Das Werben des Lord MacKenzie
dem Versuch vertan, sich anzukleiden.
Mac packte Sal um die Taille. »Komm schon. Los.«
»Mary«, schluchzte Sal.
Mary lag reglos am Boden. Mac bückte sich und warf sie sich über die Schulter, gleichzeitig schob er Sal vor sich aus dem Zimmer in den Korridor.
Jetzt brannte auch der Treppenabsatz. Mac hörte ein Krachen und ein Stöhnen, als die Stufen zu den unteren Fluren wegbrachen.
Sal kreischte aus voller Kehle los. »Wir sind gefangen! Wir sind gefangen!«
»Mylord!« Bellamy stand unterhalb der eingestürzten Treppe und schaute voller Angst zu ihnen hoch.
»Verdammt, Bellamy. Bringen Sie endlich die Bilder raus. Wir werden über das Dach fliehen.«
Mac drängte Sal in sein Atelier und schlug die Tür hinter ihnen zu. Binnen Sekunden würde das Feuer auch auf diesen Raum übergreifen – einen Raum, der bis zur Decke voll war mit Farben, Terpentin und anderen leicht brennbaren Dingen, die explodieren konnten.
Er zerrte den Tisch in die Mitte des Zimmers, sprang hinauf und stieß das Oberlicht auf. Er packte zuerst Sal und hob sie hoch bis zur Lukenöffnung. Sal griff mutig nach den Dachschiefern, stemmte sich mit den Füßen von Macs Schultern ab und kletterte hinaus auf das Dach.
Mac sprang vom Tisch und hob Mary hoch, die gerade dabei war, wieder zu sich zu kommen. Ihre Augenlider flatterten, sie starrte Mac entsetzt an und stieß dann ein Keuchen aus.
Mac grinste sie ermutigend an. »Keine Zeit zum Schreien, meine Liebe. Hoch mit dir.«
Sal griff von oben durch die Luke und half Mac, Mary hindurchzuziehen, dann zog sie das Mädchen zu sich hoch auf das Dach. Mac sprang, packte das Fenstersims und rutschte durch die Öffnung nach draußen. Im selben Augenblick griffen die Flammen auf das Atelier über.
»Was machen wir jetzt?«, jammerte Sal. »Es ist so hoch.«
»Wir verschwinden von hier, bevor das Feuer auf meine Farben übergreift. Los, vorwärts.«
Mary begann zu weinen und starrte blind vor Panik über die Dächer. Sal war ein wenig zäher, sie ergriff verzweifelt, aber ruhig die Hand, die Mac ihr reichte. Beide Mädchen klammerten sich an ihn, als sie sich von ihm über das leicht geneigte Dach zu dem des Nachbarhauses führen ließen.
Das Haus war zurzeit unbewohnt, wie Mac wusste, die Familie weilte auf dem Land. Das Oberlicht war verriegelt und gab Macs Versuchen, es zu öffnen, nicht nach. Er riss sich das Tuch vom Kopf, wickelte es um seine Faust und stieß sie durch die Scheibe. Das Glas war dick, und er musste es mehrmals versuchen. Er schnitt sich dabei in die Hand, aber schließlich konnte er durch das Loch greifen, das dadurch entstanden war, und den Sperrriegel öffnen.
Auf dem Dachboden war es kalt, und es roch modrig, aber hier war noch kein Rauch. Mac ließ sich durch das Fenster hinunter. Dann streckte er die Arme hoch, um zuerst Mary aufzufangen und dann Sal zu helfen. Er führte die beiden Mädchen aus der Dachkammer und die langen Treppen hinunter zur Haustür.
Die beiden Mädchen schluchzten vor Erleichterung, als Mac die Tür entriegelte und aufstieß. Aus den umstehenden Häusern waren inzwischen Menschen herbeigelaufen, Nachbarn und deren Dienstboten hatten schon eine Eimerkette gebildet. Mac schloss sich ihnen an, bis das Läuten der Glocken die Ankunft der Feuerwehr mit ihren Wasserpumpen und Schläuchen verkündete. Zwar konnte auch mit ihrer Unterstützung Macs Haus nicht mehr gerettet werden, aber sie würde verhindern, dass sich das Feuer die Straße hinunter ausbreitete.
Mac sah finster einem abgehetzten Bellamy entgegen, der mit leeren Armen auf ihn zugerannt kam. »Wo zum Teufel sind meine Bilder?«
»In Ihrer Kutsche, Mylord. Ich habe sie und die Pferde aus den Stall geholt.«
Etwas in Mac begann sich zu lösen. »Ich glaube, Sie brauchen eine Erhöhung Ihres Salärs, Bellamy. Sie haben nicht zufällig auch eines von meinen Hemden mit herausgebracht?«
»In der Kutsche, Sir. Ein kompletter Satz Kleidung.«
Mac schlug Bellamy auf die massige Schultern. »Sie sind ein Wunder von einem Mann. Keine Frage, dass Sie alle Kämpfe gewonnen haben.«
»Vorsorge, Sir.« Bellamy schaute auf das Haus und die Rauchwolke darüber, auf die von Menschen wimmelnde Straße, die Feuerwehrmänner, die die Wände mit Wasser besprühten. »Was machen wir jetzt, Mylord?«
Mac lachte, was in einem Keuchen endete. »Wir steigen in die Kutsche, für die Sie so gewissenhaft Vorsorge getroffen haben, und suchen uns einen Platz, wo wir heute Nacht bleiben können. Ich
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