Das Weisse Kleid Des Todes
Richtung? Wie kommen Sie dazu, so etwas zu behaupten?«
»Ich sage nicht, dass Sie so etwas tun oder nicht tun, Mr. McWhorter, ich sage nur, was wir alle tun werden. Ich sage Ihnen als Feststellung der Tatsachen, dass Sie aus diesem Baby nicht einen lumpigen Dollar herausholen werden. Im Gegenteil: Sie können sich darauf freuen, für dieses Kind viel mehr auszugeben, als Sie gewöhnt waren. Oder Sie können den Burns die Vormundschaft für Ihren Enkel abtreten und deren mehr als großzügiges Angebot akzeptieren, sämtliche Verpflichtungen, die durch Katies Tod entstehen, zu übernehmen.«
»Sie wollen mir wohl drohen, was? Eine Pastorin und ein reiches Anwaltsehepaar drohen mir, weil ich versuche, meinem Enkel ein gutes Leben und eine Familie zu geben, auf die er stolz sein kann.«
Clare trank von ihrem Kaffee und balancierte die Henkeltasse lässig in ihrer Hand, sodass McWhorter die fliegende Klapperschlange und das Motto sehen konnte: Tod aus den Wolken. Sie betrachtete ihn ruhig. »Ich drohe nie, Mr. McWhorter.« Sein Blick flatterte von der Kaffeetasse zu ihrem Gesicht. »Sie haben die Chance, sich erhebliche Scherereien zu sparen und das Richtige für Ihren Enkel zu tun. Weshalb ergreifen Sie sie nicht?«
Die Burns starrten Clare immer noch an. Richtig, dachte sie, ich bin ganz anders als Pastor Hames. Gewöhnt euch dran.
McWhorter sah auf die Papiere in seinem Schoß. Er schob sie unordentlich zusammen und rollte sie ein. »Ich …« Er schaute stirnrunzelnd auf die Burns. »Vielleicht. Ich werde das hier mit heimnehmen und meiner Frau zeigen. Das Ganze mit ihr durchsprechen. Wissen Sie, sie hat jetzt schon ihr Herz an das Baby gehängt.«
»Sie kann Cody besuchen, sooft sie will«, sagte Karen. »Notfalls fahre ich sie selbst.«
McWhorter stand auf, und alle anderen auch. »Vielleicht.« Er marschierte durch den Flur, Clare und die Burns waren ihm dicht auf den Fersen. »Also« – er inspizierte den Teppich, die Schnitzereien und die Drucke an den Wänden wie ein Kontrolleur – »in diese Kirche würde Cody gehen, wenn er Ihr Kind wäre?«
»So ist es«, bestätigte Karen. »Es ist eine wunderbare Gemeinde. Momentan gibt es nicht viele Kinder, aber in den nächsten fünf Jahren erwarten wir, dass sich das ändert.«
McWhorter blieb vor dem Anschlagbrett stehen, wo Schnappschüsse von Pfarreimitgliedern und ihren Familien hingen. »Hey, das sind ja Sie.« Er wies auf das Bild, das säuberlich mit »Geoff Burns und Karen Oris-Burns« beschriftet war.
»Viele dieser Fotos sind auf dem Pfarreipicknick letzten Juni entstanden«, erklärte Karen mit unnatürlich heller, fröhlicher Stimme. »Vielleicht können Sie und Mrs. McWhorter uns nächsten Sommer ja dorthin begleiten. Dann könnten wir alle zusammen Cody präsentieren.«
McWhorter studierte weiter die Bilderwand. Clare spürte ein Kribbeln im Genick. Etwas an seinem Verhalten passte nicht zu jemandem, der in die Enge getrieben worden war. »Wir könnten doch alle –«
McWhorter drehte sich um und sah sie direkt an. »Das glaube ich nicht.«
»Was?« Karens Stimme klang höflich, aber zittrig.
»Ich hab es mir überlegt. Ich kann ihn nicht hergeben. Er ist das Einzige, was ich von meiner Katie noch habe. Er bleibt bei mir und meiner Frau.«
»Was treiben Sie für ein Spiel, McWhorter?« Geoff Burns drängte den größeren Mann an die Wand. »Wir bieten Ihnen nicht noch einmal Geld, also vergessen Sie’s!«
McWhorter schob sich an Geoff vorbei und ging zur Tür. »Nein, tut mir leid. Ich behalte ihn.«
»Warten Sie!«, sagte Karen. »Vielleicht finden wir ja eine Lösung! Angenommen, wir kaufen Ihnen ein neues Auto, damit Sie Cody besuchen können?«
Sie klebte McWhorter regelrecht an den Fersen, aber ihr Mann riss sie zurück. »Halt, Karen«, sagte er, »lass ihn gehen.«
»Warten Sie!«, rief sie noch einmal. »Augenblick!« Doch McWhorter griff bereits nach der Türklinke. »Zur Hölle mit Ihnen!«, zischte Karen, und ihre Stimme klang heiser. »Zur Hölle mit Ihnen!« Clare legte einen Arm um sie. In diesem Moment begegnete sie Geoffs Blick und versuchte, nicht zurückzuzucken, als sie den resignierten Schmerz darin las. Geoff und Clare hielten Karen fest. »Ich könnte Sie umbringen, Sie Dreckschwein!«, rief sie McWhorter hinterher und lehnte, heulend vor Wut, den Kopf an die Schulter ihres Ehemanns. »Ich könnte ihn umbringen. Ich könnte ihn umbringen«, flüsterte sie.
Eine Fahrt nach Cossayaharie, mitten in der Woche,
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