Das Weinen der Engel (German Edition)
wahrscheinlich neben den Wellers liegen.“
Dev umfasste ihre Schultern. „Sag das nicht. Denk nicht mal daran. Wir sind am Leben und Chrissy auch. Manchmal nehmen die Dinge einen anderen Lauf, als wir erwarten, das ist alles. Aber wir leben. Jetzt ist es an uns, das Beste daraus zu machen.“
Sie begegnete seinem Blick. Er besaß die intensivsten blauen Augen, die sie jemals gesehen hatte. „Hast du das bei den Rangers gelernt?“
„Wahrscheinlich. Es gab Situationen, da war ich mir nicht sicher, ob ich den nächsten Tag erleben werde. Aber ich hab’s überlebt. Seitdem will ich keinen einzigen Moment im Leben mehr vergeuden.“
Lark erwiderte nichts mehr darauf. Dev war ein vielschichtiger Mensch, ein Mann, den sie von Tag zu Tag mehr bewunderte. Er wandte sich um und verließ das Schlafzimmer, ging durchs Wohnzimmer an Aida und Town vorbei, die emsig alle Einkäufe auspackten.
„Ich wusste nicht, was ich alles brauche“, sagte Lark entschuldigend.
„Das ist schon in Ordnung“, versicherte ihr Aida.
Dev blieb an der Tür stehen. „Wenn du irgendwas benötigst, du weißt ja, wo du mich findest.“
„Vielen Dank“, sagte sie noch einmal. „Für alles.“
Dev nickte ihr zu und lief dann zur Terrasse hinaus. Lark sah ihm nach, bis er durch die Doppeltür im Haupthaus verschwunden war.
Dev warf sich von einer Seite auf die andere, versuchte verzweifelt einzuschlafen. Lark hatte recht mit ihrer Bemerkung. Wenn sie fünfzehn Minuten früher angekommen wären, vor dem Haus geparkt hätten statt einen Block entfernt, wenn sie zur Haustür gegangen wären, während die Männer noch im Haus gewesen waren, könnten sie jetzt genauso gut tot sein.
Sein Magen drehte sich bei der Vorstellung um, wie Lark leblos in einer Blutlache lag, ihre pulsierende Energie für immer erloschen.
Er starrte an die Decke und stieß zitternd den Atem aus. Gott sei Dank hatte Clive ihn bei diesen Recherchen mit ins Spiel gebracht. Gott sei Dank war Lark nicht zu irgendeinem mittelmäßigen Detektiv gegangen, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte.
Er musste gleich als Erstes am Morgen seinen Kumpel anrufen und ihm berichten, was vorgefallen war. Er würde seine Brüder ebenfalls ins Bild setzen. Dev weigerte sich, seine Gedanken noch weiter schweifen zu lassen. Er hatte jetzt Hausgäste. Bei ihm wohnte ein Kind, das in seinem Haushalt vermutlich so einiges durcheinanderbringen würde. Wie lange das dauern konnte, wusste er nicht.
Er sollte sein Schicksal beklagen. Stattdessen dachte er nur ständig daran, wie froh er war, dass sie sich hier bei ihm in Sicherheit befanden.
Dev glaubte nicht, dass die beiden in unmittelbarer Gefahr waren. Die Täter hatten die Wellers und jeden, der sich im Haus befand, getötet. Ein vierjähriges Kind, das sie übersehen hatten, war nun unwichtig.
Die Botschaft war so oder so mehr als deutlich.
Byron Weller hatte einen Feind gehabt, dem er besser nicht in die Quere gekommen wäre.
Sollte jemand anders etwas Ähnliches beabsichtigt haben, so würde er es sich jetzt sicher anders überlegen.
Als Dev den vertrauten Klingelton vom Nachttisch her hörte, streckte er den Arm aus, um nach seinem Handy zu greifen. Sicher war es Chaz. Er hatte ihn vor Stunden angerufen und von der Schießerei berichtet. Sein Freund machte nun Überstunden, um alles über die Wellers herauszufinden, was er konnte. Vielleicht entdeckten sie dabei das Motiv, weshalb man sie ermordet hatte.
Dev presste sich das Handy ans Ohr. „Sag mir, dass sich deine harte Arbeit gelohnt hat.“
„Allerdings, so ist es.“
Er setzte sich auf und lehnte sich gegen das geschnitzte hölzerne Kopfende seines Betts. „Was hast du rausgefunden?“
„Eine ganze Menge. Dafür solltest du dich am besten hinsetzen.“
„Schieß los!“
„Ein paar Infos sind aber inoffiziell.“
„Das bin ich von dir nicht anders gewohnt.“
„Also erst mal, Global Direct gehört der
Bannock Corporation
. Wie es aussieht, gehört die zu einer Firma namens
International Designs
, angemeldet auf den Cayman Islands. Wenn man tief genug buddelt – und damit meine ich richtig tief –, dann findet man ein paar interessante Namen in diesem Zusammenhang. Einer davon ist Antonio Alvarez. Sagt dir der irgendwas?“
„Antonio Alvarez ist Kopf des
Las-Garzas
-Kartells, eines der größten Drogenkartelle in Mexiko.“
„Ganz genau.“
„Marihuana, Amphetamine, Kokain. Alvarez handelt mit allem. Die mexikanische Regierung versucht schon seit
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