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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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Ihnen in den Weg stellt. Das ist alles. Dann sollen Sie den Bigbird haben. Umsonst. Denn die Zeichen sind frei. Sie kosten niemanden was, und trotzdem sind sie das Wertvollste, was es gibt in dieser Welt. Das ist ja das Großartige. Denken Sie mal darüber nach.«
    Billy dachte nach.
    »Und was ist das zweite Versprechen?« sagte er nach einer kurzen Pause.
    Da lachte Johann.
    »Ganze einfach«, sagte er. »Besuchen Sie mich mal wieder, wenn alles vorbei ist.«

Antworten.
    Es dauerte eine gute halbe Stunde, dann stand Billy mit seinem Auto wieder vor dem Trödelladen. Johann wartete schon auf ihn. Er hatte den Bigbird in der Zwischenzeit in eine durchsichtige Plastikfolie eingewickelt und mit breitem Tesaband verklebt. Billy hatte direkt vor der Tür geparkt und montierte noch schnell seinen Dachgepäckträger. Dann schleppten die beiden den Bigbird zusammen aus dem Laden, wuchteten ihn mit einiger Mühe auf das Dach und zurrten ihn mit zwei Spanngurten fest.
    »Eine Frage ist natürlich noch offen, Johann«, sagte Billy, als sie damit fertig waren.
    »Sie untertreiben, Billy«, sagte Johann.
    »Im Ernst. Wieso gibt es den Bigbird nicht im deutschen Fernsehen? Haben sie darauf eine Antwort?«
    »Natürlich«, sagte Johann darauf. »Es gibt keine einzige Frage auf dieser Welt, auf die es keine Antwort gibt. Es ist wie mit dem Ei und dem Huhn. Zuerst war natürlich das Ei da. Und genauso gab es erst die Antworten und dann die Fragen.«
    Dann huschte er in seinen Laden zurück.
    Als er zurückkam, hatte er einen langen Mantel mit einem Pelzkragen an und trug dazu einen Hut und Handschuhe. Es war Mai!
    »Leider muß ich mich jetzt von Ihnen verabschieden«, sagte er und schloß dabei die Türe ab. »Ich bin mit meiner Mutter zum Kirchgang verabredet. Und Gott kann man vielleicht einmal warten lassen. Aber seine Mutter nie. Das würde einem Gott nicht verzeihen.«
    Dann klopfte er Billy auf die Schulter und fing an zu lachen.
    »Seien Sie mir nicht böse, aber ich glaube, Ihre angebliche Liebe ist gerade nicht mehr zu retten. Sie werden also ein unmögliches Glück brauchen, heute abend. Doch wer braucht das nicht, nicht wahr? Eines sollte Ihnen allerdings in jedem Fall klar sein, dabei. Sie müssen nur kämpfen, um zu gewinnen. Der Sieg an sich hat in dieser Welt noch nie eine Rolle gespielt. Auch, wenn da viele Menschen was durcheinanderbringen.«
    »Das ist ja sehr beruhigend«, sagte Billy. »Aber was hat das bitteschön mit der Antwort zu tun?«
    »Bei dem Preis wollen Sie auch noch Antworten? Entschuldigen Sie, Billy, ich bin vielleicht dumm, aber noch lange nicht verrückt.«
    Dann drehte sich Johann um und ging. Und es war klar, daß das Gespräch damit zu Ende war.
    »Trotzdem danke«, rief Billy ihm etwas hilflos nach und schaute Johann, dem Freien Herrn von den Maaren, noch eine Weile hinterher.
    Als er hinter einer Häuserreihe endgültig verschwunden war, ging Billy zu seinem Auto und warf noch einmal einen letzten Blick auf den Trödelladen. Dabei bemerkte er dann das Schild, das über dem Schaufenster an der Fassade hing. »Haus der zwei roten Sonnen – Antiquitäten & sonstige Kleinigkeiten« stand da. Mit goldener Schrift auf rotem Grund. »Was für ein geiler Laden«, sagte Billy vor sich hin und beschloß, sein Versprechen einzulösen. Ja, er würde wiederkommen. Er würde Johann, den Freien Herrn von den Maaren, noch einmal besuchen. Irgendwann, aber mit Sicherheit. Dann, wenn die Zeit dafür gekommen war.

Papillon.
    Um kurz nach neun stand Billy mit einer Flasche Wein bei Annabelles Vater vor der Tür und war beeindruckt. Der alte Kreuzer hatte an diesem Abend anscheinend Größeres vor. Die Villa war gleißend hell erleuchtet, im Garten stand ein enormes Partyzelt, es klang nach einer Livecombo und vor dem Gartentor warteten unter einem Baldachin zwei Hostessen in schwarzen Kostümchen, um die Gäste zu begrüßen. Billy sagte freundlich »Hallo« und bekam sofort ein Glas Champagner angeboten. Was er freilich ablehnte. »Danke, aber ich bin gerade trocken unterwegs«, erklärte er sich kurz und griff statt dessen zu einem Glas Orangensaft. Dann ging er hinein. Er war sehr aufgeregt.
    Die Party war bereits in vollem Gange, und Billy war gnadenlos underdressed. Dabei hatte er sich zu Hause extra noch in den besten Zwirn geworfen, den seine Kleiderstange derzeit zu bieten hatte: Die Hose, relativ neuwertig und aus Jeans, die Schuhe aus Leder und geputzt, die Unterwäscheaprilfrisch und das Hemd

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