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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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Hörsaal aufmachte. Im nächsten Moment war sie verschwunden.
    Billy steckte sich die nächste Zigarette an. Sofort. Weil es nicht anders ging. Weil er das Gefühl hatte, sonst auf der Stelle implodieren zu müssen. So etwas war ihm in seinem bisherigenLeben noch nie passiert, und wenn ihn in dieser Sekunde einer nach seinem Namen gefragt hätte, er hätte nur »Wahnsinn« gesagt. Der Puls hämmerte in seinen Adern, und in seinem gesamten Körper machte sich mit einem Mal ein seltsames, unwiderstehliches Zittern breit. Was für eine Frau!
    Wo kam sie her? Wer hatte sie geschickt? War das alles Zufall oder steckte etwa der liebe Gott dahinter? Oder der Teufel? Oder mal wieder beide zusammen? Billy wußte es nicht. Es war ihm aber auch egal. Verständlicherweise. Was braucht man Fragen, wenn man die Antwort hat? Und in seinem Fall war die Antwort so klar und prickelnd wie Gebirgsquellwasser mit einem Schuß Kohlensäure.
    Er wollte diese Frau! Auf der Stelle und für so lange wie immer. Ein paar leichte Sätze und ein ganz bestimmter Gesichtsausdruck hatten gereicht, um ihn zu überwältigen. Auf einmal hatte er dieses Gefühl und er kannte seine Bedeutung. Er hatte sich verliebt. Paff! In einem harmlosen Moment und noch dazu in eine Frau, die er nicht mal im Ansatz kannte. Aber gerade deswegen unbedingt kennenlernen mußte. Der Knall war nicht zu überhören gewesen, und der folgende Treffer für einen schlechten Scherz seiner Synapsen zu kapital.
    Er hatte sich in ihr Lächeln und in ihre Stimme verliebt, in ihren Körper und ihren Gang, in ihre Selbstverständlichkeit, in ihren Style und ihre Direktheit. Er hatte sich in ihre Beine verliebt und in ihre Brüste und in ihren Schritt, dazu in die paar wenigen Sommersprossen auf ihren Wangen, in ihre unlackierten Fingernägel, in die feingliedrigen und schmalen Finger, in ihre Locken und in den ganzen Rest erst recht. Er hatte sich in alles verliebt, was er bis jetzt von dieser Frau gesehen und gehört hatte, und seine Einbildungskraft ging sogar noch einen riskanten Schritt weiter. Sie brachte Billy dazu, bereits jetzt an die gewagte Idee einer gemeinsamenZukunft zu denken. So saß er da, war plötzlich ein anderer Mensch und wußte, was als nächstes passieren sollte. Er wollte mit dieser Göttin ins Bett und von dort aus in die ganze Welt. Es hatte ihn erwischt.
    Dabei lag seine letzte echte Beziehung gerade mal ein dreiviertel Jahr zurück. Sie hatte Ulli geheißen, immer enge Lederhosen angehabt, und die Beziehung mit ihr war von Anfang an ohne wirkliche Chance gewesen. Obwohl Billy fast sechs Monate lang treu und rückhaltlos danach gesucht hatte. Aber die Geschichte ging eben nicht auf, und so war Billy eines Morgens und nach einer erbitterten Nacht im Streit bei leichtem Schneefall und auf einer Parkbank wieder aufgewacht. Mit einem Kopf voll Whiskey, einem gesunden und einem blauen Auge, halb erfroren und mit der Schnauze voll fürs erste.
    Ein knappes halbes Jahr körperbetonter Liaison mit einer latent psychopathischen Rockerbraut aus der Kölner Neustadt hatte ihn nachhaltig geläutert. Danach verzichtete er zwar nicht auf das ein oder andere sexualtherapeutische Experiment, aber der Wiedereinzug der Liebe in seine Gegenwart stand fürs erste nicht mehr zur Diskussion. Nicht so schnell jedenfalls, und grundsätzlich auch nicht auf absehbare Zeit.
    Aber wen interessierte das jetzt noch? Jetzt, da er seine Frau gefunden hatte? Er war wieder verliebt. Und Flexibilität in Herzensdingen war schon immer ein Luxus, den sich ein Mann leisten können muß, wenn er die eine Frau noch nicht gefunden hat, die vom Leben für ihn bestimmt ist. In der Liebe ist Zögern die falsche Taktik.
    »In zwei Minuten bin ich wieder da«, hatte die Frau gesagt, und eine davon war schon vorbei, als Billy aufstand. Er war plötzlich durch eine seltsame, unüberhörbare Geräuschkulisse aus seinem kurzen, wunderbaren Traum erwacht. Die Geräusche kamen aus dem Hörsaal, und Billy wußte nicht, was sie zu bedeuten hatten. Langsam und vorsichtig ging erzur Tür. Mit der halb gerauchten Kippe in der Hand. Er war schrecklich nervös. Seine Frau war drin und er war draußen. Was ging da gerade nur ab? Was hatte sie vor?
    Er legte sein Ohr an die Tür und versuchte zu verstehen. Was für ein Krach! Im Hörsaal wurde gejohlt und geschrieen, gepfiffen und geklatscht. Was außergewöhnlich war. Ansonsten wurde in den Übungen von Schliebusch eher gestöhnt und geschmachtet.
    Die Frau mit dem

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