Das Weinen der Engel (German Edition)
schicken.“
„Wann haben Sie das letzte Mal Kontakt zu ihnen gehabt?“, fragte Dev. So sauer wie der Typ war, würde er wahrscheinlich alles erzählen, was er wusste.
„Vor über einem Jahr, würde ich sagen. Ich hätte für Evan Olcott niemals noch mehr Aufträge übernehmen dürfen, solange er die alten nicht bezahlt hat. Ich hätte meinem Instinkt vertrauen und auf Vorkasse bestehen sollen. Aber er kam finanziell kaum über die Runden. Er tat mir leid.“
„Können Sie noch irgendwas anderes über ihn oder seine Frau sagen?“
„Eigentlich nur, dass ich im Nachhinein denke, ich hätte bei ihnen vorher abkassieren sollen. Irgendwie hatte ich bei denen das Gefühl, dass da was nicht stimmt. Darf ich fragen, warum Sie das interessiert?“
„Wir versuchen ein paar Informationen über eine Adoption zu finden. Vielen Dank jedenfalls für Ihre Auskunft.“
„Ja, danke, dass Sie uns Ihre Zeit geopfert haben, Mr Paradise“, fügte Dev noch dazu.
Aber der Angesprochene hatte sich bereits wieder umgewandt und ging an seinen Arbeitsplatz zurück. Offensichtlich hatte er sich mit dem Verlust seines Geldes abgefunden.
„Na ja, jetzt wissen wir, dass die Olcotts ihre Rechnungen nicht bezahlen“, sagte Lark niedergeschlagen, als sie die Druckerei verließen.
„Ja. Sieht aus, als wäre denen alles über den Kopf gewachsen. Vielleicht haben sie Pleite gemacht und deswegen die Agentur geschlossen.“
„Könnte sein.“ Aber bei dem Gedanken, dass die beiden Geschäftsführer der Agentur weit weniger integer waren, als ihre Großmutter geglaubt hatte, wurde es Lark mulmig im Magen.
3. KAPITEL
D ie Sonne warf bereits nachmittägliche Schatten, als Lark und Dev die Straße vor der Druckerei überquerten und zum Porsche zurückgingen. Dev wartete auf der Beifahrerseite, bis Lark eingestiegen war, dann schloss er die Tür. Als er gerade den Wagen umrundete, klingelte sein iPhone. Er zog es aus seiner Hosentasche, schaute aufs Display und hielt sich das Handy ans Ohr. „Chaz, was gibt’s?“
„Eine alte Adresse von den Olcotts in Mesa“, sagte Chaz. „Mietapartments. Die Olcotts sind vor mehr als einem Jahr ausgezogen, aber ich dachte, du könntest vielleicht was von den Hausverwaltern erfahren. Das ist ein Paar namens Reynolds. Sie wohnen in der Nummer zweiunddreißig.“
„Wunderbar. Sag mir genau, wo.“ Chaz gab ihm die Adresse durch, und Dev wiederholte sie. „Also in der Dunbar einundvierzig. Alles registriert. Vielen Dank, Kumpel.“
„Ich fange gerade erst an.“
Dev grinste. „Das ist genau der Grund, warum du den Job hast.“ Er beendete das Gespräch und schob sein Handy wieder in die Tasche.
„Chaz hat eine alte Adresse der Olcotts gefunden.“ Er glitt auf seinen Sitz hinter das mit Leder gepolsterte Lenkrad. „Eine Mietwohnung. Aber die Verwaltung kennt vielleicht ihre neue Adresse.“
„Wie hat Chaz das rausgefunden?“
Dev sah sie kurz an. „Sollte man lieber nicht fragen.“
Lark lächelte. „Dachte ich mir.“
Sie war ziemlich clever, das war ihm klar. Das könnte vielleicht zum Problem werden, da er sich nicht immer strikt an die Gesetze hielt. Allerdings wusste er auch, wie dringend sie die kleine Tochter ihrer Schwester finden wollte.
Dev drehte den Zündschlüssel um und lauschte dem satten Röhren des kraftvollen Motors. Er fuhr aus der Parklücke am Straßenrand und fuhr Richtung der Adresse, die Chaz ihm gegeben hatte. Als sein Magen knurrte, warf er einen Blick auf die Uhr.
„Wir sind schon ziemlich lange unterwegs. Hast du Hunger?“
Sie zuckte die Schultern. „Ich bin es gewohnt, lange zu arbeiten, ohne zwischendurch Mittag zu essen. Aber ich könnte schon was vertragen.“
Wenn sie nicht seine Klientin gewesen wäre, hätte er sie in eins dieser angesagten Restaurants Scottsdales mitgenommen, in die er gern mit seinen Freundinnen ging. Aber sie war ja keine Freundin, deshalb steuerte er ein kleines Diner in der Gegend an und parkte davor.
„Ist das okay?“
„Klar.“
Lark schien aufgrund seiner Wahl eines ganz normalen Coffeeshops nicht beleidigt zu sein. Aber wie gesagt, sie hatten ja kein Date. Ihre Beziehung war rein geschäftlich. Und mit einem einfachen Lunch in einem einfachen Lokal würden sie es auch so halten.
Sie betraten das Café und setzten sich in eine der roten Sitzecken, bevor sie Cheeseburger bestellten. Lark wollte dazu eine Diät-Cola, während er sich einen Schokoladenmilch-Shake genehmigte. Die Drinks wurden von einer stämmigen
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