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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Anschuldigungen erwähnen?
    »Vorausgesetzt, dass das ermordete Mädchen Codys Mutter war. Das wird erst die DNA-Untersuchung eindeutig klären.« Karen ließ die Schultern hängen. »Jedenfalls im Sinne des Gesetzes. Aber wir wissen alle, dass Katie McWhorter Codys Mutter war.«
    »Warum hat Mr. McWhorter Sie angerufen, Karen?«
    Die Anwältin straffte sich. »Weil er uns Cody verkaufen wollte, darum.«
    »Was?«
    »Oh, direkt gesagt hat er das nicht. Er ist ja nicht dumm. Er weiß, dass Kinderhandel gegen das Gesetz verstößt. Er könnte deshalb ins Kittchen wandern und seine Chance auf eine Vormundschaft verlieren.«
    »Sie … Sie waren doch nicht einverstanden?«
    »Gott, nein. Wenn das herauskäme, würde es jede Adoption null und nichtig machen. Uns selbst blühte das Gefängnis, der Verlust unserer Zulassung … nein.« Sie hielt inne und holte tief Luft. »Aber wir haben ihn um ein Treffen auf neutralem Territorium gebeten. Um zu sehen, ob wir irgendeine … beiderseits befriedigende Lösung erzielen könnten.«
    Clare runzelte die Stirn. »Was soll das heißen, eine beiderseits befriedigende Lösung, Karen?«
    Die Anwältin beugte sich auf ihren Unterarmen über die Tischplatte. »Wir brauchen Ihre Hilfe. Er wäre mit Ihnen als Vermittlerin einverstanden.«
    »Mit mir? Als Vermittlerin wofür?«
    »Wir können den Mann nicht bezahlen, nicht direkt. Aber wir können ihm eine Aufwandsentschädigung bieten, sagen wir, eine Renovierung seiner Wohnung, damit Cody es schön hat, wenn er dort zu Besuch ist. Etwas in der Art. Und ich dachte mir: Wenn Geoff und ich der Kirche eine größere Spende zukommen ließen, für die weniger Wohlhabenden in der Stadt, und wenn McWhorter einer der Begünstigten wäre …?«
    »Was? Sie verlangen, dass ich die Kirche zur Geldwaschanlage mache?« Clare sprang so heftig von ihrem Stuhl auf, dass er nach hinten rutschte. »Für Machenschaften, die nichts anderes sind als Menschenhandel? Nein, das tue ich nicht. Das ist unmoralisch, selbst wenn es rechtmäßig wäre.« Karen blickte erschrocken zu ihr auf. Clare setzte sich wieder. »Karen«, sagte sie ruhiger, »Mutterschaft ist kein käuflicher Artikel. Ich weiß, wie sehr Sie sich dieses Kind wünschen. Aber so etwas … das würde nicht gut gehen. Unrecht Gut gedeihet nicht, wie das Sprichwort sagt. Stellen Sie sich vor, Cody wird älter und findet heraus, dass sein Großvater ihn quasi verkauft hat. Stellen Sie sich vor, was dann in ihm abläuft.«
    Karen verschränkte die Arme vor der Brust. »Glauben Sie, es ginge ihm besser, wenn er bei diesem Menschen aufwächst, der ihn verkaufen will?«
    Clare schüttelte den Kopf. Sie legte die Hände auf den Schreibtisch. »Nein. Ich werde tun, was ich kann, um Ihnen zu helfen. Also, vereinbaren wir dieses Treffen und schauen, was dabei herauskommt.«
    »Wie denn? Mit Bitten und Betteln? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er darauf anspringt.«
    »Nein. Wir bieten ihm jede Hilfe an, die Sie juristisch und –« Clare betonte das Wort – »moralisch vertreten können. Das ist das Zuckerbrot. Und danach zeigen wir ihm die Peitsche.«

    Als Russ am Ende eines langen Tages mit seinem Streifenwagen in die Main Street bog, fielen seine Scheinwerfer auf Clares MG, der halb in der Einfahrt zum Polizeirevier stand, halb draußen. Grinsend fuhr Russ dahinter und blinkte mit dem Aufblendlicht. Reverend Clare Fergusson stieg aus, drehte sich widerstrebend herum, spreizte die Beine und legte ihre Hände auf das Verdeck. Russ lachte so heftig, dass er erst nach zwei Anläufen den Verschluss seines Sicherheitsgurts fand.
    »Was treiben Sie denn da?«, fragte er, als er endlich aus dem Wagen ausgestiegen war.
    »Ich wollte zwischen meinen Hausbesuchen mal ein paar Takte mit Ihnen plaudern, aber mein … verflixtes … Auto ist stecken geblieben.«
    Russ betrachtete die spärlichen fünf Zentimeter Schnee und Eis, die der Pflug an den Bordstein geschoben hatte. »Da drin? Da käme ja meine Nichte mit ihrem Dreirad raus!« Der alte Schnee war von Clares durchdrehenden Reifen zu schmuddeligem Matsch zerwühlt worden. »Für diese Witterung brauchen Sie ein richtiges Auto. Kein niedliches Aufziehspielzeug so wie das.«
    »Dieses Auto«, entgegnete sie, »ist ein Wunder an technischer Präzision. Von null auf hundert in fünf Komma sieben Sekunden. Es fährt sich wie im Traum und düst mit hundert Sachen über eine Gebirgsstraße, ohne auch nur ein Mal den gelben Streifen zu schneiden.«
    »So? Na, wenn

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