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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Chief, ich freue mich schon darauf, das wahre Gesicht von Millers Kill zu erleben. Vielen Dank.«
    »Ich heiße Russ, Sie erinnern sich? Und bedanken Sie sich nicht zu früh. Vielleicht langweilen Sie sich so, dass Briefe sammeln dagegen der reinste Nervenkitzel ist.«

    Während sie hinter der offenen Tür des Streifenwagens stand, schlug Clare ihre Knie aneinander und trat mit den Füßen an den Vorderreifen, weil sie hoffte, dadurch ihren Kreislauf in Schwung zu halten. Innerlich wünschte sie sich in ihr Büro zurück, um Briefe zu schreiben.
    »Ich hab doch nichts getan! Nehmen Sie Ihre Pfoten von mir weg!« Vor einem großen Videospielsalon stand Russ Auge in Auge mit einem wütenden, betrunkenen Jugendlichen, der etwa einsneunzig groß war, genau wie der Polizeichef, und von bulliger Statur. Clare warf einen Blick auf das Funkgerät im Wagen. In Fernsehkrimis wurde immer Verstärkung angefordert. War das jetzt ihre Aufgabe? Aber wie machte man das? Sie stampfte wieder ein paarmal mit den Füßen auf. Wenn sie daheim geblieben wäre, dann könnte sie sich in diesem Moment mit einer Tasse heißem Kakao vor die Zweiundzwanzig-Uhr-Nachrichten setzen.
    Auf dem Gehsteig draußen vor der Spielhalle drängten sich Teenager. In den riesigen Fensterscheiben leuchteten Neonröhren und das hypnotisierende Blitzen des Blaulichts auf dem Streifenwagen, wodurch das Ganze eine leinwandmäßige High-Tech-Atmosphäre erhielt, die in krassem Gegensatz zu der Umgebung stand, den nüchternen Arbeiterkneipen und trostlosen kleinen Läden. Der Chief beugte sich vor und sprach leise mit dem Jungen. Ohne ihn anzurühren, aber wenn nötig, bereit zum Handeln. Der beharrliche Bassrhythmus aus dem Innern des Spielsalons hinderte Clare daran, zu verstehen, was er sagte.
    Sie betrachtete die herumstehenden Menschen. Wäre sonst jemand bereit, die Sache zu erledigen? Sie zitterte in dem großen Polizeiparka, den Russ ihr geliehen hatte. Als sie in ihrer ledernen Bomberjacke aus der Kirche gekommen war, hatte er sie ausgelacht; in einer Stunde würde sie garantiert um etwas Wärmeres betteln. Während sie einen betrunkenen Autofahrer auf dem Revier ablieferten, hatte Harlene die Spinde durchwühlt und einen braunen Dienstparka zum Vorschein gebracht, der groß genug für einen Elch war. Oder für den jungen Randalierer aus dem Spielsalon.
    Russ lehnte sich zurück, sagte etwas, verschränkte die Arme. Der Jugendliche ließ den Kopf hängen, und zum ersten Mal sah Clare in ihm ein zu groß geratenes Kind. Ein anderer Junge, der mehrere Piercings zur Schau trug, sagte etwas, das sie nicht verstehen konnte. Die anderen Kids lachten.
    Russ riss den Kopf herum, zeigte mit dem Finger auf sie und brüllte: »Da kannst du Gift drauf nehmen! Und nur weil es so ist, wird er seinen achtzehnten Geburtstag überleben. Aber wie steht’s mit Ihnen, Mister?« Die Jungen in der Gruppe schreckten zurück. »Ich möchte keinen Ton mehr von euch hören, kapiert?« Ein paar Köpfe nickten.
    Russ winkte zwei Jugendlichen, die während der Auseinandersetzung in seiner Nähe herumgestanden hatten. Clare konnte die Worte nicht verstehen, aber es sah aus, als würde er diesen beiden den Unruhestifter anvertrauen. Einer der Jungen legte einen Arm um ihn, und mit einem wütenden Blick auf das betrunkene Riesenbaby erhob Russ die Stimme, sodass jeder ihn verstehen konnte.
    »Wenn ich heute noch mal hierher kommen muss, verhafte ich alle Beteiligten. Kapiert?« Ein zustimmendes Murmeln war zu hören. »Gut. Und jetzt geht wieder rein oder nach Hause. Es ist zu kalt, um hier draußen auf dem Gehsteig rumzuhängen.«
    Russ stapfte durch den Schneematsch am Randstein und machte die Tür des Wagens auf. Müde und entnervt sah er über das Autodach zu Clare, während das kreisende Blaulicht die Falten in seinem Gesicht hervorhob. Er wirkte älter als zu Beginn des Streifendienstes heute Abend. »Blöde, gedankenlose Kinder«, brummte er, während er hinter das Steuer rutschte. Clare trat behutsam gegen die Tür, um den Schnee von ihren Stiefeln zu klopfen, ehe sie zu ihm in den Wagen stieg.
    »Nehmen Sie den Jungen, der die Schlägerei angefangen hat, denn nicht fest?«
    »Ethan? Nein. Der hat niemandem was getan.« Russ griff nach dem Funkgerät. »Zehn-siebenundfünfzig an Zehn-fünfzig, bitte kommen.«
    »Hier Zehn-fünfzig. Was gibt’s?«
    »Harlene, würden Sie bitte die Stoners anrufen und sagen, sie sollen Ethan im Spielsalon abholen? Und sagen Sie ihnen auch, er

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