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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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gegen ihren Vater keine Anzeige erstatten, und solange sie es nicht bestätigt, ist unser Gespräch vertraulich.«
    »Sie wissen doch, dass man die Bürger auffordert, jeden Verdacht von Kindesmissbrauch zu melden.«
    »Aber nicht, wenn das Kind zwanzig Jahre alt ist und seit zwei Jahren nicht mehr bei den Eltern wohnt. Dann wird es unsere Angelegenheit, nicht die vom Jugendamt. Und außerdem bin ich kein Bürger, sondern Staatsbeamter. Der Arm des Gesetzes.«
    »Hören Sie, Sie großer Beamtenarm. Rufen Sie an. Sagen Sie ihnen, dass gegen Opa McWhorter ermittelt wird und dass Sie einen Gerichtsbeschluss haben, ihn einem Vaterschaftstest zu unterziehen – was bedeutet, dass auch Richter Ryswick einen Verdacht gegeben sieht. Schon aus dem Grund sollten die Sozialarbeiter bei der Vormundschaftsfrage auf die Bremse treten. Sie müssen Kristen gar nicht erwähnen.«
    »Verdammt, Harlene, Sie haben Recht!«
    »Hm, wie immer.«
    »Warum lassen Sie diese Tasten und Schalter nicht in Ruhe und werden Polizist, ha?«
    »Weil Sie hier in der Dienststelle ein Superhirn mehr brauchen, und nicht noch einen Uniformträger, der arbeitslos draußen rumkurvt.«
    »Jetzt gibt’s was zu tun«, erwiderte Russ und wedelte mit den Gerichtsbeschlüssen.
    »’nen Beschluss für einen Vaterschaftstest überbringen. Aufregender Ganztagsjob. Nein, danke, da bleib ich doch lieber bei meinen Telefonen.« Sie zog eine Grimasse. »Außerdem steht mir Braun einfach nicht.«

    Der Adresse nach hatte Clare die Kanzlei der Burns in einem der Büro-und Geschäftsgebäude vermutet, die mit ihren Backsteinmauern der oberen Main Street einen Hauch des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts verliehen. Stattdessen stand Clare jetzt in einer nagelneuen Glas-und-Stahl-Konstruktion, die direkt aus dem Architectural Digest entsprungen zu sein schien. Auf dem Weg in die zweite Etage konnte sie durch eigenartig geometrische Fenster einen Blick nach unten auf die weihnachtlich dekorierte Straße werfen.
    Der Empfangsbereich bestand aus einem ungleichmäßigen Fünfeck mit Deckenträgern, die im DoppelT-Profil kreuz und quer verliefen, und an der Wand hingen große, knallige, abstrakte Gemälde. Kein Wunder, dass Karen und Geoff in Clares Büro Stielaugen gemacht hatten. Gegen das hier wirkte es wie ein Trödelladen.
    »Guten Tag«, sagte sie zu der Rezeptionistin. »Ich bin Reverend Clare Fergusson. Die Burns erwarten mich bereits.«
    »Bitte nehmen Sie Platz, Reverend«, antwortete die junge Frau. »Mrs. Burns kommt gleich zu Ihnen.« Clare setzte sich in einen der Sessel, dessen Bezug handgewebt aussah, und fragte sich, wann sie endlich nicht mehr den Drang verspüren würde, sich bei dem Wort »Reverend« jedes Mal umzudrehen. In ihrer Kindheit hatte es natürlich immer »Pastor« Soundso geheißen; diese Bezeichnung klang für sie bis heute authentischer. »Reverend« ist ein Titel, auf den ein Name folgt, nicht ein »Guten Tag«, nörgelte die innere Oma Fergusson. Ein weibliches Pendant zu »Priester«, das sich nicht nach einer antiken Tempelherrin anhörte, stand seit Jahren auf Clares Wunschliste. Wenn die römisch-katholische Kirche erst mal Frauen zu Priestern weihen würde, dächte sie sich bestimmt einen passenden Titel aus.
    »Reverend Clare!« Karen kam ihr mit großen Schritten und ausgestreckten Armen durch den Empfangsbereich entgegen. Clare stand auf. »Wie schön, dass Sie so kurzfristig Zeit hatten. Bitte folgen Sie mir doch in mein Büro. Ich fürchte, Geoff hängt noch bei Gericht fest.«
    Karen Burns’ Büro war ordentlich und spartanisch eingerichtet. Noch mehr abstrakte Kunst bildete eine perfekte Einheit mit den Möbeln im Shakerstil. Clare setzte sich auf einen streng geschnittenen Stuhl vor dem Schreibtisch und staunte, wie bequem er war. Die Anwältin ging erst ans Fenster, dann zur Tür, dann zurück an ihren Arbeitsplatz.
    »Kann ich Ihnen Kaffee holen? Tee? Wasser?« Karen war zu elegant für diese hektische Betriebsamkeit.
    »Karen«, sagte Clare, »bitte setzen Sie sich und erzählen Sie mir, was los ist.«
    »O Gott«, keuchte die Anwältin und sank auf ihren Stuhl. »Wir haben heute früh einen Anruf erhalten, von einem gewissen Darrell McWhorter. Der Mann behauptet, Codys Großvater zu sein, und sagte, er beantrage beim Jugendamt die Vormundschaft für das Baby.«
    Clare schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich hätte Sie gestern verständigen sollen. Ja, er ist Codys leiblicher Großvater.« Sollte sie Kristens

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