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Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Hank?«
    »Hm«, sagte ich, »jede einzelne.«
    »Nein, im Ernst, Hank, welche?«
    »Die purpurrote gefällt mir glaub ich am besten«, sagte ich, »die rote mit den kleinen Schnüren dran, den Lederschnüren.«
    Jedenfalls nahm sie acht oder zehn Blusen mit, und wir fuhren wieder …

    Ich erinnere mich nicht an die Tage oder Wochen. Die Kluft zwischen Nina und mir wurde größer, und ich war froh. Es ist immer gut zu wissen, dass man ohne jemanden auskommt, ohne den man sich kein Leben vorstellen konnte. Ich hatte andere Freundinnen gefunden, alle nicht so schön, aber letztlich netter. Meine neuen Freundinnen waren auf eigenen Füßen stehende Geschäftsfrauen, und etwas von der Härte der Geschäftswelt hatte auf sie abgefärbt, doch das war nicht so schlimm wie die Härte, die auf eine Frau von umwerfender Schönheit überspringen kann. Und dann rief Nina wieder an.
    »Hallo«, sagte ich.
    Und sie sagte: »Hank, ich möchte, dass du mich zu Karyn fährst.«
    Und ich sagte: »Klar, bin gleich da …«

    Es ging schnell. Als wir zur Tür von Karyns Wohnung reinkamen, schrie Nina: »O nein, du Aas!«
    Sie hatte vor mir in der Diele gestanden, die ins Innere der Wohnung führte, drehte sich jetzt um und kam auf mich zugerannt. »Halt sie, Hank!«, hörte ich Karyn rufen. Betrunken und auf Speed reagierte ich. Ich packte Nina. Das fühlte sich gut an. Sie wehrte sich gegen mich; es hatte etwas Sexuelles. Es war sexuell. Sie trug enge Bluejeans und eine dünne Bluse, fadenscheinig, zerfranst, zum Durchschauen. Ich hielt sie fest, und wir rangen miteinander. Dann kam Karyn, die 6 Kilo leichter und 3 Zentimeter kleiner war, und packte Nina bei der kiloschweren roten, roten Haarpracht, mitten hinein in die tückischen Schlingen, das strähnende Moos der Traurigkeit, den flammenden Sonnenaufgang des grellroten Haars, so üppig und lang –, Karyn packte das alles mit beiden Händen, riss Nina von mir weg und warf sie zu Boden.
    Karyn fiel auf Nina drauf, zog immer noch an ihren Haaren. Dann wälzten sie sich herum, und Nina lag erst einmal oben. Sie hatte die Finger um Karyns Hals, aber der Griff war entweder nicht fest genug oder falsch angesetzt. Karyn riss Nina an den Haaren, brachte sie wieder unter sich und hielt ihr die Arme mit den Knien nieder. Dann zog sie mit einer Hand Ninas Kopf an den Haaren hoch, ohrfeigte sie mehrmals schnell hintereinander und sagte dabei: »Du Aas, du Aas, du dreckiges Aas! Nutte! Fotze! Rothaariges Miststück! Aas! Aas! Aas!« Sie nahm die Beine runter, fasste Nina hinter den Kopf, drückte den Mund auf Ninas Lippen und küsste sie heftig, als bekäme sie nicht genug davon. Dann zog sie den Mund zurück und küsste sie wieder, zog den Mund zurück und küsste sie wieder. Ich wurde steif und sah zu. Es war das Magischste und Stärkste, was ich je gesehen hatte. Sie waren beide so schön – kein Funke Lesbisches an ihnen. Nina stemmte sich gegen Karyn, konnte sie aber nicht wegdrücken. Ninas Gesicht war tränennass, und sie schluchzte. Karyn küsste und beschimpfte Nina immer weiter. Dann hörte sie auf zu küssen, zog Nina mit einer Hand an den Haaren und ohrfeigte sie mit der anderen, hart und immer wieder. Dann packte sie mit beiden Händen Ninas Kopf und küsste sie brutal und rücksichtslos. Sie waren auf dem Küchenfußboden, in hellem Licht, und Karyns lange schwarze Haare mischten sich mit Ninas längerem und vollerem rotem Haar, während sie sich küssten. Beide trugen enge Bluejeans, und ihre Körper wälzten und warfen sich im Ringen gegeneinander. Und Karyns Stupsnase grub sich unter die große, faszinierende Nase von Nina, während sie rangen und sich küssten. Ich rieb mich und stöhnte.
    Dann sprang Karyn auf und zog Nina an den Haaren hoch. Nina schrie. Karyn riss Nina die Bluse auf. Die Brüste lagen bloß. Sie ohrfeigte Nina erneut drei- oder viermal, deftig. Nina schien neben sich zu stehen und konnte sich kaum wehren. Karyn drückte sie an sich, beide Hände auf den Pobacken in Ninas enger Jeans. Dann küsste sie sie wieder. Ihre Köpfe ruckten hin und her, während sie durch die Küche taumelten. Dann ließ Karyn los und schlug Nina heftig, härter denn je, mit beiden Händen ins Gesicht. Nina wankte rückwärts gegen die Spüle, ihre rote Mähne flog nach allen Seiten. Das Lampenlicht fing sich in ihren flatternden, wehenden Haaren. Die Haare wirkten rot wie nie, länger, voller, prächtiger. Dann packte und küsste Karyn sie wieder, beugte sich mit ihr über

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