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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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Billy konnte es ganz genau sehen. Die Augen von Schliebusch fingen plötzlich an zu glühen, und sein rechter Arm wollte in Annabelles Gesicht. Und damußte Billy natürlich etwas unternehmen Denn so ging es ja nun nicht.
    »Wenn ich an dieser Stelle vielleicht auch mal etwas dazu sagen dürfte«, mischte er sich daher ein und stand auf.
    Schliebusch war sichtlich irritiert.
    »Wer bist du denn?« maulte er Billy an.
    »Ich heiße Billy.«
    »Du blutest ja immer noch«, sagte Annabelle.
    »Geht schon«, sagte Billy.
    Schliebusch war schon wieder irritiert.
    »Ihr kennt euch?«
    »Klar«, sagte Billy.
    »Dann gebe ich dir einen guten Rat, mein Freund. Mach dich vom Acker, verstanden? Aber ganz schnell. Hier gibt es für dich nichts zu sehen.«
    »Sehr gerne. Aber vorher habe ich noch eine kleine Bitte.«
    »Und die wäre?« wollte Schliebusch wissen.
    »Guck mal!« antwortete Billy und schlug zu.

Auf die Zwölf.
    Es war das erste Mal in seinem Leben, das Billy zum Mittel der Gewalt greifen mußte, und dafür war es ein sensationeller Punch gewesen. Er kam als gerade Rechte, er war ansatzlos geschlagen und er brach Schliebusch seine schöne Nase. Das hatte Billy zwar nicht beabsichtigt, aber in Ordnung ging es schon, fand er. Und irgendwie war es auch ein herrlicher Anblick, wie Schliebusch das Blut in einem unbeschreiblichen Strahl aus der Nase schoß, und sein Körper kurz danach bedingungslos in sich zusammensackte und hart zu Boden ging. Dort blieb er dann liegen. Alle Viere von sich gestreckt und fürs erste ziemlich ohnmächtig.
    »Er bewegt sich gar nicht mehr«, sagte Annabelle nach einer Kunstpause.
    »Keine Sorge. Der fängt sich schon wieder«, beruhigte sie Billy.
    Er kniete sich hin, beugte sich über Schliebusch und fing an, ihn rechts und links zu ohrfeigen. Ganz vorsichtig.
    »Aufwachen, Schliebusch. Dein jüngster Tag ist da.«
    »Machst du so was öfter?« wollte Annabelle wissen.
    »Im Grunde hasse ich Gewalt.«
    »Im Grunde«, provozierte Annabelle.
    »Es gibt natürlich immer Ausnahmen. Und das hier war eine«, sagte Billy und schlug Schliebusch dabei weiter. Mittlerweile schon etwas energischer.
    Kurz danach begann Schliebusch sich langsam wieder zu regen. Er stöhnte sogar ein bißchen.
    »Darf ich auch mal?« fragte Annabelle.
    »Deine Leiche«, sagte Billy und lächelte sie an.
    Annabelle lächelte zurück und holte aus.
    »Hier, du Scheißkerl«, sagte sie mit einem wütenden Lachen und schlug mit der Faust auf seine Brust.
    Ihr Schlag hatte die Wirkung eines Defibrillators. Auf der Stelle kam Schliebusch wieder ins Leben zurück. Und er versuchte, den Anschluß zu finden.
    »Ja, hallo? Was ist? Wo? Wer hat eine Frage?« brabbelte er drauflos und griff sich dabei mit der rechten Hand an die Nase.
    »Verdammt, ich blute ja. Meine Nase. Aua. Was ist mit meiner Nase? Annabelle?«
    »Darf ich es ihm erklären?« fragte Billy.
    »Deine Leiche«, sagte Annabelle.
    Billy bedankte sich leise, packte Schliebusch an der Krawatte und zog ihn nach oben.
    »Dann paß mal auf, Arschloch. Das mit deiner Nase, das war ich. Man schlägt nämlich keine Frauen, hast du das kapiert? Nicht mal dann, wenn sie es verdient haben. Das ist Gesetz. Im Grunde kannst du mir also dankbar sein. Unddamit eins ganz klar ist. Wenn ich dich das nächste Mal dabei erwische, wie du auf eine Lady losgehst, dann breche ich dir deine beschissene Nase einfach noch mal. Hast du mich verstanden?«
    Nachdem Schliebusch zunächst nicht reagierte, zog Billy ihn noch ein Stück näher heran.
    »Ob du das verstanden hast, will ich wissen?«
    Endlich nickte Schliebusch mit dem Kopf.
    »Ist auch besser für dich«, sagte Billy. »Und jetzt gehst du zum Arzt und läßt dir deinen Zinken eingipsen. Siehst ja furchtbar aus.«
    Mit dieser Wahrheit löste Billy seinen Griff, und Schliebusch krachte wieder auf den Boden. Billy wischte sich an Schliebuschs Hose noch schnell die Blutspritzer von den Fingern, griff sich Annabelles Hand und ging mit ihr den Gang hinunter in Richtung frische Luft.
    Eine Zeitlang liefen sie schweigend nebeneinander her.
    »Wie wäre es mit einem Bier?« fragte Billy irgendwann.
    Annabelle überlegte einen Moment. Dann blieb sie stehen. Sie wartete, bis Billy es bemerkte und sich mit fragenden Augen zu ihr umdrehte.
    »Billy the kid, richtig?« sagte sie dann.

Skandal in pipigelb.
    Die meisten Männer sind nicht oft im Leben als Schimanski unterwegs, und Billy fand das grundsätzlich auch ziemlich beruhigend. Aber hier

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