Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
Vom Netzwerk:
es nichts mehrzu rütteln. Selbst Florian konnte da nichts mehr machen. Billy hatte sich entschieden. Er mußte weg. Und wohin, das sollte das Los entscheiden.
    Grundsätzlich standen sieben Städte zur Auswahl. Wer in Deutschland in die Automobilindustrie einsteigen will, der hat viele tolle Möglichkeiten: Audi/Ingolstadt, BMW/München, Ford/Köln, Mercedes/Stuttgart, Opel/Rüsselsheim, Porsche/Zuffenhausen und schließlich VW/Hannover. Das waren die Alternativen in alphabetischer Reihenfolge. Allerdings fielen drei Optionen schon von vornherein aus. Zu Ford nach Köln wollte er aus naheliegenden Gründen nicht, zu Opel nach Rüsselsheim wollte kein Mensch und auf Ingolstadt und Audi hatte er auch keinen Bock, weil er nicht bei einer Firma arbeiten wollte, die Autos für leidenschaftsgebremste Poser aus der Mittelgewichtskaste produzierte. Von dem Augenblick an, als der Urquattro starb, hätte man ihm schon die Fußnägel vergolden müssen, damit er bei Audi angefangen hätte. Das war klar eine Frage des Prinzips. Audi war für ihn genauso unvorstellbar wie Beate Uhse für den Papst.
    Blieben also vier mögliche Ziele übrig: München, Stuttgart, Hannover mit Einschränkungen und Zuffenhausen mit Stern. Billy legte sein Glück dabei in die Hände des Zufalls. Zwischen zwei Waschmaschinen schrieb er die besagten Städte auf vier Zettel, knüllte sie zu vier gleichgroßen Kügelchen zusammen, warf sie in einen Topf, schloß die Augen und zog. Die Wahl fiel auf BMW/München, und Billy nahm sein Schicksal getrost hin. Florian startete zwar noch einen verzweifelten und allerletzten Versuch, um seinen Freund von der unveränderten Schwachsinnigkeit seiner fixen Idee zu überzeugen, scheiterte aber kläglich und half ihm deshalb lieber beim Putzen. Echte Freunde erkennt man vor allem dann, wenn es schmutzig wird.
    Es gab eine Menge zu tun. Das Lotterleben der vergangenenMonate war nicht spurlos an der Datsche vorübergegangen. Allein die Grundreinigung dauerte zwei volle Stunden. Trinkpausen allerdings schon mit eingerechnet. Dann kam der Feinschliff und zum Schluß wurde gepackt. Dabei entschied sich Billy für das leichte Gepäck. Nur das Nötigste wollte er mit auf seine Reise nehmen. Ein paar Klamotten, einen Schlafsack, die dazugehörige Isomatte, seinen Computer, Papiere; mehr brauchte er nicht. Abgesehen von seiner Sammlung, selbstverständlich. Die mehr als 400 rostigen Eisenteile, die er in seinem bisherigen Leben zusammengetragen hatte, mußten auch noch mit. 28 Jahre irdische Vergangenheit verdichtet zu einem Haufen Altmetall. Auf diese Symbolik wollte er nicht verzichten. Und auf den Bigbird auch nicht. Ebenfalls aus symbolischen Gründen. Die mißlungene Überraschung sollte bitteschön mitreisen. Als Zeichen der Hoffnung, daß es nur besser werden konnte.

In den Süden, in das Licht.
    Am nächsten Morgen um kurz nach acht war es dann soweit. Billy saß in seinem Mercedes und hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Normalerweise ist es ja immer leichter für den, der geht, aber in seinem Fall wußte er nicht so recht. Jetzt war also der Moment, und er war ganz schön schnell gekommen. München wartete und seine Vergangenheit hatte sich überlebt. Es war wie sterben müssen, um eine neue Chance zu bekommen.
    Billy steckte sich eine Kippe an und warf einen letzten Blick zurück. Bye-bye Datsche und kein Wiedersehen. Bye-bye Troisdorf und bloß kein Zurück. Ein »Tschüs« dem Alten und ab dafür. Richtung Süden. Richtung Licht. Abenteuer Zukunft, ich komme. Rechne mit mir, zieh dich warm an. Und bitte, mach es mir nicht allzu schwer. Sei nett zu mir, sei freundlich. Heiß mich willkommen, neue Zeit, und zeig mir,wo meine Träume sind. Schenk mir ein Lächeln und gib mir ein Zeichen. Ich werde es erkennen und schwöre, dich nicht zu enttäuschen. Ich will es jedenfalls versuchen. Versprochen.
    Als die Kippe bis zum Filter runter war, ließ Billy seinen Diesel vorglühen, drehte dann mit einem seltsamen Grinsen den Zündschlüssel herum, schaltete auf »D« und fuhr los. Es war Montag, der 15. Mai 2001. Ein guter Tag, um ein neues Leben zu beginnen.



Geschäftsmann.
    »Noch einen Joint?« fragte der Euro, als Billy mit seiner Geschichte fertig war.
    »Danke«, antwortete Billy. »Mir geht’s noch ausgezeichnet.«
    Seit Würzburg waren die beiden auf ihrem Weg ein gutes Stück vorangekommen. Sie hatten inzwischen Nürnberg passiert, befanden sich auf der A9 in der Höhe von Allersberg und kamen dem Ziel ihrer

Weitere Kostenlose Bücher