Das Weinen der Engel (German Edition)
auch. Ihr beide würdet ein wundervolles Paar abgeben.“
Vielleicht würden sie das. Aber sie beide hatten zu viel um die Ohren, um sich auf eine ernsthafte Beziehung einzulassen.
„Hör zu, meine Liebe, ich muss jetzt los“, sagte Molly. „Ruf mich an, wenn du irgendwas brauchst.“
Lark beugte sich zu ihr vor und umarmte sie. „Das werde ich.“ Sie wartete, bis Molly gegangen war, schloss die Tür hinter ihr und ging zurück ins Kinderzimmer, um nach Chrissy zu sehen. Die Kleine hatte sich bereits selbst fürs Bett fertig gemacht, da Marge heute Abend freihatte, um eine Freundin zu besuchen.
„Ich mag meine neuen Kuscheltiere“, sagte Chrissy, als Lark an der Tür erschien. Das Mädchen versuchte gerade die Knöpfe ihres Pyjamas zu schließen, den Delilah ihr von einer Shoppingtour in Beverly Hills mitgebracht hatte. Es gelang ihr zwar, das Oberteil zuzuknöpfen, aber die Knöpfe befanden sich in den falschen Öffnungen.
Chrissy fuhr mit den Fingern über die auf den Flanellstoff gedruckten Tiere. „Ponys sind meine Lieblingstiere.“ Sie sah zu Lark hoch. „Und kleine Kätzchen.“
Lark lachte. Sie hockte sich vor das kleine Mädchen und knöpfte das Oberteil noch einmal auf, um es richtig zu schließen. „Wir gehen in ein Tierheim und sehen uns da um. Dann kannst du ein kleines Kätzchen adoptieren. Vielleicht dieses Wochenende. Was hältst du davon?“
„Ja!“
Lark umarmte die Kleine, hob sie hoch und trug sie ins Bett. Nachdem sie zugedeckt war, setzte sich Lark neben sie auf die Bettkante. Die beiden falteten die Hände zum Gebet.
„Müde bin ich, geh zur Ruh, schließe beide Äuglein zu“, begann Lark mit geneigtem Kopf. Chrissy wiederholte ihre Worte und senkte den Kopf ebenfalls. „Vater, lass die Augen dein über meinem Bette sein.“
Sie sprachen zusammen das Gebet, welches Lark als kleines Mädchen von ihrer Mutter gelernt hatte.
Zum Schluss fügte Chrissy dazu: „Lieber Gott, segne Nana Lupita und Mommy und Daddy und ihr Haus im Himmel, Amen.“
Es war jeden Abend dasselbe, und jedes Mal formte sich ein Klumpen in Larks Kehle, wenn sie diese Worte hörte. Im Stillen fügte sie hinzu:
Und segne meine Schwester Heather, Amen.
Es war noch nicht an der Zeit, diese Worte laut auszusprechen und Chrissy die Wahrheit über ihre Mutter zu erzählen. Die Kleine hatte im Moment genug zu tun, um über die Todesfälle hinwegzukommen und sich an das neue Leben zu gewöhnen.
Lark lehnte sich vor und gab dem Kind einen Kuss auf die Stirn. „Gute Nacht, meine Süße.“
„Gute Nacht, Tante Lark.“
Chrissy hatte sie bisher nicht darum gebeten, „Mommy“ zu ihr sagen zu dürfen. Aber Lark ahnte, dass es bald geschehen würde. Sie freute sich schon auf den Tag, an dem das kleine Mädchen sich wirklich wie ihre Tochter fühlte.
Sie ließ die Tür offen und das Nachtlicht mit den Schmetterlingen an, schaltete das Oberlicht aus und ging zu ihrem eigenen Schlafzimmer hinüber. Sie las noch ein wenig in einem romantischen Krimi, der ein leises Sehnsuchtsgefühl in ihr hervorrief. Dann knipste sie die Nachttischlampe aus und fiel müde in ihr Kissen. Es dauerte nicht lange, bis sie eingeschlafen war.
Lark träumte von Dev, von ihren letzten Tagen zusammen. Sie fühlte sich erhitzt von den Erinnerungen, als sie die Augen öffnete, und ihr Atem ging schneller. Der Digitalwecker auf ihrem Nachttisch zeigte zwei Uhr nachts. Lark fragte sich, wovon sie geweckt worden war, dann hörte sie ein gedämpftes Geräusch aus dem Flur.
Sie lauschte angestrengt. Ihr ganzer Körper war angespannt, ihr Herz begann zu hämmern. Sekundenlang lag sie bewegungslos da und sagte sich, dass es einfach dieser aufreibende Traum gewesen war. Dann vernahm sie leise Stimmen, und ihr Puls schoss augenblicklich in die Höhe.
Langsam lehnte sie sich zum Nachttisch hinüber und öffnete leise die Schublade. Sie schob die Hand hinein und drückte den Code ins Schloss des Safes, öffnete den Deckel und zog ihre Ruger 9mm heraus. Das Magazin befand sich geladen in der Waffe. Matt Jensen hatte sie davon überzeugt, dass eine nicht schussbereite Pistole keine Pistole war.
Sie schwang die Beine aus dem Bett und stand mit der Waffe in der Hand auf. Ihre Pyjamajacke streifte um ihre bloßen Beine, als sie zur Tür schlich. Sie zitterte innerlich, ihr Mund wurde trocken. Doch äußerlich wirkte sie vollkommen ruhig. Ihre Bewegungen waren kontrolliert. Sie wusste, was zu tun war, sollte die Situation für sie oder Chrissy
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