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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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bißchen besorgt. Er fand die Idee mit den Joints nämlich wirklich schwachsinnig. Möbel zu fälschen und anschließend als teure Originale zu verscherbeln, machte ja vielleicht noch Sinn. Aber Joints stückweise auf Münchens Straßen zu verchecken war nichts anderes als dumpfe Kifferscheiße und gehörte daherdringend gestrichen. Diese Geschäftsidee würde nicht funktionieren, davon war er überzeugt. Er war hier schließlich der Diplomkaufmann. Er wußte, worum es ging. Doch der Euro glaubte ihm nicht. Von Greding bis zur Hälfte der Steigung des Altmühltals hatte er wie in einer Predigt von seinem »neuen Deal« palavert. Aber vertan. Für Billy hatte er sich damit von Minute zu Minute nur tiefer und tiefer reingeritten.
    Bei Greding waren sie kurz zuvor noch rausgefahren, weil der Euro Hunger hatte. Und der Freßpuff neben der Autobahn war ja nicht zu übersehen. »Laß uns kurz zu McDonald’s, bitte. Ich bin kurz vorm Unterzucker«, hatte er zu Billy gesagt. Am Ende waren es dann zwei FishMäcs, ein Big-Mäc, eine große Portion Pommes und einmal Chicken Mäc-Nuggets (9er) mit süß-saurer Soße, die er sich reinzog. In unglaublicher Geschwindigkeit und runtergespült mit einer Maxicoke und einem Milchshake. Schoko.
    Billy hatte nur einen Orangensaft und einen Kaffee bestellt und bediente sich ansonsten beim Euro. Erst probierte er – zum ersten Mal in seinem Leben – ein Nugget und aß danach nur noch Fritten. Mehr als die Hälfte. Ohne zu fragen. Was bei Fritten aber auch so sein mußte, fand er. Fritten waren Allgemeingut. Da durfte man immer zugreifen. Wobei man im Gegenzug natürlich auch zulassen mußte, daß zurück zugegriffen wurde. Das war die Regel, und Billy hatte schnell bemerkt, daß der Euro das anscheinend genauso sah. Er hatte sogar »Bitte, bedien dich!« gesagt und ihm noch einen seiner beiden FishMäcs angeboten.
    Billy fand das einen feinen Zug. Überhaupt mochte er die Großzügigkeit vom Euro. Trotzdem hatte er dankend abgelehnt. Ein FishMäc wäre für ihn das Letzte gewesen. Nach nicht einmal zehn Minuten waren die Speisen weg und der Tisch, an dem sie saßen, sah aus, als habe in Miami ein Obdachloser den Mülleimer eines Millionärshaushaltes vergewaltigt.Der Euro wischte sich noch mit einem dicken Bündel Servietten die letzten Reste von Mayo, Ketchup & Relish aus den Mundwinkeln, rülpste von ganz weit unten, trank seinen Milchshake leer, und sagte: »Komm, wir hauen ab. Und im Auto erzähle ich dir, wie mein neuer Deal geht. Das ist überhaupt das Beste.« Im nachhinein war es allerdings das Schlechteste, was er machen konnte. Denn schon wenige Minuten später hatte er das dumme Gefühl, er hätte seinen neuen Deal lieber für sich behalten. Kritik einstecken war seine Sache nicht. Und erst recht nicht dann, wenn der Kritiker ein derart blutiger Anfänger wie Billy war.

Advokatus Diaboli.
    Billy quälte sich die letzten Meter das Altmühltal hinauf, mit knappen 75 Spitze und daher hart auf der rechten Spur. Der Euro saß vollgefressen neben ihm, tief im Sitz, sagte plötzlich gar nichts mehr, sondern rauchte nur mißmutig eine Kippe, die er sich gegen den Ärger angesteckt hatte. Und zur besseren Verdauung. McDonald’s-Konsumenten rauchen mehr als normale Menschen.
    Billy hatte dem Euro also gerade den Kopf gewaschen, hart und mit wenigen Worten, und wie gesagt, er meinte es verdammt ernst. Und weil er den Euro mochte, irgendwie, und weil er ihm auf der bisherigen Fahrt seltsam ans Herz gewachsen war, irgendwann, hatte er jetzt nur noch eins im Sinn. Es hatte mit Freundschaft zu tun, fand er. Er wollte ihm seine Joint-Idee so schnell wie möglich ausreden. Und er wußte auch schon wie.
    »Als erstes kannst du mir ja vielleicht mal erklären, wo für dich da der Unterschied zu einem stinknormalen Drogendealer sein soll«, fing er an und versuchte so, das Gespräch erst einmal wieder ins Laufen zu bringen. »Du verkaufst Gras, mit Verlaub.«
    »Schwachsinn«, nahm der Euro die Vorlage auf und war sofort wieder drin. »Siehst du denn nicht, daß das ein völlig neues Konzept ist? In München, ja, da gab es zum Beispiel mal eine Pizzeria, da konnte man eine Pizza bestellen. Und wenn man wußte welche, kam immer gleich ein Gramm Koks mit. Hat mir mein Bruder mal erzählt, frag mich nicht. Aber das Entscheidende ist, das war auch ein neues Konzept. Und anscheinend war es der Hit, was mein Bruder so gesagt hat.« »Na großartig«, sagte Billy. »Und das soll mich überzeugen? Das

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