Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
with the Hunted. Longshot Pomes for Broke Players . Mein Stil war ganz einfach, und ich sagte alles, was mir passte. Die Bücher waren sofort ausverkauft. Huren in Kansas City verstanden mich ebenso wie Harvard-Professoren. Wer kennt sich besser aus?
    Es ging rund. Whit Burnett hatte aufgesteckt. Story war fertig. Der neue große Herausgeber unserer Zeit war Jon Edgar Webb von Loujon Press Books und Verleger der Zeitschrift The Outsider . Als Nächstes war mein Foto auf dem Titelblatt von The Outsider  – außen die ramponierte, angefressene Visage, innen die Gedichte und Briefe. Ich war das neue poetische Konzept, weit weg von gebildeter, feinsinniger Poesie – ich sagte es ungeschönt. Einige hassten das, andere liebten es. Mir war’s egal. Ich soff einfach weiter und schrieb weiter Gedichte. Meine Schreibmaschine war mein Maschinengewehr, und es war geladen.
    Der neue große Herausgeber, Old Jon Webb, hatte ein Faible für schön gefertigte Bücher. Meine beiden Bände It Catches My Heart in Its Hands und Crucifix in a Deathhand sind auf Papier gedruckt, das angeblich 2000 Jahre halten soll. Beängstigend, so was. Die Bücher wurden schon bald von Sammlern aufgekauft, die jetzt 25 bis 75 Dollar fürs Stück verlangen, während Webb und ich mit dem Finger im Arsch dasitzen und nicht wissen, wo wir ein paar Cents herkriegen. Webb wurde schließlich aus Verzweiflung klug und brachte irgendwelche Henry-Miller-Briefe an einen Maler heraus, einen französischen Maler, wenn ich nicht irre. Miller hat zwar tolle Sachen geschrieben, aber die Briefe gaben literarisch nicht viel her. Jedenfalls hat Webb gleich $ 25 dafür berechnet. Sollen die Sammler sehen, wo sie bleiben.
    Aber gehen wir ein wenig zurück. Sind Sie noch wach? It Catches kam nur in 500 signierten Exemplaren raus. Mit Crucifix wollte Webb auf 2500 gehen. Da ich keine Gedichte in petto hatte, tippte ich sie direkt für den Druck – die Texte in Crucifix haben mit einer Ausnahme nie eine Zeitschrift gesehen. Sie kamen sofort ins Buch. Irgendwie war es die Hölle.
    Webb: »Ich brauche mehr Gedichte, Bukowski.«
    »Verdammt! Lass mir ein bisschen Zeit!«
    Es war die Hölle, aber es war auch Action, und für Action war ich schon immer.
    New Orleans hieß der Schauplatz, und das letzte Gedicht war geschrieben, das Buch fertig gedruckt, und dann kam der Hammer – ich musste 2500 verfluchte Exemplare signieren ! Sie waren lila, und aufeinandergestapelt kamen sie auf zwei Meter zehn. Es sah aus, als bekäme ich das im Leben nicht hin. Und Webb wollte jeden Band mit einem silbernen Spezialfilzstift signiert haben, und der brauchte immer fünf Minuten zum Trocknen. Ich wurde es leid, nur Name und Datum reinzuschreiben, und setzte bald Zeichnungen oder Sprüche hinzu. Sonst wäre ich durchgedreht, aber mit den Zeichnungen und Kommentaren dauerte das Ganze noch länger, so dass ich nur noch soff, soff, soff und die Frau beleidigte, bei der sie mich einquartiert hatten.
    Ein paar Tage später hauste ich da immer noch, ständig betrunken, mit meinen 2500 in Silber zu signierenden Büchern. Ich konnte den Namen Charles Bukowski nicht mehr sehen. Ich fing an, den Arsch zu hassen.
    Unterdessen wartete in Los Angeles eine Frau mit einem kleinen Kind, meiner eigenen Tochter, auf mich. Als ich alle Bände signiert hatte, warf ich eine Münze. Sie meinte: Kehr zurück zu Frau und Kind. Das tat ich.
    Aber immer war da Jon Webb, der große Herausgeber, und wenn es nicht um ein Buch von mir ging, ging es um was anderes. Er hatte mich gern um sich. Er diskutierte gern mit mir. Ich diskutierte nicht gern. Einmal brachte er mich als Poet-in-Residence im Dichterhäuschen der University of Arizona unter, was einiger Überredungskunst bedurfte, denn ich lese meinen Kram nicht öffentlich, das ist für mich nur ein Buhlen um die Gunst des Publikums, zum Schaden dessen, was mir an Seele geblieben ist. (Wenn mir die Kohle mal ganz ausgeht, möchte ich vielleicht lesen, und dann will mich keiner hören.)
    Das Häuschen war nicht schlecht. Klimatisiert, und draußen jeden Tag an die vierzig Grad. Ich hatte keine Ahnung, dass Tucson so ein Backofen ist.
    Das Häuschen stand ein paar Meter weg vom Campusweg, aber irgendwelche Studenten bekamen doch immer den komischen, schlecht angezogenen Mann von unpoetischer Erscheinung zu Gesicht, der mittags mit einem großen Sack Leergut aus der Tür kam, die Flaschen in die Mülltonne mit der Aufschrift »Univ. of Ariz.« kippte und danach

Weitere Kostenlose Bücher