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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Hinterbliebenenspezialistin. Die wird sich um Miss McWhorter kümmern.«
    Er hielt den beiden Frauen die Bürotür auf. »Kristen, nehmen Sie sich morgen ruhig frei«, sagte die Leiterin. »Ich werde dafür sorgen, dass jemand Sie vertritt. Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen, Liebes.« Sie umarmte das Mädchen mit einer gewissen Verlegenheit.
    Draußen war ein bitterkalter, klarer Tag. Während der Fahrt rieb Kristen sich mit ihren behandschuhten Händen die Wangen. Die Heizung pfiff asthmatisch, bis sie nur noch wenige Minuten vom Parkplatz des Leichenschauhauses entfernt waren. Erst dann schien sie zu funktionieren. Clare war bereits da. Sie wartete in einem älteren kirschroten MG-Modell, das ihr auf den winterlichen Landstraßen mehr Scherereien machen würde, als sie sich träumen ließ. Als der Streifenwagen anhielt, stieg sie aus.
    »Gehen wir rein, ehe wir uns gegenseitig vorstellen«, rief Russ über den Parkplatz. Sie nickte und lief, zwei Stufen auf einmal nehmend, in das Gebäude. Russ führte Kristen am Arm in den Warteraum, dann half er ihr aus dem Mantel. Sie hatte aufgehört zu weinen und schaute sich um, als sähe sie einen faszinierenden Kinofilm. Dabei war an den graubraunen Wänden, die jemand mit bunten Urlaubsplakaten hatte schmücken wollen, wirklich nichts Faszinierendes zu entdecken. Russ hatte diesen Gesichtsausdruck schon oft beobachtet bei Menschen, denen der Boden unter den Füßen wegbrach und das eigene Leben so fern und unwirklich schien wie das wildeste Breitwandabenteuer.
    »Kristen?« Clare nahm Russ den Mantel des Mädchens ab und warf ihn neben ihren auf einen Stuhl. »Ich bin Clare Fergusson.« Sie hielt Kristen eine Hand hin, die diese mechanisch ergriff. »Ich war dabei, als man die Leiche Ihrer Schwester entdeckt hat.« Kristens Lippen zitterten. »Außerdem bin ich Pastorin.« Bei dem Kragen, der ihr unter dem schwarzen Pulli hervorschaute, fand Russ das ziemlich offenkundig. Er trat an die Scheibe, die den Warteraum von der Pathologie trennte. Auf dreimaliges Klingeln hin erschien ein Assistent, der die Szene im Warteraum überschaute und wortlos begann, die inneren Türen zu öffnen. »Möchten Sie, dass ich mitkomme?«, fragte Clare, während sie Kristen behutsam in den Gang führte. »Manchmal macht es weniger Angst, wenn jemand dabei ist.«
    Kristen blieb stehen und schaute Clare ins Gesicht. »Ich hab noch nie eine Leiche gesehen«, sagte sie. »Seltsam, was?«
    »Nein, überhaupt nicht seltsam«, erwiderte Clare und hakte sich bei dem Mädchen unter. »Es ist gar nicht so schlimm, wie Sie vielleicht denken. Der Tod sieht anders aus als das Leben, als der Schlaf, aber er ist nicht hässlich.«
    Russ hatte mehr als genug hässliche Tote gesehen, aber er war so klug, den Mund zu halten. Der Assistent blieb vor einem kleinen Schreibtisch außerhalb des Kühlhauses stehen. »Wir sind da, um die unbekannte Tote zu identifizieren«, erklärte Russ leise.
    Der junge Mann machte einen Eintrag in sein Dienstbuch. »Sie ist in Nummer drei«, sagte er mit einem Blick in Kristens verschmiertes Gesicht. »Sie können allein rein, Miss, aber ich kann auch mitkommen oder …«
    Als Antwort schüttelte sie den Kopf und klammerte sich fester an Clares Arm. »Kommen Sie mit rein?«, fragte sie in bittendem Ton. »Ich hab Ihren Namen vergessen.«
    »Clare. Ja, ich begleite Sie.«
    Der Angestellte öffnete die Metalltür. Bevor sie sich hinter Clare und Kristen schloss, erhaschte Russ einen Blick auf weiße Kacheln und grelles Neonlicht. So eine lausige Endstation – nackt auf einer Edelstahlbahre zu liegen. Natürlich gab es noch Schlimmeres, zum Beispiel, in einen Leichensack verpackt zu werden und dann: Reißverschluss hoch und ab in irgendein Gefrierfach. Er ballte instinktiv die Faust. In solchen Augenblicken konnte er immer noch das Material spüren, aus dem diese Säcke waren. Er atmete tief durch und zwang sich, geduldig im Wartezimmer des Todes auszuharren. Wofür, zum Teufel, brauchten die denn so lange?
    Clare stieß die Tür auf und ließ Kristen den Vortritt. Mit trübem, benommenem Blick sah das Mädchen Russ in die Augen. »Sie ist es. Es ist meine Schwester.« Kristen biss sich auf die Lippen. »Ich dachte … ich dachte, sie wäre endlich in Sicherheit, unten in Albany. Weg aus dieser Stadt. Warum ist sie zurückgekehrt?« Neue Tränen stiegen ihr in die Augen. »Warum ist sie zurückgekehrt?«

9
    K risten, was haben Sie damit gemeint: Sie glaubten, Ihre

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