Das Weinen der Engel (German Edition)
als Unterschlupf nutzten. „Wir müssen zurückgehen.“
Sie nickte. Es war Zeit zu gehen.
Lark sagte sich immer wieder, dass schon alles gut gehen würde.
Trotzdem lief ihr wieder ein Schauer über den Rücken.
Eine Stunde verging, dann eine weitere. Die Männer waren weg, und sie war viel zu aufgeregt und besorgt, um im Haus zu bleiben. Montez hielt sich irgendwo in der Nähe auf, aber sie hatte ihn nicht gesehen. Das Alleinsein und das Warten zerrten an ihren Nerven. Sie musste raus und frische Luft atmen. Draußen, inmitten der weiten, verlassenen Wüstenlandschaft schienen ihre Ängste weniger fassbar und sie nicht vollkommen zu vereinnahmen.
Sie lief eine Weile umher, ging in wahllosen Kreisen über den Hof, stieß den Kies vor sich her, hob hier und da einen Stein auf und warf ihn wieder fort. Schließlich fand sie einen breiten niedrigen Felsstein, setzte sich darauf und starrte in die Dunkelheit.
„Sie scheinen nervös zu sein. Machen Sie sich Sorgen um die Kleine?“
Lark erkannte den melodiösen spanischen Akzent und wandte sich um. Dort stand der gut aussehende Latino. Sie hatte keine Schritte gehört. Aber das war typisch für diese Männer.
„Sie ist erst vier. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie verängstigt sie ist.“
Er betrachtete ihr Gesicht im schwachen Schein des Mondes. „
Sí
, ich bin sicher, dass Sie sich Sorgen um das Kind machen. Aber im Moment haben Sie um
ihn
Angst.“
Das stimmte. Heute Nacht musste sie ständig an Dev denken. Dev, dessen Leben in Gefahr sein könnte. Doch ihre Gefühle gingen Montez nichts an. „Ich mache mir um alle Sorgen.“
Er setzte sich neben sie auf den Felsen, zog seine Blättchen aus der Brusttasche, einen kleinen Beutel mit Tabak und begann, sich eine Zigarette zu drehen.
„Warum kaufen Sie sich keine fertig gedrehten?“, fragte sie.
Er streute etwas Tabak auf das Papier, leckte über den Kleberand und drehte ein Röllchen. „Ich möchte nicht vom Nikotin abhängig werden wie so viele andere. Aber ab und zu genieße ich es gern.“
Sie hatte ihn vorher nur einmal rauchen gesehen, nachdem sie eins der Fertiggerichte gegessen hatten, die sich ebenfalls in Cantrells Ausstattungskisten befanden. Montez zog den kleinen Beutel an der Schnur wieder zusammen und steckte ihn zurück in die Hemdtasche. Sie beobachtete, wie er ein Streichholz am Felsen anstrich, die Zigarette anzündete und einen langen Zug nahm. Langsam blies er den Rauch aus.
Sie saßen eine Weile schweigend da.
„Cantrell weiß genau, was er tut“, sagte Montez. „Die Männer werden zurückkommen.“ Nachdem er einen letzten Zug von der selbst gedrehten Zigarette genommen hatte, warf er sie weg. Lark beobachtete, wie die Glut im Bogen durch die Dunkelheit flog und dann verglimmte.
Sie stand auf und starrte in die Nacht, fragte sich, ob die Männer ihr Ziel unbeschadet erreicht hatten. Fragte sich, ob sie Chrissy finden würden oder alles umsonst gewesen war.
Sie spürte die Hitze seines Körpers, als Montez sich hinter sie stellte. Als er seine Finger leicht auf ihre Schulter legte, versteifte sie sich sofort. Sein warmer Atem streifte ihren Nacken, als er sich zu ihr vorneigte.
„He!“ Lark sprang zur Seite, bevor er sie mit den Lippen berührte. „Ich möchte so etwas nicht.“
Er lachte leise. „Ich dachte, ich könnte Sie vielleicht ein bisschen von dem Ranger ablenken.“
Lark erwiderte nichts darauf. Sie konnte nicht aufhören, an Dev zu denken, und würde erst zur Ruhe kommen, wenn er unversehrt zurückkehrte.
„Sind Sie in ihn verliebt?“
Sie blickte auf. Rafael Montez war nicht so groß wie Dev, aber er war größer als sie. „Was ich für ihn empfinde, ist völlig unerheblich. Wir leben beide in unterschiedlichen Welten.“
„Verstehe.“
Sie fragte sich, ob er das wirklich tat. Diese intensiven Augen schienen allerdings Dinge zu sehen, die anderen Leuten nicht auffielen.
„Wenn ich jemals eine Frau finde, die so mutig und stark ist wie Sie, so schön und anbetungswürdig, würde ich sie an mich binden und nie wieder gehen lassen.“
Sie hob die Augenbrauen. „Und wie genau würden Sie das anstellen?“
Er grinste breit, und seine Zähne blitzten in der Dunkelheit. „Das ist doch einfach,
chica
. Ich würde sie lieben wie kein Mann vorher. Ich würde dafür sorgen, dass sie verrückt vor Verlangen nach mir wird und keinen anderen Mann mehr ansieht.“
Sie lachte. Der Typ war ein echter Charmeur.
Lark dachte an Dev und wie wunderbar es
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