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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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Galilei bezeichnet Brahes Weltmodell als null und nichtig.
    In der Gunst des neuen Papstes
    Durch seine deftige Polemik macht er sich viele Jesuiten, zu denen er bis zum Tod von Christopher Clavius ein so gutes Verhältnis gehabt hatte, endgültig zu Feinden. Dagegen erntet er in der höfischen Gesellschaft, in der er verkehrt, viel Beifall für seinen Saggiatore . Besonders glücklich ist der Umstand, dass gerade zu der Zeit, als das Buch in Rom gedruckt werden soll, ein neuer Papst gewählt wird: der ihm freundschaftlich verbundene Maffeo Barberini. Nur wenige Wochen vor der Papstwahl hat er sich bei Galilei für die Betreuung seines Lieblingsneffen, Francesco Barberini, bedankt. Zuvor hatte er Galilei ein Gedicht geschickt und dessen Entdeckungen gerühmt. Die salbungsvollen Zeilen sind unterzeichnet mit »come fratello« – »wie ein Bruder«.
    Galilei widmet die Kometenschrift dem neuen Papst, Urban VIII., sie ist sein philosophisch-literarisches Entree in das hoffnungsvolle Pontifikat. Dieser lässt sich daraus vorlesen. Außerordentlich gut gefällt ihm Galileis eingestreute Fabel von dem Mann, der die Ursache für einen bestimmten Ton finden möchte und dabei entdeckt, dass Töne in der Natur auf unzählbar viele verschiedene Weisen erzeugt werden. Ein und derselbe Ton kommt mal von einem Vogel her, dann von einer Flöte, von den Angeln der Tür, die sich öffnet, von Orgeln und Saiteninstrumenten. Am Ende möchte der Forscher wissen, wie eine Grille den Ton hervorbringt. Er durchtrennt ein paar dünne Stränge in ihrem Körper und tötet die Grille dabei. So raubt er ihr nicht nur die Stimme, sondern nimmt ihr auch das Leben, »und konnte nicht mehr klären, ob das Lied von diesen Strängen ausgegangen war«.
    Die Natur, deutet Galilei mit seiner Fabel an, ist viel reicher, als sich der Mensch vorstellen kann. Wer diese Vielfalt missachtet und mit übertriebenem Eifer zu Werk geht, zerstört das eigentliche Ziel der Wissenschaft. Urban VIII. stimmt diesem Lob auf den Reichtum und die Unergründlichkeit der göttlichen Schöpfung in jeder Hinsicht zu. Bei Galileis nächstem Rombesuch im Frühjahr 1624 empfängt er ihn sechs Mal zu längeren Gesprächen. Noch einmal hört man in Rom das alte »Du hast gesiegt, Galilei!«
    Aber es ist nicht der alte Galilei, der hier auftritt, nicht der Entdecker der Jupitermonde, auch nicht der zwar verspätete, aber bessere Beobachter der Sonnenflecken, sondern der nun ganz in seiner Rolle als Hofphilosoph aufgehende Denker, Erzähler, Polemiker. Keine seiner bisherigen Veröffentlichungen ist so weitschweifig und voller wissenschaftsphilosophischer Gedanken wie der Saggiatore – und in keiner liegt er in der eigentlichen Sache so daneben.
    Kepler contra Galilei
    Im Oktober 1624 bekommt Kepler das Buch bei einem längeren Aufenthalt am kaiserlichen Hof in Wien zu Gesicht. Er liest den Text mit anderen Augen als der Papst. Nicht nur, weil er die Kometen selbst beobachtet hat. Mit Sicherheit fühlt sich Kepler durch den Saggiatore auch persönlich angegriffen. Seine eigenen Forschungen beruhen wesentlich auf Brahes Beobachtungsdaten, mit der Polemik gegen Brahe untergräbt Galilei auch seine, Keplers Autorität.
    Zwar wolle er sich aus dem Streit mit Grassi heraushalten, so Kepler. Die Stellen aber, an denen Galilei an die Sache Tychos rühre, dürfe er nicht übergehen: Er wolle nicht den Eindruck erwecken, er habe nicht das Herz gehabt, ihn zu verteidigen. Das tut er Punkt für Punkt im Anhang einer 1625 gedruckten Schrift.
    Selbstverständlich sei das tychonische Modell ein vollständiges Weltsystem wie das ptolemäische und das kopernikanische. In seiner Neuen Astronomie habe er ausführlich dargelegt, dass es genau wie diese mit den Beobachtungen in Einklang stehe. Würde man mit Galileis Kriterien an Kopernikus herantreten, müsse man diesem noch viel eher die Originalität absprechen, weil schon lange vor Kopernikus Aristarch die heliozentrische Theorie vertreten habe.
    Der Vorwurf, die vielen verschiedenen Messungen der Kometenpositionen an unterschiedlichen Orten Europas passten nicht zusammen, könne auch für Galilei kein Grund sein, deshalb gleich alle zu verwerfen, inklusive der Beobachtungen Tychos. Galilei selbst wisse doch sehr wohl, echte Münzen von Falschgeld zu unterscheiden. Er wisse auch, was für ein Unterschied bestehe zwischen der unglaublichen Gewissenhaftigkeit, mit der Tycho seine Messungen gemacht habe, und der Trägheit vieler anderer Männer in

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