Sache nutzen wollte, und hoffte, dass Don Ricardo sich dort um ihn kümmerte.
„Nachdem ihr sein Haus überfallen habt, wird er vielleicht gar nicht gehen“, wandte Lark ein. „Vielleicht hat er viel zu viel damit zu tun, uns ausfindig zu machen und umzubringen.“
Die Männer tauschten Blicke.
„Was ist? Glaubst du nicht, dass die Möglichkeit besteht?“
„Ja, sicher. Aber wir gehen davon aus, dass er hingeht. Alvarez hat ein zu großes Ego, um zuzulassen, dass jemand seine Pläne durcheinanderbringt.“
„Wir müssen La Guerra davon überzeugen, dass dies seine Chance ist.“
„Das stimmt“, sagte Cantrell. „Und Zeit ist dabei ein entscheidender Faktor. Wir müssen Alvarez so schnell wie möglich stoppen.“
Lark wandte sich an Dev. „Du sagtest, er wäre ein Familienmensch. Nach dem, was mit Chrissy passiert ist, kann ich vielleicht helfen, ihn zu überzeugen.“
Dev wollte schon widersprechen, weil es zu gefährlich werden könnte. Dann dachte er daran, wie viel vom Funktionieren dieses Plans abhing. Es ging dabei um Leben und Tod, vielleicht für sie alle.
Er atmete tief durch. „Womöglich kannst du das“, räumte er ein.
Jake und Johnnie warfen sich einen Blick zu, aber keiner sagte einen Ton.
Antonio Alvarez saß kochend vor Wut hinter seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer. Als die Tür geöffnet wurde und Jorge Santos mit Paulo Zepeda hereinkam, musste er sich beherrschen, um nicht aufzuspringen.
Er bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Wo ist Ernesto Garcia? Er hatte Dienst, während ich weg war.“
Zur Zeit des Überfalls war Zepeda zu Hause bei seiner Familie gewesen. Antonio und Santos waren zur
cantina
gefahren und hatten Garcia die Verantwortung übertragen. Während sein Haus überfallen wurde, hatte Antonio glücklich zwischen den wundervollen Schenkeln der anbetungswürdigen Francisca Miramontes gelegen.
„Ich habe gefragt, wo er ist!“
Es klopfte an der Tür, bevor einer der beiden Männer antworten konnte. Santos ging hinüber und öffnete, um Garcia hereinzulassen. Der zog seine marineblaue Kappe vom Kopf und hielt sie zwischen beiden Händen. Sein schwarzes Haar war voll, sein Teint sehr dunkel. Doch im Moment sah er bleich aus wie ein
gringo
.
„Du warst gestern Nacht hier?“
„Sí, mi jefe.“
„Du warst also hier und hast nichts unternommen? Du hast zugelassen, dass diese Männer einfach so in mein Haus eindringen?“
„Ich weiß nicht, wie sie hereingekommen sind. Die müssen das Alarmsystem außer Betrieb gesetzt haben.“
„Also haben diese Männer … wie viele sagtest du waren es?“
„Wir sind uns nicht ganz sicher,
jefe
, vielleicht … vielleicht ein Dutzend oder mehr.“
„Also ist ein Dutzend Männer schnurstracks in mein Haus gelaufen und hat das Mädchen mitgenommen – direkt vor deiner Nase.“
„Es … es gab keinen Grund zur Annahme, dass ein derartiger Überfall zu erwarten wäre. Auf dem Wachturm stand ein Wächter, und ein Mann lief Patrouille ums Grundstück …“
„Und warum hat keiner von denen den Alarm ausgelöst?“
Garcia umklammerte die Blende seiner Kappe. Er verlagerte das Gewicht von einem Bein aufs andere. „Sie wurden … überfallen,
mi jefe
. Sie sind … sie waren …“
„Sind sie tot?“ Die Frage klang leicht hoffnungsvoll. Weniger Probleme, um die er sich kümmern musste.
„Nein,
mi jefe
. Bewusstlos.“
„Also haben sie geschlafen, während man mein Haus überfallen hat. Während meine Frau und mein Sohn in Gefahr waren.“
Garcia wirkte noch blasser.
„Und was ist mit den anderen?
Mi soldados?
Haben die auch alle geschlafen?“
„Nur im ersten
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