Das weiße Grab
beschrieb dabei sogar Details des H.-C.-Hansen-Briefes aus dem Jahr 1957 . Wobei er seine Hochachtung über den Mut der dänischen Politiker zum Ausdruck brachte, die sich nicht von der linksgerichteten Stimmung in der Bevölkerung hatten anstecken lassen. Ich habe hier eine Kopie, wenn ich Ihnen die Passage vorlesen soll?«
»Nein. Was ist mit Bertil Hampel-Koch? Der fehlt noch.«
»Meine Vermutung ist, dass man erst einmal auf dem normalen diplomatischen Weg versucht hat, Clark Atkinson davon zu überzeugen, sein Buch zurückzuhalten, vermutlich ohne Erfolg. Es wäre auch blöd für ihn gewesen, denn als die Artikel erschienen, war das Buch bereits fertig gedruckt, nur noch nicht ausgeliefert. Schließlich schickte man in Kopenhagen einen mit allen Befugnissen ausgestatteten Unterhändler des Verteidigungsministeriums nach Thule, um persönlich mit Herrn Atkinson zu reden. Dieser Mann hieß Bertil Hampel-Koch, wenn er auf seiner Reise auch einen anderen Namen verwendete. In ihn wurden große Hoffnungen gesetzt. Schon auf dem Gymnasium hatte er seine Fähigkeiten zeigen können, und so hatte er 1972 nach seinem Abitur als Jahrgangsbester vom Lehrerkollegium des Alten Gymnasiums in Hellerup ein Stipendium für die USA erhalten, wo er die ersten sechs Monate bei einer jüngeren amerikanischen Familie in Twin Falls, Idaho, einquartiert worden war, wie es der Zufall wollte, bei Helen und Clark Atkinson.«
»Sie wollen sagen, dass sie sich kannten?«
»Ja, und das war der eigentliche Grund, weshalb er hingeschickt wurde. Er war eigentlich viel zu jung für eine solche Aufgabe. Vermutlich war es auch die persönliche Bekanntschaft, die letztlich den Ausschlag gab, denn Bertil Hampel-Koch hatte Erfolg, wo andere gescheitert wären. Als Clark Atkinsons Buch schließlich erschien, fehlte nämlich der famose Abschnitt über Jens Otto Krag. Ich frage mich, ob die dänischen Steuerzahler damals die komplette erste Auflage gekauft oder ob sie eine andere Lösung gefunden haben.«
Wenn sie ein Lob für ihre Ermittlungen erwartet hatte, hatte sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Jetzt, da er alles gehört hatte, setzte er wieder wie üblich seine gleichgültige Miene auf und fragte nur: »Und all das, was Sie da zu wissen glauben, haben Sie allein herausgefunden?«
»Nein, ich hatte Hilfe.«
»Von wem?«
»Von guten Freunden, teils auf eher inoffizieller Basis.«
»Gute Freunde in Dänemark?«
»Ein guter alter Freund mit Verbindung zum Gymnasium in Hellerup, die anderen waren nicht aus Dänemark.«
»Amerikaner?«
»Das versteht sich fast von selbst.«
»Wir werden uns morgen noch einmal treffen, ich rufe Sie an und sage Ihnen, wann und wo.«
Die Comtesse antwortete zögernd: »Ich werde es versuchen …«
»Versuchen reicht nicht. Sorgen Sie dafür, dass Sie da sind.«
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29
D er Anruf war für Konrad Simonsen keine Überraschung. Er hatte damit gerechnet, wenn auch erst später am Tag. Doch entgegen seiner Erwartung meldete Agnete Bahn sich selbst und nahm nicht, wie er es angenommen hatte, durch einen ihrer angeblich so zahlreichen Anwälte mit ihm Kontakt auf.
Die ältere Frau klang äußerst gereizt, eine Laune, auf die sie sich zu verstehen schien, so dass der Dialog eine recht einseitige Sache war und eigentlich nur aus übelsten Beschimpfungen bestand. Einige der ihm zugedachten Worte waren für Konrad Simonsen de facto neu. Er hörte eine Weile interessiert zu, doch als sie sich zu wiederholen begann, legte er auf.
Arne Pedersen, der gerade ins Präsidium gekommen war und gewohnheitsmäßig erst einmal bei Konrad Simonsen vorbeigeschaut hatte, fragte neugierig: »War das diese Bahn? Pauline hat mich gestern angerufen und mir von ihr erzählt.«
»Eine volle Breitseite, ja. Hast du geschlafen?«
»Fast das ganze Wochenende, ich bin total ausgeruht. Danke für die Hilfe … für alles.«
Konrad Simonsen nickte.
»Was hat sie gesagt?«, fragte Arne Pedersen.
»Sie hat geschimpft. Hast du das nicht gehört? Weißt du eigentlich, was ein Rumpelschwanz ist?«
»Nee, keine Ahnung, aber Konrad, was hast du denn Schlimmes angestellt?«
»Nichts, gar nichts. Außer dass ich gut auf sie aufpasse.«
»Was heißt das im Klartext?«
»Och, nur ein paar Streifenwagen vor ihrem Gartentörchen, aber nicht mehr als drei.«
»Seit wann?«
»Freitagnachmittag.«
Arne Pedersen grinste.
»Und das hat ihren Umsatz nicht gerade in die Höhe getrieben?«
»Anscheinend nicht. Eigentlich erstaunlich, ich
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