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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Frau direkt in die Augen. Karen legte den Kopf schief und betrachtete ihre Hände. Ihr Nagellack harmonierte mit dem Teppich des Arbeitszimmers. »Ich weiß, dass Geoff an jenem Abend um acht Uhr nicht zu Hause war. Er war bei Codys Pflegemutter. In Anzug und Krawatte, so als käme er geradewegs aus dem Büro, und mit einer Alkoholfahne.«
    Die Anwältin blickte ihr direkt ins Gesicht. Ihre schönen Züge wirkten gefasst. »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Was ich damit andeuten will? Dass so etwas einen schlechten Eindruck macht! Karen, Sie und Geoff müssen der Polizei die Wahrheit sagen. Was ist an jenem Abend wirklich passiert?«
    Karen sah zu dem Bücherschrank. »Nichts.« Sie presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. »Ich weiß es nicht.«
    Clare rutschte ans Ende des Sofas, bis die Knie der beiden Frauen sich fast berührten. »Erzählen Sie mir das, was Sie wissen.«
    Die andere Frau starrte weiter auf den Bücherschrank. Clare berührte sie am Arm. »Bitte, Karen. Ich möchte Ihnen helfen. Und Geoff. Aber Sie müssen ehrlich zu mir sein.«
    Eine Pause entstand. Langsam wandte Karen ihr Gesicht der Pastorin zu. »Wir hatten an diesem Nachmittag einen furchtbaren Streit in der Kanzlei. Wir diskutierten schon den ganzen Tag über das richtige Vorgehen gegenüber McWhorter und gerieten dann in … egal … jedenfalls sagte ich ihm, was er mich könnte, und bin abgehauen. Ich war so wütend auf ihn, dass ich am liebsten …« Sie atmete tief durch. »Ich ging einkaufen, rief meine Mutter an, machte etwas Röstfleisch fürs Abendessen – habe meine Wut eben durch Arbeit abreagiert.« Sie verschränkte die Finger. »Die Abendessenszeit kam, aber kein Geoff, kein Anruf. Allmählich machte ich mir Sorgen. Richtige Sorgen, meine ich. Das Wetter war schlecht, und er fuhr den kleinen Honda Civic. Endlich, endlich, gegen zehn Uhr oder so, ist er aufgetaucht.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich wusste nicht, sollte ich ihn totschlagen oder küssen. Wie sich herausstellte, war er fast den ganzen Abend im Dew Drop Inn gewesen. Keine Ahnung, wie er den Heimweg geschafft hat. Ich war entsetzt! Er hätte sich umbringen können. Ganz zu schweigen von dem Schaden für sein Renommee, wenn man ihn erwischt hätte. Eine Verwarnung von der Anwaltskammer oder eine Vorstrafe wegen Trunkenheit am Steuer, das hätte uns gerade noch gefehlt.«
    Clare presste sich beide Zeigefinger auf den Mund, um nicht zu erwähnen, dass Geoff genauso gut andere Leute da draußen auf der Straße hätte umbringen können. »Kommt so etwas öfter vor?«, fragte sie in neutralem Tonfall.
    »Gott, nein. Geoffs Begriff von einem hemmungslosen Absturz ist eine Flasche Nouveau Beaujolais, in der Woche, wenn der Wein in den Handel kommt. Sie können sich vorstellen, wie mir zu Mute war, als die beiden Polizisten vor der Tür standen und fragten, wo wir diesen Abend verbracht hätten! Ich konnte nur daran denken, dass sie Geoff zur Vernehmung abführen würden. Also sagte ich, wir wären den ganzen Abend daheim gewesen, hätten eine Kleinigkeit getrunken und Fernsehen geschaut.« Sie sank in ihren Sessel zurück. »Geoff bestätigte meine Geschichte einfach.« Ihr Blick schweifte zur Decke, als suchte sie dort die Schicksalsgöttinnen. »Als wir gestern von dem Mord an McWhorter erfuhren, war es zu spät für einen Widerruf. Es gab niemanden außer ein paar anonymen Kneipenbesuchern, die hätten bezeugen können, dass Geoff im Dew Drop Inn war anstatt …«
    »Anstatt Darrell McWhorter auf dessen letzte Fahrt nach Albany mitzunehmen?«
    »Ja. Wir hatten die Polizei bereits angelogen. Sie sagten es ja selbst: So was macht einen schlechten Eindruck.«
    Clare ließ den Kopf zurücksinken und schloss die Augen. Glaubte sie Karen Burns? Ja? Die Frage war: Glaubte sie, dass Geoff seiner Frau die Wahrheit gesagt hatte? »Sie müssen das der Polizei erzählen. Sie beide.«
    »Nein!«
    »Glauben Sie Ihrem Mann die Geschichte über die Vorgänge am Mittwochabend?«
    »Ja, natürlich. Er würde mich nie belügen.«
    »Dann erzählen Sie es Chief Van Alstyne. Dass Geoff an dem fraglichen Abend nicht hier war, wird früher oder später herauskommen. Wenn Sie warten, bis es die Polizei recherchiert, werden Sie beide schlecht dastehen. Gehen Sie in Van Alstynes Büro, erzählen Sie ihm, was Sie mir gerade erzählt haben, geben Sie zu, dass Sie zwei Riesenidioten waren, und bieten Sie an, dass Geoff an einem dieser Kurse für Verkehrssünder teilnimmt.«
    »Was?

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