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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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eingerichtet war. Überall hingen Kinderzeichnungen und -basteleien. Der Holzofen zwischen Vorraum und Speisekammer verbreitete eine starke Hitze, und die Deckenlampe war vorsorglich eingeschaltet, weil es ab vier Uhr dunkel wurde. Mindys dreizehnjährige Tochter – Russ kam gerade nicht auf ihren Namen – saß an dem runden, mit einem Kunststofftuch bedeckten Tisch bei den Hausaufgaben. »Hannah«, sagte ihre Mutter, »lauf hoch zum Stall und sag deinem Vater, Chief Van Alstyne ist hier und muss mit ihm sprechen.«
    Das Mädchen riss seine ohnehin großen Augen auf. »Hat Daddy was ausgefressen?«
    Russ schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich muss auch mit Ethan reden.«
    »Der ist mit Wayne draußen im Stall, die Melkmaschinen anschließen. Hannah, hol sie alle beide rein.«
    Bei der Erwähnung seines Bruders hatte sich das Mädchen entspannt. »Ach, Ethan«, sagte es, Richtung Haustür rennend, »war ja klar.«
    Mindy seufzte. »Was hat er denn jetzt wieder angestellt, Russ?«
    Er legte die Papiere auf den Küchentisch. »Hast du von dem ermordeten Mädchen gehört, das letzte Woche am Kill gefunden wurde?«
    »Natürlich. War ja in den Nachrichten. Unbekannte Tote aus dem Kill gefischt. So was kommt hier nicht alle Tage vor.« Mindys Augen wurden größer, als sie den Sinn ihrer Worte erfasste. Sie schlug ihre Hände zusammen. »Allmächtiger, sag nicht, du glaubst, mein Junge hätte etwas damit zu tun!«
    »Ruhig Blut, Mindy. Ich bin nicht da, um ihn als Mörder zu verhaften. Das hier ist ein Gerichtsbeschluss für einen Vaterschaftstest. Die Ermordete hat etwa eine Woche vor ihrem Tod ein Kind zur Welt gebracht, und ich habe Grund zu der Vermutung, dass Ethan der Vater sein könnte.«
    Mindy ließ sich auf einen hölzernen Lehnstuhl sinken. »Lieber Gott«, sagte sie. »Lieber Gott.« Sie blickte zu Russ auf. »Wer …?«
    »Es war Katie McWhorter.«
    Mindy presste ihre Hände noch fester zusammen. »O nein. O nein. Diese liebe Kleine.« Sie schüttelte den Kopf. »Diese liebe Kleine …« Sie legte sich eine Hand über die Augen. Russ’ Hände zuckten. Er fühlte sich hin und her gerissen zwischen beruflicher Distanz und dem Drang, diese Frau zu trösten, die er seit High-School-Zeiten kannte.
    Erschrocken wich er einen Schritt zurück, als sie plötzlich mit der flachen Hand auf den Küchentisch schlug. »Soweit ich weiß, war letztes Jahr zwischen Ethan und Katie Schluss. Wenn er Heimlichkeiten hatte und sie doch geschwängert hat, dann muss er mit der Wahrheit herausrücken. Und er wird sich dafür verantworten.« Langsam stand sie von ihrem Stuhl auf und sah Russ mit funkelndem Blick an. »Aber hör zu, Russ Van Alstyne. Mein Junge hat nichts mit irgendeinem Mord zu tun, erst recht nicht mit dem an Katie McWhorter.«
    »Was ist hier los?« Wayne Stoner stand in dem Vorraum, wo er sich mit einem Stiefelknecht die Schuhe auszog. »Russ?« Er hatte die runden, geröteten Wangen und die eisblauen Augen, die viele Menschen holländischen Ursprungs auszeichneten.
    Er streckte Russ seine Hand hin und begrüßte ihn, bevor er neben seine Frau trat. »Was hat der Kerl jetzt schon wieder ausgefressen?«
    »Russ möchte Ethan zu einer Blutprobe abholen«, erklärte Mindy. »Anscheinend hat Katie McWhorter vor ein paar Wochen ein Kind gekriegt, und Ethan könnte der Vater sein.«
    »Ach du lieber Gott!«, stöhnte Wayne, während er seinen Hut abnahm und auf den Tisch knallte. »So ein verdammter Schwachkopf! Gott, Kondome gibt’s heutzutage doch praktisch beim Futtermittelhändler!«
    Hannah war wieder zurückgekommen. Sie stand beim Holzofen und hörte zu. »Hat Ethan irgendein Mädchen geschwängert?«, fragte sie. »Boah. Kein Wunder, dass er sich so komisch aufführt.«
    Mindy überhörte diese Bemerkung. »Es kommt noch dicker«, sagte sie zu ihrem Mann. »Das tote Mädchen, das sie unten am Kill gefunden haben, war Katie. Die aus den Nachrichten …«
    Wayne schüttelte den Kopf und sah dann Russ aus zusammengekniffenen Augen an. »Du meinst, Ethan hätte was damit zu tun?«
    Russ breitete die Arme aus. »Wayne, ich weiß es nicht. Erst mal müssen wir ihm eine Blutprobe abnehmen und sehen, ob er überhaupt als Vater in Frage kommt.«
    »Ich telefonier mit unserem Anwalt«, sagte Wayne. »Ethan verlässt diesen Grund und Boden nicht, bevor ich mit ihm gesprochen habe.« Er drehte sich zu dem Telefontischchen zwischen den beiden Fenstern um. Russ hörte das Telefonbuch aufklappen.
    »Augenblick«, unterbrach

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