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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Hand, wie er es bei seinem Schwager gesehen hatte, wenn das Vieh aufsässig wurde.
    Die Kuh brüllte abermals, schien allerdings etwas beruhigt. »Braves Mädchen«, sagte Russ, während er sie tätschelte.
    »Ethan!« Er erhob seine Stimme, sodass man ihn durch den Stall hören konnte. »Ich erkläre mich damit einverstanden, zu sagen, deine Flinte wäre versehentlich losgegangen. Bis jetzt bist du nur wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und Bedrohung eines Polizisten dran. Treib es nicht zu ›versuchtem Mord‹. Leg deine Knarre hin und geh mit erhobenen Händen aus dem Stall.«
    »Sie möchten mich wohl für dumm verkaufen! Ich weiß, warum Sie hergekommen sind: Sie wollen mich für den Mord an Katie verhaften! Aber ich war’s nicht!« Ethans Stimme hatte den zittrigen, trotzigen Klang eines Jungen, der halb verrückt vor Angst und berauscht von der Macht ist, die ihm seine Waffe verleiht.
    »Wenn du sagst, du warst es nicht, Ethan, dann glaube ich dir. Ich bin hier, weil ich dich um eine Blutprobe bitten will – ob Katies Baby von dir ist.«
    »Sie lügen! Alle denken, ich war’s! Aber ich war’s nicht! Ich hätte ihr nie etwas zuleide tun können! Ich habe sie geliebt!«
    »Dann lass uns irgendwohin gehen, wo’s gemütlicher ist. Dort kannst du mir alles erklären. Wenn du Katie geliebt hast, dann hilf mir, ihren Mörder zu finden.«
    »Ich kann gar nichts erklären, Sie Arschloch! Ich hab an diesem Abend allein in meinem Auto gesoffen, danach bin ich in den Spielsalon. Ich weiß, ich hab kein gottverdammtes Alibi. Keiner hat mich gesehen, keiner kann sagen, dass ich es nicht war. Sie kümmert’s doch einen Scheißdreck, wer wirklich ihr Mörder ist. Sie wollen bloß jemanden verhaften, und da bin ich am bequemsten. Für Sie bin ich eh nur Abschaum.«
    »Für mich bist du ein junger Bursche, der Probleme hat und der einen ernsthaften Zuhörer braucht. Ethan, du kennst mich doch. Ich spiel nicht den Joe Friday.« Jesus, hatte der Junge diesen Film überhaupt gesehen? »Ich hab letzte Woche ein Auge zugedrückt, weil ich wusste, dass du besoffen warst. Weil ich nicht dran interessiert bin, dass jemand ein Vorstrafenregister bekommt. Ich möchte den Leuten helfen, damit sie sich aus allem Ärger raushalten. Also lass mich dir jetzt helfen.«
    »Sie können mir helfen, wenn Sie sich jetzt zum Teufel scheren und mich in Ruhe lassen! Ich hab sie nicht umgebracht!«
    Russ legte seine Hände auf die warme Flanke der Kuh. Irgendwo gab es eine bestimmte Zauberformel, die diesen Jungen dazu bringen würde, sein Gewehr hinzulegen und rauszugehen, ohne dass jemandem etwas geschah. Man musste sie nur finden. »Ethan, ich möchte dir nichts vorschreiben. Ich möchte dir lediglich die Fakten nennen, damit du deine eigene Entscheidung treffen kannst. Fakt eins: Du hast zur Waffe gegriffen und auf einen Sicherheitsbeamten geschossen. Das wird man dir nicht durchgehen lassen. Fakt zwei: In diesem Moment ist Gemeinde-und Staatspolizei von überallher zu eurer Farm unterwegs. Einigen von denen wird’s nicht darauf ankommen, ob du dieses Gebäude auf zwei Beinen oder in der Horizontalen verlässt. Fakt drei: Ich werde mir alles, was du über Katie und den Abend ihres Todes zu sagen hast, unvoreingenommen anhören und die Ermittlungen weiterführen, bis ich überzeugt bin, dass der wahre Mörder gefunden ist. Fakt vier: Es liegt in deiner Hand, diese Sache hier und jetzt zu beenden. Du kannst dein Gewehr hinlegen, hier rausmarschieren und deine Eltern heute Abend zu den glücklichsten Menschen der Welt machen. Oder du lässt es auf eine Schießerei mit der Einsatztruppe der State Troopers ankommen. Und wie, glaubst du, dass die ausgeht?«
    Die Kühe muhten. Ketten klirrten. Irgendwo tropfte ein Wasserhahn.
    »Hier spricht Officer Durkee von der Polizei Millers Kill«, rief eine Stimme außerhalb der Stallung.
    »Mark! Ich bin’s – Russ! Alles in Ordnung!« Jetzt. Das war der Moment, etwas zu riskieren. Sachte zog Russ seine 9-mm-Glock aus dem Gürtel. Das Klicken der Revolvertrommel klang in seinen Ohren so laut wie ein Schuss. Die Waffe nach unten gerichtet, erhob er sich zu seiner vollen Größe. Seine Schultern und sein Kopf ragten über den breiten Rücken der Kuh. In dem schwindenden Licht konnte er Ethans Silhouette vor der Wand des Stalles erkennen. »Bleiben Sie, wo Sie sind, Mark!«, rief Russ. »Ich glaube, Ethan wird seine Waffe niederlegen und rauskommen.« Er ignorierte das Gefühl, als würden ihm Ameisen

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