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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Schwester wäre endlich in Sicherheit, dort auf der Universität?« Russ reichte dem Mädchen eine Tasse mit schwarzem Kaffee. Die Tasse gehörte zu einem ganzen Dutzend, die seine Schwester ihm und Linda einmal zu Weihnachten geschenkt hatte – mit Lämmer-und-Gänse-Dekor – und die nach ihrer Meinung zu verdammt kitschig waren, um sie im Haus zu behalten. Aber Schaumstoffbecher hasste er: zu klein, zu zerbrechlich, zu umweltbelastend.
    Kristen beugte sich über die Tasse, bis ihr Gesicht von pechschwarzen Haaren und Dampf fast verdeckt war. »Nichts. Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe.«
    Russ ließ drei Teelöffel Zucker in die zweite Tasse gleiten und reichte sie Clare, die schräg gegenübersaß, in ihrer Hand einen Kassettenrekorder. Sie waren auf dem Polizeirevier, im Einsatzbesprechungsraum. Nachdem Kristen ihre Schwester identifiziert hatte, konnte sie gar nicht schnell genug aus dem Leichenschauhaus herauskommen. Sie hatte sich bereit erklärt, ihre Aussage auf dem Revier zu Protokoll zu geben, wo Harlene sie wie eine Glucke betreute, ihr Kaffee und Strudel aus der Funkzentrale holte und die Jalousien öffnete, um die Sonne hereinzulassen.
    »Wissen Sie, manchmal ist der erste Gedanke der beste, egal, wie bizarr oder abwegig er erscheint«, sagte Clare. »Womöglich hat Ihnen Ihre Intuition etwas mitzuteilen versucht. Was war das, Kristen?«
    Die junge Frau stellte ihre Tasse hin und strich sich mit ihren Handflächen über die Wangen. Sie hatte sich in der gemeinsamen Herren-und Damentoilette das Gesicht abgewaschen – »gemeinsam«, weil dieser Raum sowohl über Urinale als auch über einen Tamponautomaten verfügte –, und ohne ihr schwarz-lila-rotes Make-up wirkte sie wie eines dieser hübschen Landmädchen aus den Hügeln hinter Cossayaharie. Katie musste ihrer Schwester zu Lebzeiten sehr ähnlich gesehen haben.
    »Können Sie mir sagen, auf welche Art sie gestorben ist?«
    Russ nahm in einem roten Kunstledersessel Platz und wärmte seine Hände an der Tasse voll heißem Kaffee. »Sie bekam mit einem stumpfen, schweren Gegenstand einen Schlag auf den Hinterkopf. Der machte sie bewusstlos. Danach wurde sie von dem Fußweg aus zum Kill hinuntergerollt. Der Gerichtsmediziner glaubt, sie starb an Unterkühlung.«
    »Wie kam sie denn dorthin? Wissen Sie das?«
    »Wir wissen nur, dass es ein Fahrzeug mit Allradantrieb und Ganzjahresreifen war. Die Reifenbreite deutet auf einen Kleinlaster oder Geländewagen. Ob Ihre Schwester bei vollem Bewusstsein dort ankam oder ob ihr Mörder sie hinfuhr, nachdem er sie bewusstlos geschlagen hatte, ist noch unklar.«
    Kristen schlug sich wieder kurz die Hände vors Gesicht. »Das klingt so bizarr«, meinte sie. »›Ihr Mörder‹. Als ob man ›ihre Schwester‹, ›ihr Lehrer‹ oder ›ihr Freund‹ sagt. Ihr Mörder. Jemand, der eine Beziehung zu ihr gehabt hat.« Sie runzelte die Stirn. »Wurde sie belästigt? Wurde sie, Sie wissen schon …«
    »Nein«, antwortete Russ und sah kurz zu Clare.
    »Was ist? Was ist los?« Kristens Blick flatterte zwischen den beiden hin und her. Russ neigte den Kopf in Richtung Clare, um den Bericht über das Baby derjenigen zu überlassen, die es gefunden hatte.
    »Da ist noch etwas, Kristen«, sagte sie. »Laut Pathologiebefund hatte Katie innerhalb der letzten vierzehn Tage ein Kind geboren. Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie oder sonst jemand den Säugling vor einer Woche an der Hintertreppe von St. Alban’s aussetzte. Er ist jetzt bei Pflegeeltern.«
    »Er?«
    »Es ist ein Junge, ja. Sie hinterließ eine Nachricht, in der sie ihn Cody nennt.«
    Kristens Gesicht verzerrte sich. »Oh … diesen Namen hat sie schon immer geliebt. Sie meinte, wenn sie einen Jungen bekäme, dann sollte er Cody heißen, und wenn es ein Mädchen würde, hieße es Corinne.« Sie kniff die Augen zusammen, um neue Tränen zurückzudrängen. »Ich kann nicht glauben, dass Katie ihr Baby weggegeben hätte. Das kann ich einfach nicht. Außer sie wurde dazu gezwungen!«
    »Von wem, Kristen? Wer sollte sie zwingen?«
    Kristen ließ ihren Tränen jetzt freien Lauf und schüttelte den Kopf. »Unser Vater.«
    Clare und Russ sahen einander an. »Ihr Vater sollte sie gezwungen haben, ein Kind wegzugeben? Weil sie nicht verheiratet war?«, fragte Clare.
    »Nein, nein …« Kristen schnäuzte sich in eins der Papiertaschentücher, von denen Harlene einen Stoß neben den Strudel gelegt hatte. Zitternd holte sie Luft. »Mein Vater

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