Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
Vom Netzwerk:
Reise langsam, aber stetig näher. Bis München waren es jetzt nur noch 159 Kilometer, wie die weißblaue Entfernungstafel am Rande der Autobahn verkündete, und damit war klar, daß sie pünktlich zum Abendbrot in der Landeshauptstadt mit Herz eintreffen würden. Wenn nichts mehr dazwischenkam.
    Die letzte Stunde hatte vor allem einem gehört. Billy! Berauscht von der Wirkung des THC hatte er schlicht einen Laberflash bekommen und dem Euro halt- und kompromißlos sein Herz ausgeschüttet. Man verarbeitet eben doch, indem man drüber redet. Und Billy hatte geredet. Und wie. Er hatte sich ein zweites Mal ausgekotzt, und der Euro hatte ihm dabei die ganze Zeit geduldig zugehört. Nur ab und an mußte er ihn in seinem Redeschwall unterbrechen, um die eine oder andere Zwischenfrage zu stellen. Dem besseren Verständnis zuliebe, und weil er natürlich ebenfalls schwer bekifft war und auch ganz gerne mal zu Wort kommen wollte. Aber ansonsten ließ er seinen neuen Freund bereitwillig erzählen und hielt sich vor allem mit kritischen Bemerkungen auffällig zurück.
    »Wie du meinst. Dann eben nicht«, sagte der Euro nach einer kurzen Pause. »Ich für meinen Teil wäre allerdings schon wieder soweit.«
    »Vielleicht ziehe ich mal«, sagte Billy aus Höflichkeit.
    »Immer gerne. Und wenn nicht sofort, dann eben später. Wir haben schließlich genug dabei.«
    An dieser Stelle stutzte Billy. Aber nicht lange. Denn im nächsten Moment zeigt ihm der Euro, was er unter »genug dabei haben« verstand.
    »Ich denke, ich kann dir vertrauen, oder?« sagte er beiläufig, drehte sich nach hinten, griff sich seinen Alukoffer und legte ihn auf seine Oberschenkel.
    »Sieh an«, sagte Billy. »Deine Eintrittskarte in eine rosige Zukunft, was? Jetzt bin ich ja mal gespannt.«
    »Kannst du auch sein«, lachte der Euro los. »Aber sag’s bloß nicht dem Beckstein. Und der CIA auch nicht.«
    Dann stellte er mit dem Daumen die richtige Kombination des Zahlenschlosses ein, ließ die beiden Scharniere des Koffers aufschnalzen, öffnete wie in Zeitlupe den Deckel und stieß dabei einen zufriedenen Seufzer aus.
    Was Billy zu sehen bekam, war ein Schock. Er hatte zwar nur einen flüchtigen Blick nach rechts geworfen, aber selbst dieser kurze Blick reichte aus, um seinen Puls zu verdoppeln. Mindestens. So etwas hatte er in seinem Leben noch nicht gesehen. Er konnte nicht glauben, was er sah, als er sah, was er da sah.
    Der Koffer war vollgepackt mit Joints. Und zwar ausschließlich. Bis zum Rand war der Koffer gefüllt mit fertiggedrehten Tütchen, und jedes davon befand sich in einem dieser durchsichtigen Plastikröhrchen, in dem auch das Tütchen steckte, das der Euro kurz hinter Schlüsselfeld aus seiner Sakkotasche hervorgezaubert hatte, um Billy zum Reden zu bringen.
    Der Schock bei Billy saß tief. Beim Anblick dieser Unmenge von Spaßzigaretten klappte seine Kinnlade harsch nach unten. Zur Sicherheit schaute er ein zweites Mal nach rechts, um zu überprüfen, ob er sich nicht doch verguckt hatte. Aber er hatte nicht.
    »Noch Fragen?« wollte der Euro wissen und nahm dabei eines der unzähligen Röhrchen aus dem Koffer heraus.
    »Scheiße, Mann«, sagte Billy verwirrt und fing an zu stammeln. »Was … ich meine wieviel … verdammt … das sind ja mindestens tausend Stück.«
    »Tausend? Du träumst wohl. Das sind 5000. Beziehungsweise 4999«, klärte der Euro Billy auf und hielt ihm dabei das Röhrchen, das er aus dem Koffer genommen hatte, demonstrativ vor die Nase.
    Dann klappte er den Koffer wieder zu, verschloß ihn – in aller Ruhe und sorgfältig –, verstaute ihn hinter Billys Sitz, schnippte den Verschluß des Plastikröhrchens herunter – lässig –, holte den fertiggedrehten Joint aus dem Röhrchen heraus, kramte das Zippo hervor, zündete den Joint an, nahm den ersten Zug, hielt ihn lange und tief in seiner Lunge und ließ den Rauch schließlich und überaus genüßlich aus seinem Mund entweichen.
    »Das Beste, was Hollands Gärten derzeit zu bieten haben.«
    »Na großartig«, gratulierte Billy und schüttelte seinen Kopf. »Dann bist du also nichts weiter als ein scheiß Dealer, ja?«
    »Ich bitte dich«, sagte der Euro empört. »Dealer! Wenn ich das schon höre. Natürlich bin ich kein Dealer.«
    »Ach nein? Was bist du denn dann, wenn ich fragen darf? Heilpraktiker?«
    »Geschäftsmann, Billy. Ich bin Geschäftsmann. Ganz einfach.«
    Und dann war der Euro dran mit seinem Laberflash. Das mußte sein. Er hatte einen Ruf zu

Weitere Kostenlose Bücher