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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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darauf verzichten, dass mir in dieser Angelegenheit irgendein Landesparlamentarier im Nacken sitzt, nur weil einer seiner Wähler meint, die Burns wären ideale Eltern. Es ist an uns, zu entscheiden, welche Lebensverhältnisse dem Wohl des Kindes dienen. Wir warten immer noch darauf, dass die Polizei seine leiblichen Eltern findet.«
    »Eltern? Seine Mutter ist tot.«
    »Dann eben den Vater. Das Kind wird erst zur Adoption freigegeben, wenn wir eine abschließende Entscheidung bezüglich seines Vaters oder anderer noch lebender Verwandter treffen.«
    »Das heißt, Cody verbringt seine ersten, prägenden Lebensjahre bei Pflege-statt bei seinen künftigen Adoptiveltern?«
    »Ms. Fergusson, er ist bei einer gewissenhaften, liebevollen, erfahrenen Pflegemutter untergebracht. Ich gebe Ihnen ihre Nummer, dann können Sie sich selbst überzeugen, wenn Ihnen das so viel Sorge macht.« Eine Pause entstand; man hörte Karteiblätter leise rascheln. »Deborah McDonald. 555-9385. Glauben Sie mir, wir führen keine Waisenhäuser wie bei Charles Dickens.« Ms. Dunkling seufzte erbittert. »Haben Sie eine Vorstellung davon, wie viele Paare da draußen auf das schöne weiße Baby warten? Einige stehen viel länger auf der Liste als die Burns. Warum sollte man die überspringen?«
    »Vielleicht, weil es Codys leibliche Eltern in einem Brief so gewollt haben?«
    »Vergessen Sie’s. Pfeifen Sie Ihre Meute zurück, Ms. Fergusson. Auf diese zusätzlichen Kopfschmerzen können wir verzichten, und glauben Sie mir, es wird an unserem Entscheid in diesem Fall nichts ändern. Wenn Sie den Burns helfen wollen, dann sagen Sie ihnen, sie sollen Ruhe geben und lernen, mit dem System zu arbeiten, statt es manipulieren zu wollen. Und sagen Sie ihnen auch, sie sollen mit ihren unangemeldeten Besuchen bei Mrs. McDonald aufhören. Die Herrschaften kennen die Vorschriften.«
    »Was – sie haben Cody besucht? Ist das denn ein Problem?«
    »Jawohl, das ist es. Ein Paar, das einen Antrag auf Adoption gestellt hat, sollte das Kind nur unter Aufsicht des Jugendamts besuchen. Rufen Sie Mrs. McDonald an, die wird’s Ihnen bestätigen. Mittwochabend, zwanzig Uhr, stand Geoff Burns unangemeldet vor der Tür. Glauben Sie mir, solche Eskapaden helfen seiner Bewerbung keinen Schritt weiter.«
    Clare legte eine Hand auf ihren Kalender. »Letzten Mittwoch, sagten Sie? Um acht?« Der Abend von Darrel McWhorters Ermordung.
    »Ja. Warum?«
    »Nur so. Gut, ich werde mit ihm darüber reden.«
    »Und stellen Sie auch die Briefkampagne ein?«
    Clare zögerte eine Sekunde. »Ich werde meiner Pfarrei mitteilen, was Sie gesagt haben. Ich kann nur Vorschläge machen; befehlen kann ich nichts.«
    Die Beamtin brummte. »Dann freue ich mich darauf, mich wieder ohne versuchte Erpressung meiner Arbeit widmen zu können.«
    Clare legte schnell auf. Sie tippte mit ihrem Finger auf das Rechteck mit dem Datum »Mittwoch, 8«. Zwanzig Uhr. Russ hatte erzählt, angeblich wären die Burns den ganzen Abend zu Hause gewesen. Vielleicht rechnete Geoff diesen Besuch noch zu seinem Arbeitstag, nicht als Feierabend? Vielleicht hatte er auf seinem Heimweg bei Mrs. McDonald Zwischenstation gemacht und vergessen, es zu erwähnen. Vielleicht war er anschließend geradewegs nach Hause gefahren und hatte den Rest des Abends mit seiner Frau vor dem Fernseher verbracht. Vielleicht hatte er bei seinem Besuch einen Begleiter. Vielleicht hatte er Darrell McWhorter klammheimlich getötet, war dann nach Albany, hatte Katies Zimmer durchwühlt und war schließlich nach Millers Kill zurückgekehrt.
    Clare verschränkte ihre Arme auf dem Schreibtisch und beugte sich nach vorn, bis ihr Kopf fast auf der Tischplatte lag. Lieber Gott. Sie machte die Augen zu. Bitte, bitte gib, dass ich mich nicht in ihnen getäuscht habe.

20
    C lare fuhr hinter einem Lastzug her und schnitt eine Grimasse, da er ihre Windschutzscheibe mit Matsch bespritzte. Der Winterdienst hatte die Landstraßen nach dem Schneegestöber vom Mittwoch gründlich geräumt, aber die nasse Mischung von Splitt und Salz, die die Reifen gut greifen ließ, um sicher durch die Hügel nach Fort Henry zu gelangen, verwandelte Clares Purpur-Metallic-Speziallackierung – für die sie in ihrer Jugend leichtsinnigerweise siebenhundert Dollar zusätzlich bezahlt hatte – in ein schmutziges Sperlingsbraun, das sich durch nichts von jedem anderen Wagen unterschied. Wie Russ und seine Männer nur Fahrzeuge identifizieren konnten, die alle aussahen, als wären

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