Das Weinen der Engel (German Edition)
Nummernschilder gestohlen waren.
Wilkins zog einen Kugelschreiber aus der Tasche seines dunkelbraunen Sportjacketts, das auch schon mal bessere Tage gesehen hatte.
„Warum fangen wir nicht von vorne an? Wie kommt es, dass Sie und Ms Delaney gerade zu einem Besuch vorbeikamen, als hier fünf Leute ermordet wurden?“
Dev bereitete sich darauf vor, die ganze Geschichte noch einmal zu wiederholen, und schilderte das ganze Szenario zum dritten Mal innerhalb der vergangenen Stunde. Er erzählte von der Suche nach Larks Nichte, der kleinen Chrissy, in den vergangenen Tagen.
„Also waren Sie einfach zufällig hier. Sie haben keine Ahnung, warum das hier alles passiert sein könnte?“
„Im Moment noch nicht. Aber Sie werden herausfinden, dass Byron Weller vorbestraft ist. Und die Adoption seiner Tochter, die ihn neunzig Riesen gekostet hat, war illegal. Das dürfte schon einiges über den Mann aussagen.“ Und sobald er von Chaz hörte, würde er mehr wissen.
„Glauben Sie, dass Drogen im Spiel sind?“
Dev sah an ihm vorbei zum Polizeiarzt, der sich über die Leiche der Haushälterin gebeugt hatte. „Es war eine Art Rundumschlag. Der ganze Haushalt ist ausradiert worden. Irgendjemand muss sauer auf Byron Weller gewesen sein und wollte ein Exempel statuieren.“
Der Mann wohnte in einem Dreitausendfünfhundert-Quadratmeter-Haus. Die Container, die er importierte, kamen aus Mexiko. Natürlich ging es um Drogen.
Der Detective nickte, als hätte er sich nicht bereits seinen Teil gedacht, und notierte etwas in seinem Block.
„Wir müssen das kleine Mädchen hier wegbringen“, sagte Dev.
„Ich habe keine Befugnis, sie in Ihre Obhut geben zu können. Sie wird nach Tucson ins Kinderheim gebracht, bis das alles geregelt ist. Die Leute von den Child Protective Services müssten schon auf dem Weg hierher sein.“
„Lark Delaney ist ihre Tante, ihre einzige Verwandte. Chrissy hat gerade ihre Eltern verloren. Sie ist traumatisiert und braucht jemanden, der sich gut um sie kümmert.“
„Tut mir leid. Das kann ich nicht entscheiden.“
„Hören Sie, Detective, Ms Delaney ist eine hoch geschätzte und erfolgreiche Geschäftsfrau. Und wir beide wissen, dass sie als Familienangehörige das Beste für das Kind tun wird.“
„Hören Sie, persönlich gebe ich Ihnen vollkommen recht. Aber das ändert nichts daran. Gesetz ist Gesetz.“
Dev zog sein Handy heraus. „Wenn Sie mich einen Moment entschuldigen, vielleicht kann ich da was tun.“ Er ging durch seine Adressenliste und suchte die Privatnummer des Polizeichefs von Phoenix.
„Hallo, Chief, hier ist Devlin Raines. Es tut mir leid, Sie zu stören, aber ich habe hier ein Problem, das nur Sie lösen können.“ Er erklärte ihm die Situation, berichtete von den Morden und dass die Kleine unbedingt bei ihrer Tante bleiben musste, nachdem sie diesen entsetzlichen Überfall überlebt hatte.
Er wusste, dass ihm der Polizeichef zuhören würde. Dev hielt sich zwar bei seinen Nachforschungen nicht immer strikt an die gesetzlichen Richtlinien, aber er war ein ehemaliger Militärangehöriger und eine wichtige Hilfe für die Polizei. Er besaß außerdem eine Menge Geld, von dem er jedes Jahr eine beträchtliche Summe für wohltätige Zwecke der Polizei spendete.
„Ich denke, da kann ich was machen“, sagte der Chief. „Wie war der Name des Detectives?“
„Wilkins.“
„Ich werde beim Sheriff vom Pima County anrufen. Der kann dann mit seinem Detective reden. Aber ich muss ihm versichern können, dass Sie die volle Verantwortung für die Frau und das Mädchen tragen. Und Ms Delaney darf die Kleine nicht in einen anderen Staat bringen.“
„Kein Problem. Sie wissen ja, dass ich ein Gästehaus auf der anderen Seite meines Swimmingpools habe. Meine Haushälterin hat drei Kinder aufgezogen, ich bin sicher, dass sie uns hilft. Es ist also alles in Ordnung. Ms Delaney kann so lange in Phoenix bleiben wie nötig.“
Dev hatte allerdings keine Ahnung, was Lark danach mit dem Mädchen vorhatte.
„Ich werde sehen, was ich tun kann.“
Dev beendete das Gespräch mit dem Chief und drehte sich zu Lark um. Sie saß im Schneidersitz auf dem Rasen, Chrissy auf ihrem Schoß. Sie spielten irgendein Klatsch-in-die-Hand-Spiel, und auf Larks Gesicht lag ein ganz leichtes Lächeln.
Eins war kristallklar. Lark würde die Kleine niemandem überlassen. Sie würde Mutter werden, ob sie nun bereit dafür war oder nicht.
Dev schüttelte den Kopf. Aber als er die beiden beobachtete,
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