Das Werben des Lord MacKenzie
zu benehmen – vielleicht auch wie die grausame Barbara Allan in der Ballade, eine distanzierte Schönheit, für die die Männer starben. Er wartete darauf, dass Isabella schrie, einen hysterischen Anfall bekam oder zumindest wütend wurde und die Tür zuwarf.
Isabella zog die Augenbrauen hoch, lehnte sich gegen den Türrahmen und sah sich absichtlich an Mac satt.
Röte überzog seine Wangen, als er aus der Wanne stieg, und Wasser auf den Boden tropfte. Er legte die Hände in den Nacken, verschränkte die Finger ineinander, um seine Arme und seinen Rücken zu strecken. Die Muskeln seines Körpers spielten so formvollendet wie eine Sinfonie.
Isabella zwang sich, still stehen zu bleiben, auch dann noch, als Mac langsam auf sie zukam. Sie nahm den Duft der Seife wahr, die Bellamy für ihn mitgebracht haben musste, ein Duft voll der Erinnerungen. In der Mount Street war sie oft in das Badezimmer gegangen, um Mac den Rücken zu waschen oder neben der Wanne sitzen zu bleiben, nachdem sie damit fertig war. Oft hatten diese Badesitzungen damit geendet, dass er sie zu sich ins Wasser gezogen hatte, samt Morgenrock und allem.
Isabellas Herz schlug mit ungesund heftigen Schlägen, als Mac näher kam. Er würde sie küssen. Er würde sie in die Arme nehmen und sie heftig küssen, sie herausfordern, bis sie ihr Verlangen nach ihm nicht länger leugnen konnte.
In der letzten Sekunde griff Mac nach dem Handtuch, das neben ihr an der Wand hing, und zog es vom Haken.
Er wickelte es sich um die Taille. »Enttäuscht?«, fragte er.
Diese verdammte Impertinenz. »Sei nicht albern.«
Isabella wusste, dass Mac nicht wollte, dass es leicht für sie war. Er wollte, dass sie sich mit dem auseinandersetzte, was zwischen ihnen war, dass sie die Schichten kühler Höflichkeit abtrug, hinter die sie sich zurückgezogen hatten, dass sie bis zu dem bitteren Kern ihres gemeinsamen Schmerzes vordrang.
»Es geht nicht«, murmelte sie.
Mac berührte ihr Kinn, Wasser tropfte von seinen Fingerspitzen und lief ihre Kehle hinunter. »Ich weiß. Sonst hättest du nicht wegen der Wiege geweint.«
Ihre Kehle zog sich zusammen. »Vielleicht war es symbolisch.«
Macs Stimme wurde harsch. »Nein, es war nicht symbolisch oder eine Botschaft aus dem Jenseits oder sonst irgendein okkulter Unsinn. Sie stand einfach zufällig in dem Raum, in dem ein Verrückter Feuer gelegt hat.«
»Ich weiß.«
Isabella hatte nicht gemeint, dass die Zerstörung der Wiege ein Omen sei, ein Menetekel für ihre gemeinsame Zukunft. Sie hatte gemeint, dass das Feuer vielleicht ein Erinnerungsstück an ihr gemeinsames Versagen vernichtet hatte; vielleicht konnten sie neu anfangen, da diese Barriere zu Asche verbrannt war.
»Das ist mein Mädchen.« Mac trat zurück. Ein Handtuch um seine Hüften machte ihn nicht weniger anziehend; es bewirkte vielmehr, dass Isabella sich danach sehnte, ihren Finger in das Tuch zu haken und es wegzuziehen. »Vernünftig im Angesicht von Trübsal«, sagte er. »Ich habe das immer an dir geschätzt.«
Isabella hob das Kinn und zwang ihre Stimme, nicht zu beben. »Miss Pringle hat uns beigebracht, dass praktischer gesunder Menschenverstand sehr viel wichtiger sei als die Kunst, Tee zuzubereiten.«
»Eines Tages muss ich Miss Pringle kennenlernen und ihr zu ihrem Erfolg gratulieren.«
»Sie würde dich kaum kennenlernen wollen. Sie hat keine Verwendung für Männer.«
Mac beugte sich vor, Wärme füllte den Raum zwischen ihnen. »Vielleicht wird sie bei mir eine Ausnahme machen. Schließlich liebe ich ihre beste und klügste Schülerin.«
»Ich war eine ihrer dümmsten, nicht ihrer klügsten.«
»Lügnerin.«
Mac schob ihr Haar zur Seite und legte ihr die Hand um den Nacken. Ein Wassertropfen fand seinen Weg in ihren Kragen. Macs Atem streifte ihre Lippen, und Isabella schloss die Augen, als sie auf den sanften Druck seines Mundes wartete.
Er kam nicht. Mac streichelte sie ein paarmal und gab sie dann frei. Als sich kalte Enttäuschung um ihr Herz schlang, küsste Mac seine Fingerspitzen, die vom Bad leicht schrumpelig waren, und drückte sie auf Isabellas Lippen.
»Ich habe meine Meinung über das Hotel geändert«, sagte er. »Dein Haus ist viel bequemer. Bis morgen früh, Liebes.«
Er wandte sich von ihr ab, ging zu der Tür, die in das andere Zimmer führte, und ließ in dem Moment, in dem er sie öffnete, das Handtuch fallen.
Isabella sackte gegen den Türrahmen, während ihr Blick sich auf seine Oberschenkel und seine
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