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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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die State Troopers trommeln ihre Einsatzmannschaft zusammen.« Sie kaute an der Innenseite ihrer Wangen. »Außerdem ein Notarzt.«
    »Oh. Natürlich.« Clare sah auf ihre Hände. »Was wollten Sie eben sagen?«
    Harlene schien verlegen. »Ich wollte fragen, ob Sie in solchen Momenten wirklich an die Macht des Gebets glauben.«
    Clare faltete die Hände und presste sie an ihre Lippen. Sie zögerte. »Ich glaube, Beten bündelt unsere menschlichen Gedanken und Energien – sendet sie zu denen, für die wir beten.« Harlene war verblüfft. Wahrscheinlich hatte sie ein einfaches »Ja« erwartet, gefolgt von einer Anrufung des Allmächtigen, alle zu beschützen. »Ich glaube, Gott hört gern unsere Gebete. Und ich glaube, er antwortet, indem er uns seinen Geist schickt, uns Kraft, Frieden und Einsicht schenkt. Aber Gewehrkugeln abwenden und Krebs heilen, das tut er wohl nicht. Obwohl es zuweilen vorkommt.«
    Harlene runzelte die Stirn. »Mit anderen Worten: Manchmal heißt seine Antwort ›Nein‹?«
    »Falsch. Manchmal heißt seine Antwort: ›Das ist das Leben in all seiner Vielfalt. Bahnt euch mit Anstand euren Weg und vergesst nie, dass ich euch liebe.‹«
    Harlene lehnte sich so heftig in ihrem Arbeitssessel zurück, dass er knarrte. »Sie sind wohl nicht so eine Predigerin wie diese Fundamentalisten?«
    Clare lachte. Da klingelte das Telefon. Harlene meldete sich, noch bevor das Klingelzeichen verklang. »Polizeirevier Millers Kill.« Eine Pause entstand. Harlenes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Oh, es ist auch schön, Ihre Stimme zu hören.«
    »Ist er das?«, flüsterte Clare. »Geht es ihm gut? Fehlt auch dem Jungen nichts?«
    Harlene nickte. »Nein, nein, da hat er völlig Recht. Überlassen Sie die Verhaftung und den Bericht erst mal denen. Sie fahren nach Hause!« Eine zweite Pause. »Dann fahren Sie zu Ihrer Mutter. Ist mir ganz egal. Wenn Sie hier auftauchen, jag ich Sie persönlich weg.« Sie lachte, dann hörte sie ein Weilchen zu. »Fehlt Ihnen auch wirklich nichts? Sie klingen so komisch.« Harlene warf wieder einen Blick auf Clare. »Bleiben Sie dran. Hier ist jemand, der wartet darauf, zu erfahren, wie es Ihnen geht. Sind Sie in der Verfassung für ein Gespräch mit Reverend Fergusson?« Sie deutete mit einem Nicken auf den Telefonhörer und hielt ihn Clare hin.
    »Hallo«, sagte die mit einer unerklärlichen Schüchternheit.
    »Hi«, antwortete Russ.
    »Wissen Sie noch, wie Sie mich warnten, dass Millers Kill kein verschlafenes Städtchen sei? Jetzt glaube ich Ihnen.«
    Er lachte. »Gut so.«
    »Klingt, als hätten Sie strikten Befehl, nicht in die Dienststelle zu kommen.«
    Er seufzte. »Ich sollte wohl heimfahren. Linda ist nicht zu Hause. Und meine Mutter … die sollte von der Geschichte nichts erfahren. Ich bin noch …« Seine Stimme erstarb.
    »Ich weiß.«
    »Sie wissen?« Er schien überrascht.
    »Ich weiß, Sie sind noch …« Clare ließ ihre Stimme verklingen, als ein Echo der seinen. »Gehen wir irgendwo etwas trinken. Dann können wir uns unterhalten.«
    »O Gott. Ich glaube nicht, dass ich das im Moment schaffe, unter die Leute gehen. Außerdem stinke ich nach Kuhscheiße und dem kaltem Angstschweiß.«
    »Dann sagen Sie mir, wo wir uns treffen können, und ich komme zu Ihnen.«
    »Meinen Sie … wäre bei mir okay? Ich könnte duschen und mich umziehen, ’n paar Burger besorgen oder so. Wäre das, äh, priestergemäß?«
    Sie lachte leise. »Ich denke, einen Freund mutterseelenallein daheim sitzen zu lassen, das wäre eher nicht priestergemäß. Beschreiben Sie mir den Weg und sagen Sie, wann ich kommen soll. Vorzugsweise, wenn Sie nicht mehr nach Kuhscheiße et cetera riechen.«
    Er lachte. Nachdem sie seine Adresse notiert hatte, gab sie den Hörer an Harlene zurück. »Wollen Sie Reverend Fergusson Ihre Sünden beichten? Dann müsste sie aber ein paar Stunden Zeit mitbringen!« Sie horchte und kicherte dann über etwas, das er sagte. »Gut. Ja, mach ich. Ja, versprochen. Trauen Sie mir etwa nicht? Halt! Besser, Sie geben keine Antwort.« Harlene lachte. »Okay. Ich hoffe, Sie sind wenigstens zufrieden, Chief. Sie haben gerade Katies Mörder gefasst.« Wieder eine Pause. Harlenes Lächeln verblasste. »Na dann … Wiederhören. Bis morgen.« Sie legte auf.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Clare.
    »Dass er’s nicht genau weiß. Dass er nicht weiß, was er gerade getan hat.«

14
    A ls Russ auf ihr Klopfen hin die Tür öffnete, wirkte er irgendwie … anders. Es war …

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