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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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jedoch machte ihm der Emporkömmling die Stelle streitig.
    Das alles wäre vielleicht noch zu ertragen gewesen. Aber Galilei, der bis vor Kurzem nichts veröffentlicht hatte, was ihm im internationalen Forschungsranking einen der vorderen Plätze hätte sichern können, ist durch die Verbesserung des Fernrohrs ein schier unglaublicher Gehaltssprung gelungen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Professor aus Padua inzwischen weit mehr verdient als sein Kollege aus Bologna – dank eines fragwürdigen Instruments, das er nicht einmal selbst erfunden hat! Und nun stellt dieser Galilei in seinem Sternenboten mir nichts, dir nichts die Grundlagen der Astronomie infrage, und als ob das noch nicht genug wäre, auch gleich die der Astrologie, mit der Magini bis dahin gute Geschäfte gemacht hat.
    Im Frühjahr 1610 tut Magini einiges dafür, die Mathematiker- und Gelehrtenwelt gegen Galilei zu mobilisieren. Sein Verhalten Galilei gegenüber ist von Neid geprägt. Noch bei seinen nächsten Gehaltsverhandlungen wird er entschieden auf Galileis höheres Einkommen hinweisen und betonen, dass er ihm keinesfalls nachstehe, sondern »bei Weitem mehr« leiste als er.
    Solchen Grabenkämpfen begegnet man gerade im akademischen Umfeld über sämtliche Jahrhunderte hinweg. Nichts scheint schwerer zu ertragen, als wenn ein Kollege das große Los zieht. Kann man darauf anders reagieren als mit Neid?
    Die Gelehrten seien »die unbändigste und am schwersten zu befriedigende Menschenklasse – mit ihren ewig sich durchkreuzenden Interessen, ihrer Eifersucht, ihrem Neid, ihrer Lust zu regieren, ihren einseitigen Ansichten, wo jeder meint, dass nur sein Fach Unterstützung und Beförderung verdiene«, schreibt Wilhelm von Humboldt im Mai 1810, etwa 200 Jahre nach Galilei, an seine Frau. Wiederum etwa 200 Jahre später, stellt die deutsche Medizin-Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard aus der Warte einer Beneideten fest: »Nicht einmal ist mir von meinen Kollegen zu irgendetwas gratuliert worden. Als dann der Preis kam, war das für manche, als habe eine Bombe direkt neben ihnen eingeschlagen, und sie sind heut noch nicht drüber weg. Die Rache war, mich mit Ämtern und Verwaltung vollständig zuzumüllen.«
    Trügerisches Gastmahl
    Auch neben Magini schlägt eine Bombe ein. Mehr als jeder andere fühlt er sich dazu herausgefordert, die ganze Sternenbotschaft als optische Täuschung zu entlarven. Da kommt ihm die Präsentation des Fernrohrs in Bologna gerade zupass.
    Die Möglichkeit für ein solches Heimspiel ergibt sich auf Galileis Rückweg von Pisa nach Padua. Auf der Hinreise hat er noch einen Bogen um Bologna gemacht, nun unterbricht Galilei seine Tour – nach dem Erfolg in Pisa vermutlich in bester Laune und voller Optimismus. Magini richtet ein Essen mit erlesenen Gästen für ihn aus, im Anschluss daran soll Galilei den Bologneser Gelehrten die vier neuen Planeten zeigen.
    Doch als Galilei das Fernrohr bereitgestellt hat, kann keiner der Anwesenden die Existenz der Jupitermonde bestätigen. Es heißt, durch die Linsen sehe man sämtliche Fixsterne doppelt. Wie kann man dem Instrument da noch irgendwie trauen?
    Von dem Reinfall berichtet ein Schüler Maginis, Martin Horky, umgehend an Johannes Kepler nach Prag: »Nichts hat Galilei ausrichten können, denn mehr als zwanzig hochgelehrte Männer waren zugegen, aber keiner hat die neuen Planeten deutlich gesehen; … Alle haben erklärt, dass das Instrument täusche; darüber ist Galilei verstummt, und am 26. ist er traurig in aller Frühe davongegangen und hat, in Gedanken versunken, weil er ein Märchen feilgeboten, für das ehrenvolle und köstliche Gastmahl, das ihm der Herr Magini ausgerichtet hatte, nicht einmal Dank gesagt.«
    In der letzten Aprilwoche endet Galileis Siegeszug unter dem Bologneser Nachthimmel. Er hat zu große Hoffnungen in sein Forschungsinstrument gesetzt. Wie er aus eigener Erfahrung hätte wissen können, setzt die Beobachtung ferner Himmelsobjekte mit einem Fernrohr einige Übung voraus. Untrainierte und besonders altersschwache Augen müssen sich erst an die Lichtsituation, den Tunnelblick, das kleine Gesichtsfeld und die Abbildungsfehler der Linsen gewöhnen. Einige völlig unspektakuläre Lichtkleckse am Himmel dann auch noch im Visier zu behalten und sie als Satelliten Jupiters zu identifizieren, die sich langsam um den Planeten bewegen, verlangt zumindest einige Nächte geduldiger Beobachtung.
    Galilei dürfte mit einigem Frust aus Bologna

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