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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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…«
    »Wissen Sie, das gefällt mir an Ihnen.«
    »Was?«
    »Da haben Sie gerade an der Messe teilgenommen, ich sitze hier mit Kragen und Soutane, und trotzdem bringen Sie es irgendwie fertig, zu vergessen, dass ich Pastorin bin. Sie diskutieren mit mir, als wäre ich … einfach nur ich. Das gefällt mir.«
    Russ rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. »Keine Ursache. Ich bin eben ein Ignorant. Weiß nicht mal, dass ich ’nen Priester so oder so behandeln sollte.«
    Clare lächelte in ihren Sherry hinein. Russ schaute auf den Aktendeckel.
    »Katie McWhorter.«
    »Ja.« Clare setzte ihr Glas ab und erhob sich von ihrem Platz. »Wir können gleich nachschlagen, ob im Telefonbuch irgendwelche McWhorters stehen. Kommen Sie mit in mein Arbeitszimmer.«
    Russ studierte Clares eklektischen Zimmerschmuck, während sie im Telefonbuch von Millers Kill blätterte. »Keine McWhorters in der Depot Street. Und auch nicht in der South Street und Beale Avenue. Keine Kristen McWhorter, kein K. McWhorter.« Sie klappte das Buch zu. »Was nun?«
    »Also, morgen früh werde ich zu der Bank fahren und schauen, ob ich die Schwester finde. Am besten geschieht die Identifizierung einer Leiche durch ein Familienmitglied. Sollte das Fehlanzeige sein, wende ich mich an die High School. Dort müsste Katie noch in den Akten stehen.«
    »Soll ich Sie zu der Bank begleiten? Oder ins Leichenschauhaus? Um dabei zu sein, wenn Sie Katies Schwester die Nachricht überbringen?«
    »Weshalb? Als ihr Seelentröster? Wer weiß, ob sie überhaupt religiös ist, Clare. Vielleicht passt es ihr nicht, wenn eine Pastorin dabei rumhängt.«
    »Vielleicht. Aber bestimmt will sie mit der Frau reden, die Zeugin war, als ihre Schwester gefunden wurde. Jede Wette. Und Sie selbst hätten auch besser jemanden von St. Alban’s dabei, wenn Sie sie nach Katies Beziehung zur Pfarrei fragen.«
    »Tatsächlich? Und das hat nicht zufällig etwas damit zu tun, dass Sie über den Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden bleiben möchten?«
    »Das bin ich doch bereits«, hielt Clare ihm entgegen. »Auf diese Art sparen wir einfach Zeit, und ich erfahre aus erster Hand, was das Mädchen zu sagen hat. Wenn Sie wollen, könnte ich Ihnen sogar helfen, die Nachricht vom Tod ihrer Schwester zu überbringen. Ich bin … Ich habe auf dem Priesterseminar einen Kurs in Hinterbliebenenbetreuung gemacht.«
    »Einen Kurs hab ich zwar nie besucht, aber ich habe solche Nachrichten schon oft genug überbracht, um Bescheid zu wissen. Man darf die Leute nicht hinhalten. Das ist der Trick. Man muss das Schlimmste gleich hinter sich bringen.«

    Das Schlimmste gleich hinter sich bringen. Das rief sich Russ ins Gedächtnis, als er am Montag pünktlich um neun Uhr bei der Bank vorfuhr. Als Erstes suchte er die Filialleiterin auf und setzte sie kurz ins Bild. Sie drückte ihr Mitgefühl aus und stellte ihm ihr Büro zur Verfügung, damit er Kristen die traurige Nachricht beibringen könne. Dann holte sie eine junge Frau, die am Serviceschalter arbeitete.
    »Kristen McWhorter?«, fragte Russ. Die Filialleiterin schloss beim Hinausgehen leise die Tür hinter sich.
    »Ja …«, antwortete Kristen und runzelte die Stirn. Sie war hübsch auf eine ländliche Art, die nicht einmal ihre pechschwarze Punkfrisur und ihre dicke Wimperntusche kaschieren konnten. »Hat Vater was ausgefressen?«, fragte sie.
    »Ihr Vater? Nein. Ich bringe Ihnen eine sehr schlimme Nachricht, Kristen. Wir haben letzten Freitag die Leiche Ihrer Schwester Katie entdeckt, etwa eine Viertelmeile flussaufwärts von Payson’s Park. Sie wurde ermordet.«
    Kristen stand wie erstarrt da, aber sie blinzelte. »Nein«, sagte sie. »Sie müssen sich irren. Katie ist in Albany. Sie geht dort jetzt auf die staatliche Uni und ist seit Semesteranfang nicht mehr heimgekommen. Sie ist in Albany.«
    »Eine frühere Schulkameradin hat sie anhand eines Fotos identifiziert. Wenn Sie oder Ihre Eltern sich die Tote einmal anschauen würden, um eine eindeutige Identifizierung zu ermöglichen.«
    »Ja, sofort. Das kann nicht Katie sein. Die ist in Albany. Ich hole gleich meinen Mantel. Sie haben die Falsche erwischt. O nein, eben hat ja meine Schicht begonnen. Ich muss erst mit Rosaline sprechen, ehe ich verschwinde.«
    Russ deutete durch die Glaswände auf die Leiterin. »Das hab ich schon erledigt, Kristen. Alles klar.«
    Die Filialleiterin brachte einen dicken Mantel und eine Handtasche. »Die habe ich im Aufenthaltsraum geholt. Es sind Ihre

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