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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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wieder, und nach dem ersten Bier stand für den Euro im Grunde bereits fest, daß er mit seinem alten Freund ein drittes Mal zusammenarbeiten würde. Die Sache, die er da gerade hochkochte, klang nämlich verlockend. Der Lastwagen-Schorsch brauchte ebenfalls dringend frisches Geld, und im Gegensatz zum Euro wußte er auch schon, womit man dieses Geld verdienen konnte. Er wollte ins Möbel-Business einsteigen und träumte dabei laut von fetten Zeiten. »Wenn man das professionell aufzieht«, so erklärte er, »ist da genug für uns beide drin. Und zwar über Jahre. Praktisch garantiert. Und das Beste – der Aufwand ist nicht besonders groß, aber das Risiko dafür ziemlich klein. Also, paß auf …«
    Das Ganze verstieß selbstverständlich gegen das Gesetz und lief nach folgendem, ganz einfachem Prinzip. Von ausgesuchten Klassikern der Möbelgeschichte (Mies van der Rohe, Le Corbusier etc.) ließ man in Osteuropa erstklassige Fälschungen produzieren und verkaufte diese Fälschungen anschließend als »Original« weiter. Mit einem ordentlichen Gewinn, versteht sich. Und wie gesagt, ganz einfach. Wichtig war dabei nur, daß die Qualität stimmte. Was aber kein großes Hindernis darstellte. Lediglich drei Dinge waren zu beachten. Man brauchte einen ausgezeichneten technischen Zeichner, dem man vertrauen konnte, dann ein ausgezeichnetes Möbelwerk, das ohne Rechnungen arbeitete, und schließlich einen ausgezeichneten Vertrieb, der keine Fragen stellte. Fertig. Und da sich der Lastwagen-Schorsch bereits um alles drei gekümmert hatte, wie er voller Begeisterung erzählte, konnte es eigentlich auch schon losgehen.
    »Die Arbeit teilen wir uns natürlich auf. Mal fährst du inden Osten und holst die Ware, mal ich. Oder wir machen das ganz einfach zusammen. Und für den Rest – Post und so, verstehst schon – mieten wir uns ein nettes, kleines Büro.«
    »Es lebe die 3 5-Stunden -Woche«, sagte der Euro.
    »35 Stunden?« lachte der Lastwagen-Schorsch. »Vergiß es. Wenn wir das richtig organisieren, rechne ich höchstens mit vier bis fünf Tagen im Monat. Das reicht locker. Wir sind schließlich keine Arbeiter. Wir machen Geschäfte, schon vergessen?«
    »Das stinkt doch von irgendwoher.«
    »Was soll da stinken?« »Sag’s mir.«
    »Schau mich an, Euro«, sagte der Lastwagen-Schorsch. »Sieht so ein Arschloch aus?«
    Der Euro dachte einen Moment lang nach. Natürlich konnte er seinem Freund vertrauen. Und er tat es auch. Aber eine entscheidende Frage hatte er dann doch noch.
    »Wenn das alles so einfach ist, wie du sagst, wieso arbeitest du dann nicht doppelt so viel und ziehst die Sache alleine durch?«
    Der Lastwagen-Schorsch zögerte einen Augenblick, trank sein Bier aus, bestellte mit einer Hand zwei neue und schaute dem Euro anschließend tief in die Augen.
    »Erstens«, sagte er mit bebender Stimme, »weil du mein Freund bist. Zweitens, weil vier Hände mehr Spaß haben als zwei. Und drittens, nun ja …«
    »Nun ja was?«
    »Wir brauchen natürlich eine kleine Anschubfinanzierung. Um die Sache ins Rollen zu bringen, verstehst schon?«
    »Jetzt reden wir miteinander«, sagte der Euro und hatte es kapiert. »Es geht hier gar nicht um mich. Du willst bloß mein Geld!«
    »Blödsinn, Euro. Natürlich will ich dich. Dich, verstehst du? Als Partner. Du bist mein Mann. Ehrenwort.«
    »Wenn ich die Kohle mitbringe.«
    »Hör mal, vergiß einfach mal für einen Moment die Kohle. Denk lieber mal über die Chancen nach. Ich habe das alles ganz genau durchgerechnet. Ich habe das mit den tschechischen Möbelfuzzis gecheckt, mit dem Typen, der sich um den Vertrieb kümmert, mit allen. Wenn wir beide die Sache jetzt richtig anschieben, dann sind wir in drei Monaten bei Null. Und von da an klingelt es. Dann klingelt es richtig.«
    »Und wieviel?«
    »Zehn bis zwölf Steine im Monat. Mindestens.«
    »Das meine ich nicht«, sagte der Euro. »Ich will wissen, wie hoch die Anschubfinanzierung ist.«
    »Ach so. Nun, wenn wir klein anfangen, vielleicht zehntausend. Aber besser wären natürlich dreißig.«
    Der Euro zuckte zusammen.
    »Tut mir leid«, sagte er nach einer kurzen Pause. »So viel habe ich nicht.«
    »Wie bitte? Das kann doch nicht sein. Ich meine, Mensch Euro, wenn es einer hat, dann ja wohl du.«
    »Nicht im Moment, glaub mir. Steckt alles in irgendwelchen Aktien.«
    »Aber doch hoffentlich nicht im Neuen Markt?«
    »Klar im Neuen Markt. Wo sonst?«
    »Scheiße«, sagte der Lastwagen-Schorsch.
    »Riesenscheiße«,

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