Das weiße Grab
Frau erzählte, war das Ganze fast wie ein Geplauder zwischen Freunden. Ich meine, er hat sich keine Notizen oder irgendetwas gemacht. Und er hat mir erklärt, dass Männer mit solch einem Verdacht meistens richtigliegen, und das war dann auch leider so. Auch bei unserer letzten Begegnung, die für mich nicht sehr angenehm war, blieb er höchst redlich. Er hatte nur sechzehn Tage für den Auftrag benötigt und wollte mir gut 14 000 Kronen zurückzahlen, aber die habe ich nicht angenommen. Alles in allem war ich sehr zufrieden mit seinem Einsatz, und sollte ich jemals in eine ähnliche Situation kommen – möge der Himmel mir das ersparen –, würde ich ganz sicher wieder ihn beauftragen.«
Konrad Simonsen dachte, dass er lieber davon absehen sollte, wollte er nicht riskieren, dass seine Frau ihr Leben in einer Plastiktüte aushauchte. Er erwog kurz, noch einmal auf das kindliche Gemüt von Andreas Falkenborg einzugehen, entschloss sich aber, diesen Punkt Poul Troulsen zu überlassen. Er erhob sich schwerfällig und machte Anstalten, das Gespräch zu beenden: »Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie …«
Weiter kam er nicht, denn Poul Troulsen sagte: »Das ist noch nicht alles, Konrad, das Interessanteste kommt noch. Ich denke, du solltest wieder Platz nehmen.«
Konrad Simonsen setzte sich, und der Mann fragte etwas verunsichert: »Sie meinen das mit der Zugangskarte, nicht wahr?«
Poul Troulsen nickte.
»Genau, es wäre nett, wenn Sie auch das noch einmal berichten könnten.«
»Ja, also zu Hause habe ich eine Alarmanlage installiert, und nach Aussage der Experten sollte das eine der modernsten Anlagen überhaupt sein. Extrem teuer war sie auf jeden Fall. Sirenen, Sensoren, Videoüberwachung, supersichere Eingangskontrolle inklusive einer Weiterleitung zu einem Wachdienst. Mir wurde eine Sicherheit wie in einer Bank garantiert. Nun, ich habe nicht mehr Angst vor einem Einbruch als andere Menschen, aber ich habe einige sehr wertvolle Gemälde, und wenn ich nicht gut darauf aufpasse, kann ich sie nicht versichern. Glauben Sie also nicht, ich sei paranoid oder so etwas.«
»Es ist keineswegs paranoid, seine Wertsachen zu schützen.«
»Nein, das denke ich auch. Während die Sicherheitsfirma die ganze Hardware installiert hat, wurden auch die Schlösser in meiner Haustür ausgetauscht, und statt eines gewöhnlichen Schlüssels sollte ich eine Schlüsselkarte benutzen. Sie kennen dieses System natürlich.«
Seine Zuhörer nickten, und er fuhr fort: »Bei unserer ersten Begegnung hat mich Andreas Falkenborg um eine solche Karte gebeten, die ich ihm beim nächsten Mal dann mitgebracht habe.«
Konrad Simonsen wunderte sich: »Sie kannten ihn doch kaum, und trotzdem hatten Sie so viel Vertrauen, ihm freien Zugang zu Ihrem Haus zu gewähren?«
»Ja, mag sein, dass das ein bisschen gutgläubig wirkt. Andererseits wäre er ja von einem Tag auf den anderen ruiniert, sollte er sich an meinen Sachen vergreifen. Ich meine, man wird in so einem Forum wie meinem nicht ohne weiteres weiterempfohlen. Es muss ihn Jahre gekostet haben, sich einen Ruf aufzubauen, und Glaubwürdigkeit ist in diesem Zusammenhang ja wohl eine unabdingbare Voraussetzung.«
»Hat er Ihnen gesagt, was er bei Ihnen wollte?«
»Ich habe nicht gefragt, aber das ist nicht so schwer zu erraten.«
»Nein, natürlich nicht. Also, Sie haben ihm die Schlüsselkarte gegeben?«
»Ja, das dachte ich zumindest, aber später hat sich herausgestellt, dass diese Karte gar nicht funktionierte. Ich habe ihm eine gegeben, die zuvor annulliert worden war. Das habe ich aber erst bemerkt, als das Ganze überstanden war und er mir die Karte längst zurückgegeben hatte.«
»Tja, das war Pech, was hat er dazu gesagt?«
»Nichts, er hat das mit keiner Silbe erwähnt, aber es ist sicher, dass die Karte nicht funktionierte, denn ich habe sie ausprobiert, als ich nach Hause gekommen bin.«
Konrad Simonsen hatte Schwierigkeiten, die Pointe zu verstehen. Er sah zu Poul Troulsen, der lediglich sagte: »Jetzt erzählen Sie schon.«
Der Mann fuhr fort.
»Das Überraschende war, dass er sich ohne diese Karte Zugang verschafft hat. Mir war schließlich zugesichert worden, dass das vollkommen unmöglich sei. Bei unserer letzten Begegnung zeigte er mir einen Filmausschnitt und spielte mir ein paar Gespräche vor, in denen es um meine Frau ging …«
Er sah Konrad Simonsen flehend an.
» … ich möchte ungern auf Details eingehen.«
»Das müssen Sie auch gar
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