Das Weinen der Engel (German Edition)
dass er ihren Widerstand nicht lange hinnehmen würde.
„Chrissy. Chrissy … Delaney.“
„Sí
, so ist gut.“
„Ich will nach Hause.“
„Du wirst tun, was ich sage.“ Als es klopfte, wandte er den Kopf. Seine Mutter öffnete die Tür und betrat das Arbeitszimmer. Sie war klein und mollig und hatte das gleiche schwarze Haar wie er, nur dass ihres noch immer voll und lang war, während ihm seines langsam ausfiel.
„Was gibt es?“, fragte er auf Spanisch. „Du weißt doch, dass ich nicht gestört werden will.“
„Ich habe gehört, dass du ein Kind ins Haus gebracht hast. Wie ich sehe, stimmt es tatsächlich. Seit wann, mein Sohn, führst du Krieg gegen Kinder?“
„Das geht dich gar nichts an. Lass uns allein.“
Seine Mutter ließ sich nicht einschüchtern und kam näher. Sie war die Einzige, die sich nicht vor ihm fürchtete. „Ich weiß, warum du sie hergebracht hast. Es gibt hier in diesem Haus kaum Geheimnisse. Was hast du nun mit ihr vor, Antonio, nachdem du sie hergeschleppt hast?“
„Das ist noch nicht entschieden.“
„Ich hatte mir immer eine Tochter gewünscht. Du und Elena … Ich hatte gehofft, dass ihr mir eine Enkelin schenkt. Ich liebe Alberto, aber eine Frau möchte immer gern die Gesellschaft von weiblichen Wesen. Ich möchte sie mitnehmen, Antonio. Gib sie mir.“
„Was mit ihr passiert, ist nicht deine Angelegenheit.“ Er wandte sich an den älteren seiner beiden Handlanger. „Zepeda, bringen Sie meine Mutter zurück in ihr Quartier.“
Der schlanke Mann verbeugte sich leicht. „Es ist mir eine Ehre, Señora Alvarez.“
Immer der Gentleman, dachte Antonio höhnisch. Gott sei Dank hatte er noch Santos, ein Mann mit Rückgrat, das man zur Führung eines Kartells benötigte.
Zepeda und seine Mutter verschwanden aus dem Raum und schlossen die Tür leise hinter sich.
Das kleine Mädchen sah ihn an. „
Es la señora su madre?“
Ist die Frau Ihre Mutter? Dass sie Spanisch sprach, überraschte ihn.
„Sí, es mi madre.“
„Ich will nicht hierbleiben“, sagte sie dann wieder in Englisch. „Ich will nach Hause.“ Und dann begann sie zu weinen.
Antonios Lippen verzogen sich verächtlich.
„Sie wollen sie ja sicher nicht hierhaben“, sagte Santos und nahm die schmale Hand der Kleinen. „Überlassen Sie mir das Kind. Ein hübsches kleines Mädchen mit so samtweicher Haut und Katzenaugen … das ist eine Menge Geld wert. Lassen Sie sie mir. Ich sorge dafür, dass Weller noch seinen finalen Schlag erhält.“
Die Kleine weinte noch heftiger.
„Bringen Sie sie hier raus. Fürs Erste können Sie sie meiner Mutter überlassen. Ich werde mir später überlegen, was wir mit ihr anfangen.“
„Sie müssen das beenden, was Sie begonnen haben. Es geht das Gerücht um, dass Sie keinen Biss mehr besitzen.“
Antonio schnaufte. Aber der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht. Er belohnte seine Männer auch gern, wenn sie ihre Arbeit gut gemacht hatten, so wie Santos.
„In ein oder zwei Tagen werde ich Ihnen meine Entscheidung mitteilen.“ Mit einer Handbewegung winkte er ihn hinaus. „Und jetzt nehmen Sie sie mit. Ich kann heulende Kinder nicht ausstehen.“
Santos grinste nur.
Sie versammelten sich im Hauptraum des verlassenen Büros. Der Abend brach herein, die Sonne versank schnell hinter dem mit Mesquiten bewachsenen Berg im Westen. Die Männer wurden zusehends unruhig, sie wollten los. Dev ging zu einer der Kisten, die auf dem Boden neben dem Counter standen, und zog eine Ruger P95 heraus. Er prüfte, ob das Magazin voll war, und ging zu Lark, um ihr die Waffe in die Hand zu drücken.
„Du weißt, wie die funktioniert. Das ist im Grunde die gleiche, die du in L.A. benutzt hast. Montez bleibt hier bei dir.“ Nicht, dass Dev das gefiel. Aber Montez’ Aufgabe war es, den Helikopter zu steuern, und dafür brauchten sie ihn nicht vor morgen Abend. Außerdem musste jemand bei Lark bleiben. „Nimm sie, nur für den Fall.“
Er bemerkte ihr leichtes Zittern, als er ihr die Waffe gab und dabei ihre Finger berührte.
Er ging wieder zu den Waffenkisten und nahm sich den Schalldämpfer für die Browning 9mm heraus, die Cantrell für ihn besorgt hatte. Den verstaute er in seiner Tasche. Aus einer anderen Kiste nahm er ein Ka-Bar-Kampfmesser und schob es in die Scheide, die er dafür an seinem Hosenbein befestigt hatte.
Cantrell hatte eine Glock.45 mit einem eigens angefertigten Handgriff dabei. Seine Wangenmuskeln zuckten, als er sich aus der Kiste ein
Weitere Kostenlose Bücher