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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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fuhr mich der Chief nach Hause, weil mein eigener Wagen, wie man mir unermüdlich unter die Nase reibt, im Winter nicht zu gebrauchen ist.«
    McKellan schien enttäuscht.
    »Und gestern Abend kam der Chief um die Abendessenszeit vorbei. Darum habe ich ihn zu einer Portion Eintopf eingeladen, bei der wir die Sache mit den Burns und dem Baby besprachen.« Es war ja wirklich harmlos gewesen. Sie hatte Russ gegenüber nie etwas getan oder gesagt, das sie nicht vor dem gesamten Pfarrgemeinderat wiederholen könnte. Warum also war ihr zu Mute, als würde sie Terry McKellan belügen?
    Er drückte ihren Arm. »Tut mir leid. Wenn ich irgendjemanden über diese Sache tratschen höre, rücke ich ihm den Kopf zurecht.«
    »Vielen Dank.«
    »Aber Sie sollten trotzdem wegen des Kredits für ein Auto bei mir vorbeikommen.«

    Im Pfarrbüro lehnte sich Clare an den unnatürlich ordentlichen Schreibtisch. »Lois, haben Sie irgendwelchen Klatsch über –« Sie sah die verächtliche Miene der Sekretärin. »Schon gut.«
    Lois riss einen rosa Merkzettel ab und reichte ihn ihrer Chefin. »Klatsch«, wiederholte sie schniefend. »Nicht hinhören, nicht weitererzählen.«
    Clare warf einen Blick auf Lois’ säuberliche Schrift. »Das Jugendamt? Für mich? Wie hat« – sie sah wieder auf den Zettel – »Ms. Dunkling sich denn angehört?«
    »Ms. Dunkling hat sich angehört wie ein knatschiges Kind.«
    »Wie ein knatschiges Kind, so? Das heißt wohl, die Briefkampagne zeigt bereits Wirkung.«
    Lois nahm ihre Lesebrille ab und zog die Brauen hoch. »Hm«, bejahte sie.
    »Auf die lange Bank schieben hat keinen Sinn. Besser, man geht gleich in die Höhle des Löwen. Der Löwin.« Clare machte auf dem Absatz kehrt, ging nach draußen, streckte aber noch einmal ihren Kopf durch die Tür. »Können Sie mit Mr. Hadley sprechen, dass er mir Holz und Reisig in mein Büro bringt? Ich habe keine Lust, den ganzen Winter zu frieren, wenn ein funktionstüchtiger Kamin da ist.«
    Sie überhörte die Warnung, die ihr durch den Gang hinterherklang. »Der Winter hat noch nicht mal angefangen, Reverend …«
    Die Heizung unter dem Fenster von Clares Büro pfiff und keuchte in dem redlichen Bemühen, die Kälte zu vertreiben. Clare steckte ihre Kopie von Mr. Corlews Kostenvoranschlag in den »Gebäude und Wartung«-Ordner, der bereits eine ganze Schreibtischlade einnahm und jeden Moment in den angrenzenden Karteikasten überzuschwappen drohte. Aus ihrer Thermoskanne schenkte sie sich Kaffee ein, verzog ihr Gesicht wegen des Geschmacks und ließ den Becher in einem Fach des Bücherschranks stehen. Ihr Schreibtischsessel quietschte und knackte, als sie Platz nahm und nach dem Telefon griff. Während sie darauf wartete, Ms. Dunkling an den Apparat zu bekommen, blätterte sie in ihrem Kalender. Krankenbesuche. Kirchenchor. Verwaltungsausschuss. Eheberatung. »Ja, guten Tag. Angela Dunkling bitte. Hier Clare Fergusson.« Sie runzelte die Stirn und notierte sich rasch, Kristen McWhorter wegen der beiden Begräbnisse anzurufen. »Ms. Dunkling? Hier Clare Fergusson von St. Alban’s.«
    »Ja, Ms. Fergusson. Ich wollte Sie wegen dieser Briefe aus Ihrer Gemeinde sprechen.« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang nasal und tonlos, als hätte die Frau vor längerer Zeit eine Rede auswendig gelernt. »Das Jugendamt ist eine Staatsbehörde. Es lässt sich nicht von Interessengruppen beeinflussen, Ms. Fergusson. Wir sind vom Gesetzgeber angehalten, ausschließlich zum Wohl der von uns betreuten Familien zu arbeiten. Lesen und Beantworten von zahlreichen Briefen verursacht Zeit-und Energieverlust für unseren vordringlichsten Auftrag: den Schutz der New Yorker Kinder.«
    Clare runzelte die Stirn. »Soll das heißen, Informationen über Codys eventuelle Adoptiveltern seien für Ihren Auftrag nicht wichtig?«
    Angela Dunkling schnaubte gereizt. »Natürlich nicht. Glauben Sie mir, wir haben schon beträchtliche Informationen über die Burns. Es ist nicht erforderlich, dass wir von jedem, der mit ihnen zur Kirche geht, hören, was für tolle Leute sie sind.«
    Clare schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Wenn die Briefe so wenig ausrichteten, warum dann dieser Anruf von der Sachbearbeiterin? »Weshalb legen Sie die Briefe also nicht mit den anderen Informationen zu den Akten? Weshalb wollen Sie sie beantworten?«
    »Bitte reden wir doch nicht um den heißen Brei herum, ja? Ihre Leute schicken Briefe und bringen auch ihre Abgeordneten dazu, uns zu schreiben. Ich kann

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