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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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eine hat mit dem anderen doch überhaupt nichts zu tun.«
    »Und wie«, konterte der Euro und redete sich langsam wieder warm. »Du checkst das nur nicht. Dabei ist das so einfach. Denn schau mal, Dealer gibt es schon länger als Nutten, und es läuft immer noch wie am ersten Tag. Man verabredet sich, man gibt sich die Hand, man geht wieder auseinander. Fertig. Und jetzt komme ich und biete den Leuten etwas völlig Neues. Eiscreme in der Wüste. Und mal ehrlich, wenn du so eine Idee hast, dann bist du kein Dealer mehr. Dann bist du Geschäftsmann. Das ist ein Unterschied.«
    »Ich kann keinen sehen«, sagte Billy knapp.
    »Du willst auch gar keinen sehen, oder?«
    »Wahrscheinlich. Dealen bleibt für mich eben Dealen, egal wie du es machst. Und ich habe ja auch nichts dagegen, im Prinzip. Aber wieso du? Ich meine, du kannst natürlich machen, was du willst. Ich finde Dealen nur so furchtbar weit unten. So, wie wenn Leute mit einem Magister in Philosophie Taxi fahren. Wenn man nicht mehr weiter weiß, fährt man Taxi. Oder fängt an zu dealen. Im Grunde ist es dasselbe. Das ist wie kapitulieren. Intellektuell, meine ich.«
    »Intellektuell«, wiederholte der Euro und fing an zu lachen. »Mein Lieblingswort. Leider weiß ich bis heute nicht, was das heißt.«
    »Du weißt schon, was ich meine«, sagte Billy.
    »Nein, weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß du irgend etwas gegen meine Idee hast. Bis jetzt hast du mir aber noch keinen einzigen Grund genannt, warum das nicht funktionieren sollte. Also komm schon, sag’s mir. Und zwar so, daß ich es auch verstehe. Ich war nämlich nicht auf der Uni wie du. Und ich bin erst recht nicht intellektuell.«
    Ich zum Glück ja auch nicht, dachte sich Billy an dieser Stelle, sammelte sich ein wenig und ging die Sache jetzt lieber analytisch an. Das hatte er seinem Studium zu verdanken, daß er das konnte. Auf Anhieb fielen ihm sogar drei Argumente ein, mit denen er den Euro vielleicht doch noch überzeugen konnte.
    »Eine Sache, von der sie an der Uni immer gesprochen haben, war die Beziehung zwischen Aufwand und Ertrag. Einfach gesagt: was mußt du einsetzen und was kriegst du nachher raus. Und genau da liegt dein Problem.«
    Mit dieser kurzen Zusammenfassung begann er nun sein kleines Referat. So ganz verstanden hatte er all die Konzepte, die er während seines Studiums auswendig lernen mußte, zwar nicht. Aber für den Euro, so hoffte er, würde sein Wissen gerade noch reichen.
    »Dein Ertrag mag ja stimmen«, machte er daher weiter. »20 000 Mark sind nicht zu verachten. Aber du unterschätzt den Aufwand. Acht Wochen Arbeit reichen da einfach nicht. In acht Wochen verkaufst du deine 5000 Joints nie. Völlig ausgeschlossen.«
    »Du unterschätzt mich also«, provozierte der Euro.
    »Überhaupt nicht. Aber ich kann immer noch rechnen. Ich meine, 90 Joints am Tag, weißt du eigentlich, was das bedeutet? Angenommen, du rennst zehn Stunden pro Tag durch die Stadt. Dann mußt du ja jede Stunde neun Joints verkaufen. Und zwar im Durchschnitt. Überleg dir das mal. Das kannst du gar nicht schaffen.«
    »Dann arbeite ich eben länger«, sagte der Euro trotzig.
    »Und? Selbst wenn du jeden Tag 15 Stunden rumrennst, mußt du immer noch, laß mich kurz rechnen, …, mußt du immer noch alle zehn Minuten einen Joint verticken. Das ist doch absolut unrealistisch.«
    »Du tust ja gerade so, als würde ich mit einem Eimer Kamelkacke durch die Gegend latschen. Oder mit einem Buch! Ich habe schließlich was anzubieten. Ich verkaufe etwas, was alle haben wollen.«
    »Aber du mußt deine Kunden erst einmal finden. Und dann mußt du ihnen auch noch erklären, worum es überhaupt geht. Das dauert alles seine Zeit, glaub mir halt endlich.«
    »Wenn ich jemanden frage, ob er was zum Kiffen haben will, was soll da dauern? Ich sag dir, das läuft wie geschmiert. Da bin ich mir absolut sicher. Und wenn ich nicht 90 Joints am Tag verkaufe, dann eben 70. Dann brauche ich halt zehn Wochen statt acht. Das werde ich gerade noch verkraften. Bei 20 Riesen Gewinn.«
    »Und wenn es regnet?« fragte Billy plötzlich und brachte damit sein zweites Argument in Stellung. »Laß es durchschnittlich zwei Tage in der Woche regnen. Damit mußt du ja auch rechnen. Schlechtes Wetter. Da möchte ich dich dann sehen, wie du im Park oder am See unterwegs bist und nach Kundschaft suchst. Wenn es regnet, kannst du es komplett vergessen. Von der Spaßkomponente mal ganz abgesehen.«
    Der Euro hielt kurz inne und dachte nach. Er

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