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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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erfüllt werden, wenn er denn einen guten Kern hat«, erklärte Johann nun und hob dabei seinen Zeigefinger. »Also sagen Sie mir, warum wollen Sie den Bigbird kaufen? Was ist der Grund, Herr Billy? Das ist doch Ihr Name, nicht wahr? Sie sagten jedenfalls, daß Sie so heißen. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich bin nicht mehr der Jüngste. Im Alter reagiert man auf das Moderne leider zunehmend mit einem gewissen Unverständnis.«
    Dann machte er eine längere Pause, schaute Billy dabei auswäßrigen, aber noch strahlend blauen Augen an und schüttelte am Ende seinen Kopf.
    »Billy, Billy«, sagte er. »Wie alt Sie wohl sein mögen?«
    »Achtundzwanzig«, antwortete Billy.
    »So jung?« rief der alte Mann erstaunt und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Dann fing er plötzlich an zu brüllen. »Also, worauf warten Sie dann noch? Reden Sie endlich. Man stirbt schneller, als man denkt. Und ich bin schon über achtzig!«
    Billy war beeindruckt, und als sich der erste Schreck gelegt hatte, fing er auch sofort an zu erzählen. Ausführlich und immer schön der Reihe nach. Er erzählte Johann erst von sich, dann von Annabelle und schließlich von Neu Mexiko. Er erzählte von ihrer Frage im Motel und von seiner Liebe im Moment. Er gestand seine Fehler in der Vergangenheit und sprach im Gegenzug von der Hoffnung auf einen Neubeginn. Und schließlich nannte er sogar das Menetekel seiner derzeitigen Existenz beim Namen und sprach von Pierre, dem verfickten Franzosen.
    »Es ist demnach bloß eine fatale Eifersucht, die Sie antreibt«, sagte Johann, als Billy mit seiner Geschichte fertig war. »Schade, ich hatte auf mehr gehofft.«
    »Was soll an meiner Eifersucht schlecht sein?« fragte Billy zurück. »Ich liebe diese Frau eben.«
    »Ach ja? Das wollen wir doch mal sehen«, sagte Johann und stand auf.
    Zielstrebig lief er zu seinem Schreibtisch und kramte einen Taschenrechner aus der Schublade. Billy blieb auf dem Boden sitzen und schaute ihm dabei zu.
    Johann tippte hektisch auf den Tasten herum, überlegte, tippte noch einmal neu, überlegte wieder und notierte sich schließlich etwas auf ein Blatt Papier.
    »In diesem Fall kostet Sie der Bigbird soviel«, sagte er und hielt Billy das Blatt Papier unter die Nase.
    »10 000 Mark?« rief Billy entsetzt. »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst.«
    »Wenn Sie bar zahlen, gehen natürlich noch drei Prozent Skonto ab.«
    »Danke. Sehr freundlich.«
    »Ich dachte, Sie lieben sie«, sagte Johann, grinste und setzte sich wieder in seinen Lehnstuhl. »Hören Sie, junger Freund. Sie sehen die Zusammenhänge anscheinend nicht. Ich dachte, Sie hätten die Kaufmannskunst erlernt. Sogar eine Hochschule hätten Sie besucht, haben Sie mir eben mit einem gewissen, unterschwelligen Stolz erzählt. Hat man Ihnen da nicht beigebracht, daß Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen? Und verbessern Sie mich, wenn ich unrecht habe. Ich habe etwas, das Sie brauchen. Außer mir hat das keiner, und Ihre Not ist gleichzeitig groß. Sie scheint mir sogar existentiell zu sein, wenn ich Sie hier so sitzen sehe. Einen besonders guten Eindruck machen Sie jedenfalls nicht. Was also haben Sie gegen 10 000 Mark einzuwenden? Respektive 9 700. Wenn wir den Skonto berücksichtigen.«
    »So viel Geld habe ich einfach nicht«, antwortete Billy genervt.
    »Wirklich nicht?« fragte Johann nach und blieb völlig ruhig dabei.
    »Nein«, rief Billy wütend und schaute Johann an.
    Sein Blick war wie ein Angriff, und Johann mußte sich nicht mal verteidigen, um ihn zurückzuschlagen.
    »Sie wollen in das Neu Mexiko von 1998, Billy, bedenken Sie das. Dafür sind 10 000 Mark nicht viel. Die letzte Zeitreise, die ich unternommen habe, hat mich das Doppelte gekostet. Und dabei wollte ich nur in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit wie Sie.«
    Dazu fiel Billy nun endgültig nichts mehr ein. Sein Blick ging zu Boden und blieb dort fürs erste auch hängen.
    »Ich mache Ihnen ein Angebot, mein Freund«, unterbrachJohann dann die unangenehme Stille und überraschte Billy anschließend zum wiederholten Mal.
    »Ich schenke Ihnen den Bigbird. Sie sollen ihn haben. Sie müssen mir dafür nur zwei Dinge versprechen.«
    »Erst wollen Sie 10 000 und jetzt wollen Sie mir den Bigbird schenken?« fragte Billy. »Da ist doch ein Haken dabei.«
    »Kein Haken«, sagte Johann, der Freie Herr von den Maaren, und lächelte Billy an. »Ganz im Gegenteil. Ich will nur, daß Sie in Zukunft mehr auf die Zeichen achten, die das Leben

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