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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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sagte der Euro.
    Da war er also, der entscheidende Haken. Aber der Euro wäre nicht der Euro gewesen, wenn er nicht bereits in diesem Moment nach einem Ausweg aus diesem Dilemma gesucht hätte. Denn das Geschäft, das ihm der Lastwagen-Schorsch da vorgeschlagen hatte, wollte er sich natürlich auf gar keinen Fall durch die Finger gehen lassen. Dafür waren die Aussichten in der Tat viel zu rosig. Die Sache hatte Flair, war offensichtlich mit relativ wenig Arbeitsaufwand zu leisten, und vor allem roch es nach einem Business, das ihm über mehrere Jahrehinweg ein solides Grundeinkommen sichern würde. Mit fünf- bis sechstausend Mark im Monat, steuerfrei, kam man schließlich locker über die Runden. Und wenn er nebenbei noch die eine oder andere Extra-Mark machen würde – die einer wie er ja eigentlich immer machte – roch die Zukunft schon fast nach kühlen Drinks am Palmenstrand und heißen Nächten unterm Moskitonetz. Und zwar mit Kim. Das war schließlich sein Traum.
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte er nach einer gemeinsamen Schweigeminute. »Ich fliege morgen mit meinem Tiger übers Wochenende nach Amsterdam. Da lasse ich mir alles noch mal durch den Kopf gehen. Dienstag komme ich wieder. Und spätestens dann sage ich dir, was geht. Deal?«
    »Deal«, sagte der Lastwagen-Schorsch und schlug ein.

Grübeln in Oranje.
    Kim war ein absolutes Chick de Luxe. Sie war gebürtige Holländerin, 27 Jahre alt, knusprig wie Cornflakes, Maskenbildnerin fürs TV von Beruf, im Bett landestypisch aufgeklärt, auch im sonstigen Leben ein Feger und damit alles in allem eine Frau ganz nach des Euros Geschmack. Er hatte sie auf einer Party in München kennengelernt, war mit ihr noch am selben Abend in die Kiste gestiegen, die nächsten drei Tage von dort nicht mehr rausgekommen und seitdem mit ihr zusammen.
    Über zehn Monate dauerte diese Beziehung nun schon, und sehr zu seinem Erstaunen hatte der Euro das komische Gefühl, wirklich verliebt zu sein. Deshalb gab es für ihn auch nichts zu verstecken. Er hatte Kim sehr schnell in seine krummen Geschäfte eingeweiht, und es war kein Geheimnis, daß sie seinem Leben und der Art und Weise, wie er sein Geld verdiente, einiges abgewinnen konnte. Gauner haben in dieser Welt eben ihren ganz eigenen, oftmals äußerst erotisierendenCharme, und wenn es sich dazu auch noch um einigermaßen erfolgreiche und vor allem so spaßige Gauner handelt wie den Euro, kommen die Hormone einer Frau sehr schnell ins Schwitzen. Das war schon immer so, und wer das Gegenteil behauptet, lügt. Der Rest ist einfach nur spießig.
    Kim mußte an besagtem Wochenende arbeiten. Obwohl sie vor einigen Jahren von Amsterdam nach München gezogen war, und damit ihren beruflichen Schwerpunkt an die Isar verlegte, hatte sie in ihrer alten Heimat immer noch sehr gute Kontakte. Vor allem ein bestimmter Produktionsleiter der Weltfirma Endemol wollte auf ihre sexy Anwesenheit nur ungern verzichten und versorgte sie daher in regelmäßigen Abständen mit diversen Aufträgen. Und weil der Euro seit einer Klassenfahrt mit der Berufsschule ein glühender Amsterdam-Fan war, nahm er diese Gelegenheiten gerne zum Anlaß, der Grachtenmetropole einen kurzen Besuch abzustatten und für ein paar Tage
oranje
unterwegs zu sein. So auch diesmal. Freitag früh ging es los, und während Kim bis einschließlich Sonntag irgendwelche Fernsehnasen schminkte und toupierte, trieb sich der Euro durch die Stadt und machte es sich, bis seine Süße abends von der Arbeit kam, allein gemütlich. Was in Amsterdam natürlich prächtig funktioniert. Gemütlichkeit gibt es da ja praktisch an jeder Straßenecke zu kaufen. Und das für wenig Geld, legal und in Tüten verpackt.
    Am Samstag nachmittag saß er nun in einem Coffee-Shop, trank das erste Bier des Tages und fing an nachzudenken. Die Frage war simpel: »Wo bekomme ich auf die Schnelle genug Geld für das Möbel-Business her?« Durch ehrliche Arbeit gar nicht, soviel stand fest, und der einzige Ausweg schien mal wieder außerhalb einer bürgerlichen Lebenskonzeption zu liegen. Doch wo war die zündende Idee? Wo war der Deal? Der Euro grübelte, stundenlang, trank dabei ein Bier nach dem anderen, gönnte sich zur mentalen Unterstützung einpaar schöne Joints und hoffte auf eine Eingebung. Und gleichzeitig ärgerte er sich. Denn normalerweise hatte er immer die ein oder andere Idee parat, mit der sich problemlos ein bißchen Schotter machen ließ. Aber im Moment war er da wie blockiert.

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