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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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machten Eindruck. Sie war ungeschminkt und trug keinen Schmuck. Die Comtesse nahm vor ihr auf einem Stuhl Platz.
    »Sie haben es eilig, Sie haben am Abend noch eine Sitzung«, sagte die Frau.
    Ihre Stimme war seltsam eintönig, als gäbe sie nur Ziffern oder Zahlen wieder. Die Comtesse fragte skeptisch: »Sehen Sie mir das an?«
    »Nein, das weiß ich. Konrad hat gerade angerufen, Ihr Handy ist wohl ausgeschaltet. Wenn möglich sollen Sie um halb acht wieder zurück im Präsidium sein, spätestens um Viertel vor. Ich habe versprochen, Ihnen das auszurichten.«
    »Danke, das ist nett von Ihnen.«
    »Sie sind das erste Mal hier, und ich vernehme eine gewisse Skepsis, was meine Fähigkeiten angeht. Das macht aber nichts, so ist das häufig bei Neulingen. Im Grunde ist diese Einstellung ganz gesund. Ich habe schon oft gedacht, dass man schon verdammt gutgläubig sein muss, wenn man mir gleich von Anfang an Vertrauen schenkt.«
    Die Comtesse wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Sie begnügte sich mit einem Schulterzucken. Diese Einleitung nutzte die Frau sicher immer als eine Art Begrüßungsbonbon, denn bestimmt waren die meisten Menschen skeptisch. Dazu kam, dass die Comtesse noch eine kleine Rechnung mit ihr offen hatte, weshalb sie sagte: »Vor ein paar Tagen haben Sie am Telefon darauf bestanden, dass ich mich
an einen Steen Hansen hängen soll wie eine Klette,
das waren Ihre Worte. Wozu sollte das gut sein?«
    »Woher soll ich denn das wissen? Aber wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie tatsächlich auf eine Person mit diesem Namen gestoßen?«
    »Das ist ein ziemlich häufiger Name.«
    Die Frau verbarg ihre Verärgerung nicht. Die Comtesse hielt ihrem Blick aber voller Skepsis stand. Eine ganze Weile saßen sie da und starrten sich an. Dann sagte die Madame: »Heute haben Sie dem Menschen, den Sie lieben, ein Geheimnis anvertraut, und das bereuen Sie jetzt. Dabei liebt er sie auch, sie können nur irgendwie nicht richtig zusammenkommen. Es geht Ihnen wie diesen beiden Igeln, Sie kennen diesen alten Witz doch, oder? Wie paaren sich zwei Igel? Und die Antwort lautet, sehr, sehr vorsichtig. Also, sollen wir anfangen? Was haben Sie für mich?«
    Die Comtesse spürte die Wut in sich hochkochen, und es gelang ihr nur mit Mühe, sie unter Verschluss zu halten. Sie fühlte sich nackt. Ihre Lippen pressten sich zusammen, und ihre Augen wurden schmal. Erst danach registrierte sie, dass ihre Zweifel bezüglich der übernatürlichen Begabung dieser Frau beträchtlich gesunken waren.
    Schweigend holte sie Jeanette Hvidts Schal und einen Gürtel von Pauline aus ihrer Tasche und reichte ihr die beiden Gegenstände.
    »Was soll ich tun?«, fragte die Comtesse.
    »Zuhören.«
    »Muss ich mit Ihnen reden, während Sie in Trance sind?«
    »Ich werde nicht in Trance sein, und natürlich müssen Sie mit mir reden, ich kann Sie ja noch immer bitten, den Mund zu halten, wenn mich das stört.«
    Die Comtesse nickte, dabei konnte sie sich das alles nicht vorstellen. Wie sollte diese Frau mit den Toten reden? Die Frau rieb den Schal und den Gürtel mit ihren Fingern und sah sich im Zimmer um. Kurz darauf sagte sie: »Ich sehe eine Frau, die in einer Buchhandlung totgefahren worden ist.«
    Der Satz klang wie eine Feststellung, und sie schien nicht über seine spezielle Aussage nachzudenken.
    »Und eine andere Frau, die einmal eine Ballerina war. Viele Frauen, nur Frauen. Die beiden, die Sie suchen, sind in einem …«
    Zögernd rieb sie noch einmal an den Gegenständen, bevor sie nach einer Weile fortfuhr: »Ich sehe so etwas wie eine weiße Kapelle. Aber irgendetwas ist verkehrt. Jeanette und Pauline sind in einer weißen Kapelle. Sie sind zusammen und sie leben. Irgendwie hat das aber auch etwas mit Bomben zu tun, die Kapelle ist bombardiert worden, glaube ich, im Krieg, sie ist weg.
A Cockney knee trembler
für vier Pence Miete, als das Viertel noch ein Armenhaus war, heute ist es reich. Ich sehe teure Glasfassaden, aber das ergibt für mich keinen Sinn. Ich spüre auch so etwas wie eine Übereinstimmung von Namen, irgendetwas, das sich vermischt, eine gewisse Unordnung … das hat was mit der Kapelle zu tun und mit Namen von Mädchen … ein diabolisches Blendwerk. Uih, jetzt kommt ein Mann, iih, er ist widerlich, einer der Schlimmsten, denen ich je begegnet bin. Irgendwie bekannt und doch unbekannt. Die anderen verschwinden, sie wollen nicht mit ihm zusammen sein … Nein, ich denke, wir sollten aufhören.«
    Die Madame legte die

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