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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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getrennte Leute und die Datsche werde verkauft. Basta und keine Widerrede.
    Autoparadies oder Rauswurf, das waren die beiden Alternativen, vor denen Billy stand. Vor die er gestellt wurde, um genau zu sein. Und das nach der letzten Nacht mit Annabelle und der ganzen kaputten Zeit zuvor. Da kann einem schon mal ein »Fick dich selbst« rausrutschen. Auch wenn sich das grundsätzlich nicht gehört und noch dazu der eigene Vater gemeint ist. »Scheiße«, dachte sich Billy, trank gegen den ersten Schock sein Bier in nur fünf Zügen, holte für sich und Florian zwei neue und brauchte erst mal ein bißchen, um klarzukommen. Florian wußte zwar nicht, wer da angerufen hatte und wo der Punkt war, aber er verstand natürlich sofort, was er in dieser Situation zu tun hatte und hielt ganz einfach seinen Mund. Außerdem kamen gerade »Schweine im Weltall«.
    Während des zweiten Biers versank Billy in ein intensives und schonungsloses Gespräch mit sich selbst. Das ging gar nicht anders. Plötzlich hatte er nämlich endgültig die Faxen dicke. Jetzt mußte etwas passieren. Das konnte er sich nicht gefallen lassen. Er legte sich auf den Rücken und schaute zurDecke hoch. Seine Hände waren über dem Bauch gefaltet und hielten das Bier. Eine gute Folge Muppets-Show lang lag er so da und dachte nach. Mit offenen Augen. Hochkonzentriert. Trotz Schädel. Dann setzte er sich auf einmal ruckartig auf, guckte Florian an und sagte eben: »Ich hau ab!« Und nach einer kleinen Pause auch, warum. »Ich mach Karriere«, erklärte er. Das war alles. Keine zwei Sekunden später war er bereits aufgesprungen und fing an aufzuräumen. Er wollte die Datsche in einem tadellosen Zustand hinterlassen.

Losentscheid.
    Es hatte voll und ganz von Billy Besitz ergriffen. Eilig, aber präzise, ja geradezu pingelig sorgte er in seinem Noch-Zuhause für Ordnung, schmiß die Waschmaschine an, riß die Fenster auf, zog sich die Gummihandschuhe über, spülte Berge ab und ging beim Putzen bis in die letzte Ecke hinein. Eine Weile lang sah Florian sich das Ganze wortlos mit an, um dann doch mal was zu sagen. Er wollte bitteschön wissen, wozu der ganze Terror überhaupt? Er hörte nicht mal mehr, was Miss Piggy gerade zu Kermit sagte.
    »Ich bin zu einem Entschluß gekommen«, klärte ihn Billy auf und fegte dabei mit unvermindertem Tempo durch die Datsche. »Ich gehe in die Automobilindustrie. Ich weiß nur noch nicht, zu wem. Mercedes wäre natürlich am besten. Obwohl Porsche wahrscheinlich noch geiler wäre. BMW wäre auch gerade noch okay.«
    »Langsam, langsam«, sagte Florian. »Das meinst du doch wohl nicht im Ernst. Daß du abhauen willst, kann ich ja verstehen. Aber Karriere machen? Du? Und dann noch bei einer Autobude? Hallo?«
    »Mein Vater wäre bestimmt begeistert.«
    »Da weht also der Wind her. War dein alter Herr am Telefon, vorhin, was?«
    »Jepp«, antwortete Billy kurz.
    »Und? Was hat er gesagt?«
    »Zusammengefaßt wahrscheinlich, daß ich ein Versager bin.«
    »Das hat er doch schon immer gesagt«, versuchte Florian das Ganze zu relativieren.
    »Ja und? Stimmt es etwa nicht? Und genau darum bleibt mir doch gar keine andere Wahl. Ich muß das jetzt machen. Allein schon der Ehre wegen. Und Autoindustrie hat da einen entscheidenden Vorteil. Stell dir mal vor, ich krieg einen guten Job bei Mercedes. Eigene Sekretärin, fette Karre, Anzug, Krawatte, Auslandsreisen, die ganze Speisekarte. Was glaubst du, wie mein Alter dann schaut? Dann sagt der nichts mehr. Dann sind wir quitt. Von Annabelle mal ganz abgesehen.«
    Florian wußte nicht so richtig. Das machte alles keinen Sinn für ihn. Er fand Billys Karriere-Idee einfach nur schwachsinnig.
    »Du willst zu Mercedes? Mit deinem Examen? Damit nehmen die dich doch nie. Und viel zu alt bist du auch schon. Und du wählst grün!«
    »Irgendwie komme ich da schon rein«, sagte Billy und blieb dabei. »Und wenn ich ein Praktikum mache. Vielleicht fange ich ja sogar noch eine Ausbildung an. So wie der Schrempp. Der ist auch von ganz unten durchgestartet. Und jetzt ist er der Obermohr. Als einfacher Schrauber.«
    Nun stand auch Florian auf, lief zum Kühlschrank, holte zwei Bier und ging damit zu Billy.
    »Das ist doch jetzt viel zu überhastet«, sagte er und hielt Billy eine Flasche hin. »Laß uns erst mal eine Woche saufen. Bißchen klar werden in der Birne. Dann kannst du doch immer noch weg.«
    Umsonst. Billy nahm das Bier, trank einen schnellen Schluck und putzte weiter. An seinem Entschluß gab

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