Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)
können, gewinnen Sie womöglich. Die Rennbahn ist kein Ort, an dem man seine Probleme zu lösen versuchen sollte. Wetten ist ein gemeines, ein fieses Spiel. Sehen Sie sich die Gesichter nach dem dritten oder vierten Rennen an.
Lassen Sie die Finger von Zweierwetten, Daily Doubles und allen Zauberwetten, die Ihnen für wenig Einsatz viel Gewinn versprechen. Das erhöht nur den unvermeidlichen Stress, so dass Sie im Nu blank sind, und wer erst mal blank ist, verliert den Kopf und schließt die unmöglichsten Wetten ab, weil er versucht, einen unmöglichen Traum mit einem anderen zu retten. Jeder Sinn fürs Geld geht dabei flöten.
Man legt $ 20 oder $ 50 für Zweierwetten hin, obwohl man im Supermarkt noch keine $ 1,75 für ein ordentliches Steak bezahlen würde – da nimmt man lieber einen fettigen Hamburger. Man kauft für 50 Mäuse Zweierwettscheine (bei einer Zweierwette muss man den 1. und 2. Platz in der richtigen Reihenfolge tippen), aber fährt seinen Motor zu Schrott, weil ein Ölwechsel und ein neuer Filter $ 8 kosten könnten.
Ein letztes Verbot gibt’s noch, und wenn Sie auf mich hören, kann Ihnen das viel Geld sparen. Hüten Sie sich vor dem Aufholjäger. Das ist ein Pferd, das in seinem letzten Rennen oder in vielen vorherigen Rennen zahlreiche Längen auf den Sieger gutgemacht hat. Es ist der Liebling vieler Pferdewetter, und seine Quote wird auf einen Bruchteil seiner Chancen gedrückt. Die Profis bezeichnen so ein Pferd als Idiotenpferd oder Leitesel. Es sieht gut aus, wie er die Gerade entlangstürmt und Längen wettmacht, aber er gewinnt selten.
Studiert man die Formen, sieht man, dass er seine Rennen mit Quoten von 8:5, 5:2, 4:5, 6:5 usw. usf. verliert. Man setzt weiter auf ihn, weil man denkt, diesmal schafft er’s bestimmt. Dazu braucht er eine Menge Glück: ein rasend schnelles Anfangstempo und freie Bahn durch das restliche Feld.
Die nächstschlimmste Idiotenwette ist die auf ein leichtes Pferd – eins, das nur 49,5 oder 47,5 kg trägt. Weniger Gewicht macht ein Pferd nicht schneller, jedenfalls nicht nennenswert …
Gut, jetzt sind Sie also auf der Rennbahn. Sie haben ein Programm und eine Racing Form , und der Totalisator brummt. Gut. Als Erstes müssen Sie die Pferde einschätzen. Sie kaufen sich die Zeitung aus Pasadena, die die Konsens-Bewertung der 17 führenden Experten bringt. Geben Sie fünf Punkte auf Sieg, zwei auf Platz 2, einen auf Platz 3. Zählen Sie zusammen. Dann schreiben Sie die Bewertung neben Ihre Morning Line. (Die Morning Line ist die vom Bahn-Experten berechnete Siegchance des Pferdes.) Also, neben die Morning Line schreiben Sie die Konsens-Bewertung.
Nehmen wir das vierte Rennen vom 15. April, ein Sieglosenrennen für in Kalifornien gezogene dreijährige Stuten.
PFERD
K
M
1) Count the Take
1
3
2) Cathy Charmer
2
2
3) Queeki
7
30
4) Tonga Rhythm
3
10
5) Miss Pung Jeun
8
30
6) Enyo
6
8
7) Centuries Cherub
9
30
8) Lucky Coloullar
4
4
9) Jane Young
6
6
K: Konsens M: Morning Line
Das Publikum stürzte sich auf Lucky Coloullar. Sie wurde zuerst mit 2:1 angezeigt, stieg während der Wetten auf 7:2, kam dann wieder runter auf 2:1. Mit anderen Worten, das Publikum schickte den Vierten des Konsens als Favorit ins Rennen. Cathy Charmer mit Shoemaker wurde zuerst mit 9:2 angezeigt und ging während der Wetten schließlich auf ihre Morning Line runter, die sie knapp als zweiten Favoriten sah. Count the Take eröffnete mit 4:1, kam dann bei einer Morning Line von 3:1 dann auf 7:2 und gewann leicht.
Lucky Coloullar, das kontextfrei gewettete Pferd, endete im geschlagenen Feld. Das hat alles seine Richtigkeit. In dem Moment, wo sich die Masse auf etwas stürzt, stirbt es. Die Masse liegt immer falsch; deshalb sind die meisten Autos auf dem Rennbahnparkplatz über vier Jahre alt.
Im fünften Rennen fuhr das Publikum auf Dorset Cay ab und schickte den Sechsten des Konsens mit 4:1 auf die Reise. Das Pferd ging unter. Wenn die Quote eines Pferds unter der Konsens-Einschätzung liegt, setzt man besser nicht darauf, denn es kommt selten zum Sieg. Und irgendso ein Pferd gibt es in fast jedem Rennen.
Wenn Sie dieses eine Pferd aus dem jeweiligen Rennen streichen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Sie gewinnen, um die Quote ebendieses Pferdes. Da
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